Finstere Nächte, beherrscht von der eisigen Kälte des sibierischen Winters, die sich unaufhaltsam durch die vom trüben Schein unzähliger Straßenlaternen erhellten Gassen von Novosibirsk zieht…
Inspiriert von solch düsteren Visionen, formierten sich in 2007 vier russische Herren unter dem Namen STATION DYSTHYMIA, um ihren Emotionen und Gedanken in musikalischer Form Ausdruck zu verleihen. Als Ergebnis dieses Prozesses wurde nur wenig später in kompletter Eigenregie das Debütwerk “ONLY GRAY DAYS“ veröffentlicht, auf dem das Quartett zähen und minimalistischen Funeral Doom Metal zelebrierte, der schließlich auch das Interesse von Solitude Productions wecken konnte. So wuchtet dieser Tage das aus Orel stammende Label das Zweitwerk “OVERHEAD, WITHOUT ANY FUSS, THE STARTS WERE GOING OUT“ der Truppe auf den Markt, auf dem STATION DYSTHYMIA ihren Stil weiter ausbauen.
Bereits der Opener “A Concrete Wall“ entpuppt sich als 34-minütiger Koloss, der eine dunkle und vor allem mächtige Klangkulissen bereithält, in denen wuchtige Riffkonstrukte und filigrane Leadspuren eine vielschichtige und stellenweise gar komplexe Symbiose eingehen. Vereinzelte Schläge auf Snare oder Cymbals halten dabei einen trägen und schwermütigen Takt aufrecht, der nur dezent Dynamik in das Geschehen zu bringen vermag. All dies geschieht dabei in nahezu quälender Langsamkeit. Dem Quartett gelingt es auf diese Weise den Track auch ohne große Effekthascherei in einen grauen Schleier der Elegie und Trostlosigkeit im Stile von Kapellen wie ESOTERIC oder SKEPTICISM zu hüllen. Wenngleich STATION DYSTHYMIA im weiteren Verlauf von “OVERHEAD, WITHOUT ANY FUSS, THE STARTS WERE GOING OUT“ stets nur minimal von diesem Konzept abweichen, sind es doch die zahlreichen Details, die die Platte letztendlich doch interessant bleiben lassen. So sorgen abseits von stimmigen Melodiebögen und sphärischen Synthesizersounds auch kurze Tempoauflockerungen wie etwa in “Starlit: A Rude Awakening“ für ausreichend Variation.
Leider begehen STATION DYSTHYMIA immer wieder den Fehler, einzelne Spannungsbögen oder Breaks zu sehr auszudehnen, wodurch die vier Songs von “OVERHEAD, WITHOUT ANY FUSS, THE STARTS WERE GOING OUT“ künstlich in die Länge gezogen werden, ohne dass hierbei neue Ideen dargeboten werden können. Diese Langatmigkeit stellt daher einen nicht unerheblichen Schwachpunkt des 72-minütigen Albums dar, der leicht hätte vermieden werden könnten, so jedoch eine etwas bitteren Beigeschmack hinterlässt.
Wenngleich STATION DYSTHYMIA mit ihrem aktuellen Output ein an sich solides Werk abliefern, sollten die Russen dringend an den genannten Kritikpunkten arbeiten, um sich mit zukünftigen Veröffentlichungen nicht der Belanglosigkeit preis zu geben, was angesichts der vielversprechenden Ansätze auf “OVERHEAD, WITHOUT ANY FUSS, THE STARTS WERE GOING OUT“ durchaus bedauernswert wäre.