Heimdalls Wacht – Geisterseher

14. Dezember 2016
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Ziemlich exakt ein Jahr nach der Veröffentlichung ihres letzten Langspielers legen HEIMDALLS WACHT aus dem nordrhein-westfälischen Ahlen in diesem Herbst mit “GEISTERSEHER“ schon wieder eine neue Platte vor, die gleichzeitig als Einstand bei Trollzorn Records fungiert. Angesichts der zwielichtigen Labels, bei denen die früheren Alben erschienen sind, ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Trotz der zahlreichen Werke, die in den vergangenen zwölf Jahren das Licht der Welt erblickten, haben HEIMDALLS WACHT den Underground nie verlassen. Es stellt sich daher die Frage, ob die Truppe mit dem Wechsel zu einem eher namhafteren Label nun ebenfalls ein größeres Publikum ansprechen möchte.

Zumindest klangtechnisch begeben sich HEIMDALLS WACHT mit einer satten und klaren Produktion von Andy Classen in wesentlich zugänglichere Gefilde, fehlen die kratzigen Ecken und Kanten der bisherigen Langspieler auf “GEISTERSEHER“ nahezu vollständig. Immerhin setzt der druckvolle Sound die sieben Songs recht ordentlich in Szene und lediglich das an sich wuchtige Schlagwerk klingt zuweilen ein wenig steril. Stilistisch hingegen gibt es kaum große Veränderungen, bleiben HEIMDALLS WACHT ihrem melodischen Black Metal treu, der auf dem aktuellen Output in seiner epischsten Form dargeboten wird. In zum Teil überlangen Titeln wie “Spökenkieker“ oder “Taedium Vitae“ erschaffen die Westfalen abwechslungsreiche Strukturen, die von harschen Tremoloriffs mit schwedischer Prägung, bis hin zu hymnenhaften Midtempopassagen reichen, in denen der inbrünstige Gesang von “Skjeld“, dem durchaus klug gewählten Neuzugang an den Vocals, einem erhabenen Klargesang weicht, der aus gleich mehreren Kehlen ertönt.

Trotz all dieser eingebrachten Elemente, die mit vielen Tempowechseln zweifelsohne dynamisch und spannungsfördernd miteinander verknüpft werden, fehlt es “GEISTERSEHER“ leider an wirklich herausragenden Höhepunkten, die nach einem kompletten Durchlauf der knapp einstündigen Platte als eindeutige Wiedererkennungsmerkale genannt werden können. Sicherlich, der knackige Opener mit seinen rotzigen Riffs und eingängigen Leads sowie der starke Refrain von “Wir sind die Wächter“ hinterlassen durchaus einen nachhaltig positiven Eindruck, während sich in den übrigen Stücken vermehrt blasses Füllmaterial findet, das im ersten Moment zwar durchaus nett klingt, im Grunde jedoch nicht sonderlich überzeugend ist, wie etwa “Tairach“ mit seinen zusammengewürfelt wirkenden Parts, die keinen richtigen Fluss aufkommen lassen wollen.

Somit ist “GEISTERSEHER“ ein eher durchwachsenes Werk, auf dem stellenweise gelungener atmosphärischer Schwarzstahl von wenig spektakulären oder deplatzierten Ideen getrübt wird. Zwar beweisen HEIMDALLS WACHT mit “Spökenkieker“ oder “Scyomantia – Der Thron im Schatten“, dass sie durchaus gute und intensive Songs schreiben können, alleine auf eine ganze Albumlänge will sich das Level nicht halten lassen.

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