Century – Interview

Wer dieser Tage auf der Suche nach frischem und unverbraucht klingendem traditionellem Heavy Metal ist, kommt an CENTURY nicht vorbei. Bereits mit ihrer ersten Demoveröffentlichung haben die zwei Schweden ein bockstarkes Werk vorgelegt, auf welches nun mit “THE CONQUEST OF TIME“ der erste Langspieler des Duos folgt, auf dem sich ein Hit an den nächsten reiht. Wir haben Staffan und Leo daher zum Gespräch gebeten und sowohl über die Gründung der Band, als auch die neue Platte sowie ihre kürzlich absolvierte Tour in den U.S.A. gesprochen.

I. Vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit für dieses Interview nehmt! Wie geht es Euch dieser Tage?

S. Kein Problem, danke für Dein Interesse! Uns geht’s ziemlich gut. Wir haben im Vorfeld der Veröffentlichung unseres Albums vor ein paar Wochen viele Shows gespielt, aber jetzt bleiben wir eine Weile in Stockholm, um zu proben und aufzunehmen.

II. Bitte erzählt uns zunächst etwas über die Band. Wie wurde CENTURY vor drei Jahren gegründet und vor allem warum, da ihr beide auch in anderen Bands mit einem ähnlichen musikalischen Ansatz spielt. Was war Euer Ziel für die neue Band?

L. Staffan fragte mich in 2020, ob ich eine neue Heavy-Metal-Band gründen wolle. Ich hatte zuvor in meiner alten Band Lethal Steel gespielt, aber da diese Band zu der Zeit nichts machte (und sich jetzt aufgelöst hat), war es perfektes Timing. Staffan und ich spielen auch in Tøronto, also wusste ich, dass wir die gleichen musikalischen Vorlieben haben und dass er ein großartiger Gitarrist ist.

III. Ihr seid ein Duo mit Session-Mitgliedern für Live-Shows. Wollt Ihr CENTURY auf diese Weise weiterlaufen lassen oder ist es für Euch denkbar, sie eines Tages zu festen Mitgliedern zu machen? Ich denke, dass beide Wege ihre Vor- und Nachteile hinsichtlich des Songwritings haben? Wie denkt Ihr darüber?

S. Was das Schreiben und Aufnehmen angeht, werden wir höchstwahrscheinlich ein Duo bleiben, weil es für uns wirklich gut funktioniert. Wir haben eine sehr klare Vision und teilen ziemlich genau die gleichen Bezugsrahmen für Heavy Metal, sodass sich die Zusammenarbeit von Anfang an wirklich einfach und natürlich angefühlt hat. Allerdings sind auch unsere Live-Mitglieder (Edvin Aftonfalk und Isak Koskinen Rosemarin) fest! Sie sind auch auf andere Weise ein wichtiger Teil der Band.

IV. Wie schreibt Ihr neue Songs? Beginnt Ihr getrennt voneinander Ideen zu sammeln oder trefft Ihr Euch im Proberaum, um die Songs von Grund auf zusammen aufzubauen?

L. Beides. Bei manchen Liedern arbeiten wir zusammen, bei manchen Liedern schreiben wir separat. Bisher hat es super geklappt.

S. Ja genau, es unterscheidet sich voneinander. Manchmal bringen wir fertige Songs zur Probe mit und manchmal bringen wir nur Riffs mit und arbeiten gemeinsam an den Songs.

V. Zwar mögen Eure Songs nicht sehr technisch oder komplex sein, doch sind sie sehr eingängig, da fast jeder Song einen großartigen Refrain hat, der Dir sofort in Erinnerung bleibt. In dieser Hinsicht unterscheiden sich die Songs von „THE CONQUEST OF TIME“ nicht von denen des Demos. Hattest du bei beiden Platten eine unterschiedliche Herangehensweise an das Songwriting? Was macht für Euch einen guten Song aus und was möchtest du mit deiner Musik ausdrücken?

