Zwar haben sich LAKE OF BLOOD nie offiziell aufgelöst, doch angesichts der Tatsache, dass alle Mitglieder der kalifornischen Truppe mittlerweile bei anderen Bands untergekommen sind und dort eifrig frische Platten aufnehmen, ist wohl mehr als fraglich, ob das schon seit acht Jahren inaktive Quintett jemals nochmal zusammenfinden wird. Somit bleiben neben einer Split-veröffentlichung mit PANOPTICON und zwei EPs lediglich zwei vollwertige Langspieler, die die kurze Schaffensphase der Kapelle zusammenfassen, wobei von diesen Werken vermutlich „OMNIPOTENS TYRANNUS“ als letzter Output den markantesten Eindruck hinterlassen haben dürfte.
Denn während „TIME AND TIDES ERODE STONE“ als Debütalbum mit nur zwei Tracks und einer etwas mehr als halbstündigen Laufzeit etwas mager ausfiel, blieben LAKE OF BLOOD ihrem Konzept der überlangen Kompositionen zwei Jahre später auf dem nachfolgenden Rundling zwar weiterhin treu, präsentierten allerdings deutlich mehr Songs und sorgten dafür, dass die beiden Seiten der Kassette nahezu komplett ausgeschöpft wurden. Denn nur auf diesem Format erschien „OMNIPOTENS TYRANNUS“ nämlich seinerzeit. Erst später wurden die sechs Stücke von der Band im Internet zum kostenlosen Download angeboten, sodass sich auch alle potentiellen Interessenten ohne Kassettendeck den rohen Schwarzstahl des Albums einverleiben können.
Zwar umschreiben LAKE OF BLOOD ihr stellenweise kantiges Schaffen selbst als atmosphärischen Black Metal, doch ruft dieser Begriff im Grunde eine vollkommen andere Vorstellung eines Sounds hervor, den „OMNIPOTENS TYRANNUS“ in dieser Form keinesfalls erzeugen. Nein, es sind keine epischen Leads oder ausladenden Keyboardpassagen, die in den sieben Tracks im Fokus stehen. Vielmehr sind die kalten Gitarren in „Blood & Mercy“ oder „In Wells Of Shadows“ geradlinig und fies, während besonders stimmunsvolle Passagen vergebens gesucht werden. Klar, ein paar melodische Details finden sich in den meist mehr als 10-minütigen Songs dennoch, doch leben diese trotzdem vordergründig von den vielschichtigen Riffs, die mit viel Dynamik und angenehmen Kontrasten arbeiten und auf diese Weise schon eine sehr ausgeprägte Atmosphäre erzeugen. Allerdings sollte eben nicht erwartet werden, dass diese klingt wie bei WOLVES IN THE THRONE ROOM, AGALLOCH oder ähnliche Vertretern des Genres.
Es ist vermutlich ratsam, sich einfach selbst ein Bild von „OMNIPOTENS TYRANNUS“ zu machen und zu entscheiden, ob die von LAKE OF BLOOD gewählte Bezeichnung zutreffend ist. Wie bereits oben erwähnt, kann das gesamte Werk kostenlos heruntergeladen werden und wer sich gerne auf Jagd nach Raritäten begibt, kann versuchen ein physisches Exemplar dieser zu ergattern.