Vowels – Seasonal Beast

15. April 2015
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Vowels_SeasonalBeast_frontZugegeben, es ist für den Kritiker stets eine durchaus bequeme Angelegenheit, ein musikalisches Werk zur Rezension vorliegen zu haben, dem mehr oder weniger eindeutig eine entweder positive oder negative Bewertung zugeteilt werden kann. Ein wenig komplizierter wird es jedoch, wenn dieser trotz dem intensiven Auseinandersetzen mit einer Platte noch immer nicht so recht weiß, wie er mit deren Inhalt umgehen soll. Ein solches Album ist der aktuelle Langspieler der italienischen Formation VOWELS, die es dem Hörer schon auf ihrem letzten Output nicht unbedingt leicht machte, einen Zugang zum ihrem obskuren Stil mit allerlei Einflüssen aus Black Metal, Ambient und weiteren, nur schwer zu definierenden, Elementen zu finden. Auf dem nun vorliegenden “SEASONAL BEAST“ mag zwar die stilistische Ausrichtung der Truppe ein wenig deutlicher hervortreten, was allerdings nicht bedeuten soll, dass die enthaltenen Tracks dementsprechend leichter verdaulich oder gar eingängiger wären.

Als Gesamtwerk ist “SEASONAL BEAST“ wohl am ehesten dem Neofolk zuzuordnen, wenngleich VOWELS mit zahlreichen abstrakten Facetten innerhalb der Songs dafür sorgen, dass die strikte Einteilung in ein Genre gar nicht wirklich möglich ist. Eröffnet wird die Platte in “Harvest“ etwa von den futuristischen Tönen eines Theremin, bevor sich der 9-minütige Track in eine melancholische Klangkulisse samt dunklen Klavierpassagen und klagenden Trompeten hüllt. Im weiteren Verlauf der Platte bleiben sowohl Piano als auch Blechbläser stets wiederkehrende Themen, die sich in die Songs einfügen und von geflüsterten Vocals, denen jegliche positive Energie fehlt, unterlegt werden. Während in “Magnificat“ kurzzeitig sogar Streicher ertönen und sich “Thiudareik“ als klassisches Akustikgitarrenkomposition erweist, sind “As Seasonal Beasts“ und “Here Comes San Zampano“ tief im Jazz verwurzelt. Es muss VOWELS somit anerkannt werden, dass sie mit “SEASONAL BEAST“ ein wahrlich vielschichtiges Werk erschaffen haben, dessen einzelnen Songs trotz all der unterschiedlichen Elemente nahezu fließend ineinander übergehen und die Platte wie aus einem Guss wirkt. Verantwortlich hierfür ist der ruhige und fast schon erdrückend desolate Charakter der sechs Tracks, die nur selten aus ihrem monotonen Trott ausbrechen und deren Übergänge zumeist gar nicht sofort herausgehört werden können.

Welchen Eindruck hinterlässt “SEASONAL BEAST“ aber schlussendlich? Es ist zweifelsohne ein wenig irritierend, dass VOWELS trotz all der unterschiedlichen Motive und Instrumente, die das Album an sich zu einem solch abwechslungsreichen Werk werden lassen, nie aus ihrem wehmütigen Tenor ausbrechen und derart still verharren, anstatt mehr an dynamische Strukturen zu feilen. Daher darf “SEASONAL BEAST“ auf gewisse Weise als schwer zu knackende Nuss angesehen werden, die Geduld und Leidenschaft für das Außergewöhnliche verlangt. Wer jedoch bereit ist, sich hierauf einzulassen, wird mit den Stücken sicherlich einige schöne Stunden erleben, in denen es eine üppige und exotische Klangwelt zu erforschen gibt.

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