S. Wir haben viele dieser Songs gleichzeitig mit jenen des Demos geschrieben, daher war der Ansatz sehr ähnlich. Es ist schwer zu wissen, was ein Lied gut macht, man erkennt es einfach, wenn man es hört. Für mich kann Heavy Metal sowohl roh und einfach als auch kompliziert und aufwändig sein, solange man mit Ehrlichkeit und Überzeugung spielt, so wie man es meint.

VI. Bitte erzählt uns etwas über die Texte zu „THE CONQUEST OF TIME“. Worum geht es in den Songs, insbesondere im Hinblick auf den Titel? Gibt es eine Geschichte, die Ihr mit dem Album erzählt oder steht jeder Song für sich?

S: Es ist von Lied zu Lied sehr unterschiedlich. Einige Texte haben eine persönliche Bedeutung, während andere von Filmen inspiriert wurden („The Fighting Eagle“ handelt natürlich von „Ator, The Fighting Eagle“). Es gibt kein zusammenhängendes Konzept für das Album, aber das Thema Zeit taucht in einigen Songs vage wieder auf.

VII. Euer Demo erschien im selben Jahr, in dem die Band gegründet wurde. Anstatt es selbst zu veröffentlichen, wurde mit The End Times Recordings ein passendes Label für die Kassette gefunden, während Vinyl etwas später über Gates of Hell Records folgte. War es leicht für Euch, diese Labels zu finden und wie seid Ihr mit ihnen in Kontakt gekommen? Habt Ihr überhaupt darüber nachgedacht, die Demo selbst zu veröffentlichen, wie es die meisten neuen Bands tun müssen?

S: The End Times Recordings ist eigentlich mein persönliches DIY-Kassettenlabel, daher wurde die Demo komplett selbst veröffentlicht! Unerwarteterweise waren bereits am ersten Tag alle 100 Exemplare ausverkauft und die Demo erregte große Aufmerksamkeit. Danach haben sich mehrere Labels an uns gewandt, wie zum Beispiel Gates of Hell.

VIII. Ihr habt nach der Veröffentlichung der Demo einen Vertrag mit Electric Assault Records aus Brooklyn unterschrieben. Wurdet Ihr kontaktiert oder habt Ihr gezielt nach einem anderen Label mit einem größeren Reichweite gesucht? Ich denke, es kann viele Vorteile haben, bei einem Label aus den USA unter Vertrag zu stehen, wie zum Beispiel die Organisation der Tour, die Ihr dort gemacht habt und über die wir später noch sprechen werden.

S: Henry von Electric Assault Records war einer der ersten Leute, die uns kontaktiert haben! Ich kannte ihn schon zuvor und er hatte mit vielen meiner Freunde zusammengearbeitet, also wussten wir, dass es perfekt für das Album passen würde. Er ist außerdem ein toller Kerl und widmet sich zu 100 % dem, was er tut.

IX. Die erste Veröffentlichung in Zusammenarbeit mit Electric Assault Records war eine Single mit „The Fighting Eagle“ vom Debüt, die gleichzeitig der Opener ist. War es eine schwere Entscheidung, einen Titel für diese Single auszuwählen, der das kommende Album repräsentiert? Schließlich waren die Erwartungen nach der tollen Demo sehr hoch und die Single sollte einen ersten Vorgeschmack auf die Dinge geben, die noch kommen sollten.

L. Es ist immer gut, eine schnelle Nummer als erste Single zu haben, und dieser Song repräsentiert meiner Meinung nach das Album gut.

S: Es fühlte sich einfach passend an. Wir hatten zwei schnelle Titel auf der Platte, daher war es sinnvoll, sie auch auf beiden Seiten der Platte eröffnen zu lassen.

X. Auf der B-Seite ist ein Coversong von WITCH aus Umeå mit dem Titel „Still Alive“ zu finden. Die Band existierte in den 80er Jahren nur wenige Jahre und ist vermutlich nicht sehr bekannt. Habt Ihr Euch bewusst für einen Song einer Underground-Band entschieden oder hat dieser Song eine besondere Bedeutung für Euch?

