The Wandering Midget / Hands Of Orlac – Split

20. Januar 2018
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Zwar mussten leidenschaftliche Liebhaber finnischen Doom Metals im vergangenen Jahr abermals auf ein neues Album von THE WANDERING MIDGET verzichten, doch dafür veröffentlichte die dreiköpfige Truppe aus Lappeenranta, die nicht selten als legitimer Nachfolger der allmächtigen REVEREND BIZARRE gehandelt wird, ein wenig frisches Material auf zwei Split-EPs. Den ersten dieser beiden Rundlinge teilten sich die vollbärtigen Herren mit HANDS OF ORLAC aus Malmö, die sich mit ihrem Beitrag ebenfalls nach einer etwas längeren Pause zurückmelden. Es ist dabei nicht die erste Kooperation dieses Gespanns, waren beide Bands doch schon in 2013 im Rahmen der “Opium Dreams Over Sweden“ zusammen auf Tour. Nun ist also ein gemeinsamer Tonträger der nächste Schritt.

Eröffnet wird die unbetitelte Platte vom schwedischen Quartett, das ursprünglich eigentlich aus Rom stammt und diese südländische Herkunft in den beiden dargebotenen Tracks nicht wirklich verbergen kann. Es ist diese urtypische schaurige Atmosphäre, die ebenfalls dem Schaffen von weiteren italienischen Formationen, wie etwa BLACK OATH oder ABYSMAL GRIEF inne wohnt, die sich gleich dichten Nebelschwaden unheilvoll durch die rockigen Songs zieht. In diesen geht es mit lässig verspielten Riffs, weiblichem Gesang von “The Sorceress“ und einer sanft vor sich hin säuselnden Flöte à la BLOOD CEREMONY in eine fast schon progressive Richtung, wird den Tracks zudem ausreichend Zeit gegeben, reichlich verwobene Strukturen zu entfalten. Diese sind zumindest in “Curse Of The Human Skull“ ein wenig zu üppig und undurchsichtig gehalten, kommen HANDS OF ORLAC mit knackigeren Passagen im weniger als halb so langen “From Beyond The Stars“ deutlich besser auf den Punkt. Somit ist das Endergebniss nicht verkehrt, allerdings wäre hier deutlich mehr drin gewesen. Ebenso bei den beiden instrumentalen Intermezzi, in denen sich eine Hammondorgel in geduldiger Repetition übt.

In der zweiten Hälfte der 40-minütigen Split können THE WANDERING MIDGET ihre Kollegen mit einer absolut souveränen Darbietung weit hinter sich lassen, denn obwohl in dieser nur ein überlanger Song steht, beweist das finnische Trio, dass es ein glückliches Händchen für die erhabene Epik besitzt, die ein kololasser Track wie “Where We March The Vultures Follow“ benötigt, um den Hörer auf Dauer zu fesseln. Ein kerniges Riffing ebnet in meist zähem Downtempo den Weg für die leidenschaftlichen und kraftvollen Vocals von Samuel Wormius, die jenen von Sami Albert Hynninen unwahrscheinlich ähneln und doch ihren ganz eigenen Klang vorweisen. Angefüllt mit zahlreichen Details, wie ein die wabernde Stimmung zerreissender Schrei hier, ein paar sakral anmutende Orgelklänge dort oder ein kurzer Ausflug in ein treibendes Midtempo sind die entscheidenden Elemente, mit Hilfe derer THE WANDERING MIDGET ein weiteres Mal feinsten Doom erschaffen.

Nach einem ordentlichen Einstieg durch HANDS OF ORLAC machen letztendlich THE WANDERING MIDGET die Split zu einer Pflichtanschaffung für alle Liebhaber traditionellen Doom Metals. Es ist schön zu sehen, dass sich die finnischen Herren nach ihrer fünfjährigen Auszeit derart stark zurückmelden. Somit wächst die Hoffnung auf ein baldig nachfolgendes Album.

Hands Of Orlac

The Wandering Midget

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