Talbot – Eos
Die moderne Welt hält tagtäglich eine Vielzahl unterschiedlichster Eindrücke mannigfaltiger Natur für ein jedes Individuum bereit. In ihrer Wirkung verstörend, faszinierend oder schlicht unbegreiflich, erfordert ein jede dieser Impressionen ihre ganz eigene Verarbeitung. Ähnliches gilt für das musikalische Schaffen der aus Estland stammenden Formation TALBOT, die auf ihrem Erstlingswerk „EOS“ Elemente diverser Stilistiken zu einer vielschichtigen Melangé vermengt.
Bei seiner Reise durch Post-Rock, traditionellen Doom Metal und einen nicht geringen Anteil progressiver und psychedellischer Komponenten verzichtet das Duo auf ein wesentliches Handwerkszeug der metallischen Zunft. Sämtliche auf „EOS“ enthaltenen Stücke wurden komplett unter Verzicht jeglicher Gitarrenarbeit arrangiert. TALBOT demonstrieren stattdessen eindrucksvoll, welch intensive und fesselnde Stimmung einzig unter Verwendung dominanter Bassläufe und großzügig genutzter Synthesizerklänge erzeugt werden kann.
Die Kompositionen überraschen durch beständig neue Formen annehmende Songstrukturen, in denen sich mächtig auftürmende Bassspuren bereits im nächsten Moment in ein dezentes und klares Zupfen wandeln. So brachial und gewaltig das Klangewand, getrieben von einem donnernden Schlagwerk, an manchen Passagen ertönt, so filigran und nahezu zerbrechlich erscheint es nur wenige Augenblicke später. Helle Stimmen, die aus der Distanz zu rufen scheinen mischen sich in das bestehenden Gefüge, welches an anderer Stelle von eindringlichen Schreien jäh durchbrochen wird.
Auf Grund seiner fließenden Übergänge zwischen den sieben Stücken, wirkt „EOS“ als in sich konstantes und stetig konsequent fortgeführtes Werk, das von der ersten bis zur letzten Sekunden einem genau durchdachten roten Faden folgt.
TALBOT betreten mit ihrer Musik sehr experimentelles Terrain, auf das zu folgen sicherlich nicht jeder bereit ist. Wer den alles entscheidenden Schritt dennoch wagt und sich auf „EOS“ einlässt wird sicher nicht enttäuscht werden.