Witching Hour – Where Pale Winds Take Them High…
Zwar gibt es derzeit noch keinerlei Hinweise darauf, dass in absehbarer Zeit das vierte Album von WITCHING HOUR erscheinen wird und dennoch lässt sich ab sofort eine neue Veröffentlichung der saarländischen Thrasher im gut sortierten Fachhandel finden. Ursprünglich nur auf Vinyl erhältlich, haben sich Sun & Moon Records kürzlich „WHERE PALE WINDS TAKE THEM HIGH…“ für ein Re-Release angenommen, sodass die EP jetzt erstmalig auf CD vorliegt. Wer damals also keines der lediglich 400 Exemplare ergattern konnte, darf sich nun freuen, dass er die restliche Wartezeit bis zum nächsten Langspieler mit diesem Silberling verkürzen kann.
Das stimmungsvolle Artwork fängt die kalte Atmosphäre der sechs Tracks wunderbar ein, die zwar tief im teutonischen Thrash Metal verwurzelt sind, daneben allerdings ordentlich angeschwärzt daherkommen und mit klirrenden Riffs ausgestattet wurden. Pate für das rumpelnde Schaffen standen hier ganz klar Formationen wie NOCTURNAL, HELLISH CROSSFIRE und natürlich SODOM mit ihren ganz frühen Werke, wobei sich WITCHING HOUR eine eigene Note erarbeitet haben und keinesfalls darauf angewiesen sind, irgendetwas zu kopieren. Zu den charakteristischen Merkmalen des ruppigen Materials gehören etwa die vielen Elemente klassischen Speed Metals, wie die eingestreuten hohen Schreie oder melodische Gitarrensoli, sodass sich ein sehr vielschichtiger Sound mit einigen eingängigen Passagen ergibt.
Deutlicher weniger Wert haben WITCHING HOUR auf die Produktion der EP gelegt, wird nicht nur auf einen halbwegs druckvollen Klang verzichtet, bleiben ebenso die zahllosen Patzer im Zusammenspiel zwischen Saitenfraktion und Schlagzeug ohne Korrektur so stehen und lassen „WHERE PALE WINDS TAKE THEM HIGH…“ damit wahrlich kauzig erscheinen. Beim ersten Hördurchlauf noch reichlich ungewohnt, gehören all diese kleinen Ungenauigkeiten im Timing jedoch immer mehr zum charismatischen Charakter der Songs, die durch diese nicht unbedingt an Qualität verlieren, sondern vielmehr an den ein oder anderen deutschen Klassiker des Thrash Metal erinnern, die damals ganz ähnlich vor sich hin holperten. Hinzu kommt ein geradliniges und treffsicheres Songwriting, mit dem die drei Saarländer zeigen, dass sie durchaus wissen, was sie tun und sich hier keine ungewollten Schnitzer leisten.
Nach der regulären Laufzeit der EP ist übrigens nicht einfach Schluss, haben Sun & Moon Records doch massig Bonusmaterial auf die Scheibe gepackt, sodass rund eine Dreiviertelstunde lang weiter kräftig die Faust zu WITCHING HOUR geschüttelt werden darf. Los geht es mit den vier Titeln des ersten Demos der Truppe, auf dem bereits ordentlich gelärmt wurde, wobei die melodischen Motive noch fast gänzlich fehlten. Ebenfalls mit dabei ist der Beitrag zur Split mit DIVISION SPEED samt rödelnder Coverversion von „Iron Fist“ inklusive schepperndem Probe-raumsound. Abgerundet wird „WHERE PALE WINDS TAKE THEM HIGH…“ von ein paar weiteren Covertracks, die nicht essentiell sind, aber durchaus hörbar sind, wurde etwa „Aggressive Perfector“ von Slayer mit viel Leidenschaft umgesetzt.
Sammler, die schon den ein oder anderen Tonträger von WITCHING HOUR im Regal stehen haben, sollten sich gut überlegen, ob sich die Anschaffung lohnt oder die Songs schon weitestgehend bekannt ist. Allen anderen wird auf jeden Fall reichlich dreckiger Thrash Metal für ihr Geld geboten, sodass der Kauf dieser Version von „WHERE PALE WINDS TAKE THEM HIGH…“ empfohlen werden kann.