S: Wir wollten einer der obskuren Bands Tribut zollen, die es damals nie zu richtige Veröffentlichungen schafften oder Bekanntheit erlangten. Wir dachten, dass „Still Alive“ gut zu unserem Sound passen würde, also kontaktierten wir eines der Mitglieder und fragten um seine Erlaubnis, das Lied verwenden zu dürfen. Er hörte es sich an und stimmte zu, was sich großartig anfühlte! Seitdem wurden alle Platten von Witch auch als Compilation veröffentlicht.

XI. Mir gefallen die Artworks Eurer Veröffentlichungen sehr gut, die alle irgendwie im gleichen Stil gehalten sind. Soweit ich weiß, wurden sie alle von Staffan gezeichnet. Hast Du schon für andere Bands Artworks gezeichnet oder sind die für CENTURY Deine ersten Arbeiten?

S: Ich habe ein paar Dinge für lokale Bands gemacht, aber nicht so viel. Du hast Recht, dass ich alle Cover für Century gezeichnet habe, sowie alle T-Shirt-Designs und viele Poster und Flyer. Wir möchten, dass der Stil konsistent bleibt, deshalb werde ich auch in Zukunft versuchen, so viel wie möglich alleine zu machen. Freut mich, dass es Dir gefällt!

XII. Natürlich ist zu hören, dass einige schwedische Bands wie HEAVY LOAD einen großen Einfluss auf Euren Sound hatten. Welche anderen Bands sind für Euch wichtig und haben Euch zu den Musikern gemacht, die Ihr heute seid? Könnt Ihr Euch an das erste Album erinnern, das Euch mit Heavy Metal in Kontakt brachte?

L. Für mich war es „Screaming for Vengeance„. Ein Klassiker. Was die Einflüsse betrifft, so sind es alle möglichen Sachen aus den 80ern.

S: Für mich war es „The Number of the Beast“! Es war das erste Album, das ich je besaß, und es ist immer noch eines meiner Favoriten. Wie Leo sagte, lassen wir uns von vielen verschiedenen Bands und Musik inspirieren. Es ist schwer, nur einige zu nennen.

XIII. Welche jungen Bands hatten neben den großen und langjährigen Bands aus den 80ern oder 90ern einen Einfluss auf CENTURY oder haben Euch einfach nur beeindruckt? Könnt Ihr einige Bands empfehlen, die Eurer Meinung nach vielleicht nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen?

L: Leider habe ich keine Ahnung, welche neueren Bands es wert sind, gehört zu werden.

S: Im Moment kommt so viel „traditioneller“ Metal heraus, dass ich ehrlich gesagt nicht in der Lage bin, mitzuhalten. Aber die Leute sollten unbedingt Danava hören, mit denen wir kürzlich auf Tour waren. Sie gibt es nun schon seit 20 Jahren, aber sie haben definitiv nicht die Anerkennung erhalten, die sie verdienen. Ihr neues Album „Nothing But Nothing“ ist großartig und live sind sie unglaublich!

XIV. Ich hatte die Ehre, Euren ersten Auftritt überhaupt beim Keep It True Rising in Würzburg zusammen mit Bands wie Candlemass, Blind Guardian oder Triumph Of Death zu erleben. Bitte erzählt uns, wie Ihr das Festival und die Show erlebt haben. Wart Ihr mit Eurem Live-Debüt zufrieden? Soweit ich mich erinnere, habt Ihr mitgeteilt, dass es geplant war, als Quartett zu spielen, aber ein Gitarrist es nicht geschafft hat.

S. Du hast Recht, dass wir eigentlich unseren anderen Gitarristen und Backgroundsänger Isak dabei haben sollten, aber er wurde am Tag vor der Show unerwartet ins Krankenhaus gebracht. Es war das erste Mal, dass ich auf der Bühne sang, also hatte ich wirklich damit gerechnet, dass er mich dabei unterstützen würde. Ich bin mit meiner Leistung nicht wirklich zufrieden, aber ich habe mein Bestes gegeben, für mein erstes Mal. Zum Glück klingen wir jetzt hundertmal besser. Wir hatten jedoch eine tolle Zeit auf dem Festival! Wir haben viele tolle Leute kennengelernt und konnten Triumph of Death und Candlemass vom hinteren Bühnenrand aus verfolgen, sodass der Abend doch noch gut endete, haha!

