Es ist wahrlich beeindruckend, mit welch enormer Kreativität und Produktivität der aus Zwickau stammende Pierre Laube sein erst vor fünf Jahren ins Leben gerufene Projekt namens DOOMED stetig weiter vorantreibt. Lassen sich nicht wenige Bands aus dem Sektor des Doom/Death Metals gerne einmal etwas mehr Zeit, um ein neues Werk fertigzustellen, präsentiert der fleißige Sachse in diesem Herbst mit “ANNA“ seinen bereits fünften Langspieler, der von ihm wie gewohnt in kompletter Eigenregie erschaffen wurde. Es wäre nun natürlich zu vermuten, dass die Qualität der Kompositionen unter einer solch hohen Quantität entsprechend zu leiden hat. Nicht jedoch so bei Pierre Laube, der sich mit seinen Platten bislang kontinuierlich steigern konnte und mit dem aktuellen Output ebenfalls wieder eine ordentliche Schippe drauflegt.
Eine der besonderen Stärken von DOOMED ist die ungeheure Dynamik der epischen Kompositionen, die in keinster Weise einzig auf schleppenden Doom reduziert werden, sondern mit zahlreichen Tempovariationen und verspielten Details vielschichtige Klangkonstrukte voller kontrastreicher Akzente darstellen. Inwiefern sich das Projekt in dieser Hinsicht beständig weiterentwickelt, wird auf “ANNA“ gleich zu Beginn im eröffnenden “Your Highness The Chaos“ demonstriert, einem durch und durch kraftvollen Song, der sich nach einem kurzen Auftakt mit ineinander verschlungenen Sounds zu einem urgewaltigen Epos mit fast schon schwarzmetallischer Note wandelt. Inmitten des jäh lostosenden Instrumentalspiels mit einem entfesselten Schlagwerk und brutal wütenden todesmetallischen Riffs samt dissonanten Leads erweisen sich die tief knurrenden Vocals als einziger Ruhepol.
Zwar werden die nachfolgenden Tracks, wie “As The Thoughts Began To Be Tarnish“ oder “Withering Leaves“ ebenfalls von derart kernigen Passagen, in denen eine wuchtige Doublebass gerne mal das Szepter übernimmt, durchzogen, jedoch fehlt es “ANNA“ keinesfalls an doomigen Momenten. Diese gibt es beispielsweise im eher kürzer gehaltenen Titeltrack in ihrer reinsten Form. Eingeleitet von düsteren Akustikgitarren, entfaltet “Anna“ eine zähe Melancholie, die sich in gefühlvollen Melodiebögen und einem verzweifelten Flüstern manifestiert. Eine ganze Ecke schwermütiger ist das fast 10-minütige “The Weeping Trees“ mit seinen zuweilen befremdlich wirkenden Strukturen, die von weiblichem Gesang untermalt werden.
In welcher Art und Weise sich DOOMED auf ihrem fünften Langspieler auch präsentieren, gleich ist den Songs in jedem Fall das komplexe Songwriting, in dem die Sechssaiter sich in verschachtelten Harmonien ergehen und zu massiven Riffwänden auftürmen, aus deren pechschwarzen Schatten die fiesen Growls hervordringen. Trotz der stellenweise üppigen und verworrenen Gitarrenarrangements, wird der Hörer von all diesen Details nicht erschlagen, bilden diese vielmehr ein in sich stimmiges und nachvollziehbares Gesamtkonstrukt mit herrlich fließenden Übergängen.
Zum krönenden Abschluss von “ANNA“ veredelt Ed Warby, der schon auf “WRATH MONOLITH“ als Gastsänger vertreten war, das abschließende “The Frozen Wish“ mit seiner unvergleichlichen Stimme, die Anhängern von THE 11TH HOUR bestens bekannt sein dürfte und rundet ein ohnehin grandioses Werk perfekt ab. Es bleibt letztendlich nicht viel mehr hinzuzufügen, als dass DOOMED sich nochmal übertreffen konnten und mit ihrem neusten Output sicherlich eines der Genrehighlights des Jahres vorlegen. Für all diejenigen, die das Glück hatten, die limitierten Version zu ergattern, gibt es mit “Remembrance“ einen hörenswerten Bonustrack obendrauf.