XV. Ihr habt diesen März und April eine US-Tour gespielt, was für eine so junge Band meiner Meinung nach etwas ganz Besonderes ist. Wie war die Resonanz, die Ihr auf den Shows erhalten habt? Haben viele Leute schon einmal von CENTURY gehört?

L. Es war krank! Jede Show war großartig, aber Hells Heroes war wahrscheinlich die beste Show auf der gesamten Tour. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass so viele Leute kommen würden, deshalb war es ziemlich überwältigend.

S: Ja, es war tatsächlich wirklich wild. Die Leute hatten die Texte gelernt und mitgesungen und alles. Mehrere Leute, die uns zu Beginn der Tour sahen, kauften die Platte und kamen später noch einmal, um unsanzuschauen. Einige Leute reisten sogar stundenlang durch verschiedene Bundesstaaten, weil sie uns wiedersehen wollten. Diese Art von Wertschätzung und Hingabe habe ich definitiv nicht erwartet!

XVI. Um diese Tour zu finanzieren, habt Ihr eine auf 100 Exemplare limitierte Kassette herausgebracht, die meines Wissens nach innerhalb weniger Stunden ausverkauft war. Habt Ihr mit dieser großen Nachfrage gerechnet? Obwohl es möglich ist, die beiden Songs kostenlos herunterzuladen und einer Teil des Albums ist, besteht eine Chance auf eine zweite Auflage des Kassette?

S. Wir wussten, dass das Interesse groß sein würde, da alles, was wir selbst herausgebracht haben, sehr schnell ausverkauft war, aber dieses Mal war alles innerhalb einer Stunde weg, was wirklich verrückt ist. Ich werde wahrscheinlich keine zweite Auflage machen, einfach weil ich im Moment nicht so viel Zeit habe, Sachen zu produzieren, zu verpacken und zu verkaufen. Aber wer weiß, vielleicht!

XVII. Mit „Stronghold“ ist ein exklusiver und toller Song auf der Kassette gelandet, der auf dem Debüt nicht enthalten ist. Wurde es später geschrieben oder habt Ihr aus irgendeinem Grund beschlossen, ihn nicht auf „THE CONQUEST OF TIME“ zu packen?

S. Es wurde nur einen Monat vor der Veröffentlichung der Kasssette geschrieben und aufgenommen! Wir wollten nur ein weiteres Lied für die B-Seite haben, aber ich denke, es ist gut geworden und es hat Spaß gemacht, es kürzlich live zu spielen.

XVIII. Da wir vor ein paar Fragen vom Keep It True Festival gesprochen haben, sollte wohl erwähnt werden, dass Ihr bei der kommenden Ausgabe im nächsten Jahr zusammen mit den mächtigen ATTACKER bei der Warm-up-Show dabei sein werdet. Sind in den kommenden Monaten weitere Shows in Deutschland geplant?

S: Ja! Es stehen noch einige weitere Auftritte in Europa an, die wir noch nicht angekündigt haben. Behaltet unsere Social-Media-Seiten im Auge!

XIX. Was sind die kommenden Pläne für Century? Liegt der Fokus darauf, so viel wie möglich live zu spielen, oder habt Ihr bereits mit dem Songwriting für die nächste Platte begonnen?

L. Wir werden sehr bald mit der Arbeit am zweiten Album beginnen und hoffentlich dieses Jahr einige Shows in Europa spielen!

S: Wir haben bereits mehr als genug neue Songs für das zweite Album geschrieben, also werden wir es hoffentlich dieses Jahr aufnehmen. Wir werden aber auch einige Shows spielen!

XX. Die letzten Worte gehören Euch…

Danke für den Support! Long live Heavy Metal!

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