Obscure Infinity – Interview

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Mit ihrem zweiten Full-Length Album ”PUTREFYING ILLUSIONS” sorgte die aus dem Westerwald stammende Truppe OBSCURE INFINITY vor wenigen Wochen erneut für reichlich Aufsehen in der Death Metal Szene. Gitarrist Stefan und Sänger Jules sprechen bei EVILIZED über die musikalische Weiterentwicklung der Band und wichtige Einflüsse beim Entstehen neuer Songs.

I.Zunächst einmal Glückwunsch zu eurem sehr gelungenen Zweitwerk! Wie sind die bisherigen Reaktionen der Szene zu ”PUTREFYING ILLUSIONS” ausgefallen?

S: Vielen Dank! Es freut mich, dass dir unser zweites Album gefällt! Also bisher haben wir wirklich nur positive Reaktionen vernommen. Wir waren aber auch von Anfang an sehr überzeugt von dem Album. Die Songs sind meiner Meinung nach noch stärker als auf “Dawn of Winter”. Außerdem klingt das Album meiner Ansicht nach mehr aus einem Guss als sein Vorgänger. Insgesamt denke ich, dass es eine düstere Atmosphäre verbreitet, den Geist der alten Tage atmet und dennoch eigenständig klingt. Natürlich ist diese Art des Death Metals nicht jedermanns Sache und ich denke, es werden auch noch weniger euphorische Reviews auf uns zukommen. Aber hey, wir spielen diese Art von Musik, weil wir sie lieben und weil sie genau das ist, was wir machen wollen. Die “Allseits beliebt” Medallie können sich meinetwegen andere Bands an die Brust heften.

II.Im Zuge eurer neuen Platte kam es ebenfalls zu Line-Up-Änderungen. Euer langjähriger Gitarrist ”Florian” hat die Band verlassen und wurde durch den nun aktiven ”Sascha” ersetzt. Hatte dieser Wechsel Auswirkungen auf den Songwritingprozess der neuen Stücke?

S: Nein. Flo verließ die Band genau genommen während den Aufnahmen zu “Putrefying Illusions”, so dass ich auch seine Gitarrenparts mit einspielen musste. Sascha stieß erst zur Band, als die Aufnahmen bereits beendet waren. Auch Oli, unser damaliger Schlagzeuger, hat die Band nach den Aufnahmen verlassen. Allerdings war das schon einige Monate vorher klar. Er will sich voll und ganz auf seine Hauptband WEIRD FATE konzentrieren. Flos Ausstieg kam da doch um einiges überraschender. Aber wir fühlen uns wohl mit dem neuen Line Up und ehrlich gesagt denke ich auch, dass dieser personelle Wechsel uns eher gut getan als geschadet hat.

ObscureInfinity_IIII.Zwischen der Veröffentlichung eures Debüts ”DAWN OF WINTER” und der des aktuellen Werkes ”PUTREFYING ILLUSIONS” liegen ziemlich genau zwei Jahre. Wie habt ihr euch in der Zwischenzeit als Musiker weiterentwickelt? Hat sich die Herangehensweise beim Schreiben von neuem Material seit den Anfangstagen der Band geändert?

S: Naja, ich denke, wir haben einiges an Liveerfahrung dazugewonnen. Die Herangehensweise beim Entstehen von Songs hat sich schon etwas verändert. Am Anfang habe ich wirklich alles alleine gemacht und wohl auch machen wollen. Ich habe die Musik geschrieben und mir dazu Texte ausgedacht. Ehrlich gesagt denke ich aber, dass ich kein wirklich guter Texteschreiber bin. Bei “Dawn Of Winter” fing dann Jules an, zu einigen Liedern die Texte beizusteuern. Mittlerweile machen wir es so, dass ich die Musik schreibe und Jules alleine für die Texte aller Songs zuständig ist. Diese Herangehensweise hat sich als sehr positiv erwiesen, denn die Texte auf dem neuen Album sind viel tiefgründiger und besser als alles, was ich fabriziert hätte. Eine weitere Veränderung ist sicher, dass wir zum zweiten Album oft viel genauere Vorstellungen hatten, wie ein Song klingen soll. So wurde viel fokussierter an den Stücken gearbeitet. Generell sind die Lieder im Schnitt etwas kürzer ausgefallen und kommen somit eher auf den Punkt. Auch was die Gitarrensoli betrifft, so bin ich mit dem neuen Album um einiges zufriedener als mit unserem Erstling. Der Gitarrensound ist gerade im Bezug auf die Soli viel besser ausgefallen und die Leadpassagen sind auch nicht so überhastet eingespielt worden wie es teilweise auf “Dawn Of Winter” der Fall war.

IV.Klangtechnisch habt ihr mit der neuen Platte einen großen Sprung gemacht. Der Sound auf ”PUTREFYING ILLUSIONS” ist weniger kalt und wirkt insgesamt deutlich dunkler als auf dem Vorgänger. Wie bewertet ihr selbst diese Entwicklung?

S: Also mit dem Sound von “Dawn Of Winter” sind wir nach wie vor sehr zufrieden. Natürlich muss man es klanglisch schon modrig und derb mögen, um mit dem Sound unseres Debüts klarzukommen. “Putrefying Illusions” klingt halt anders, aber auch geil. Für mich klingt das neue Album verdammt düster und atmosphärisch. Außerdem hat es diesen altmodischen Touch, weil es halt gerade nicht so überproduziert klingt wie viele andere Veröffentlichungen. Aufgenommen haben wir mal wieder in den Klangkerker Studios. Nils von WEIRD FATE hat ja bisher all unser Zeug aufgenommen. Er hat auch den Mix gemacht. Nur das Mastering fand diesmal woanders statt, nämlich im Necromorbus Studio in Stockholm. Sverker Widgren hat denke ich einen sehr guten Job gemacht.

V.Ihr erzeugt auf ”PUTREFYING ILLUSIONS” eine sehr düstere und intensive Atmosphäre. Im Kontrast hierzu stehen jedoch die immer wieder eingeflochtenen Akustiksongs mit einer harmonischen und fast schon verträumten Stimmung. Welche verschiedenen Einflüsse wirken beim Komponieren neuer Songs auf euch?

S: Die Herangehensweise an Akustikstücke ist eine grundlegend andere als bei den anderen Songs. Bei akustischen Sachen mag ich es melodisch und harmonisch stimmig. Bei den regulären Stücken breche ich dagegen gerne aus der Tonart aus, bringe disharmonische Noten ins Spiel und erzeuge somit Spannung. Ich denke, das diese ungehobelte Herangehensweise zum Old School Death Metal dazugehört. Die Musik soll ja schließlich böse, gefährlich und unberechenbar klingen. Generell wirken natürlich viele musikalische Einflüsse auf uns ein, schließlich hören wir Metal mit voller Hingabe und Leidenschaft. Am ehesten beeinflussen uns natürlich die Death Metal Bands der späten Achtziger und frühen Neunziger. Allerdings höre ich auch viele neue Bands, die traditionellen Death Metal machen. Gerade die finnischen Bands finde ich sehr stark! Aber auch in Deutschland gibt ja bekanntlich fantastische Old School Death Metal Bands. Man denke nur mal an Revel In Flesh, Chapel Of Disease, Deserted Fear, Charon, Sulphur Aeon und so weiter. Wenn es um die Gitarrensoli geht, so bin ich mehr vom Hardrock beeinflusst. Zum Beispiel bin ich riesiger Scorpions Fan und ich denke, hier und da kann man das auch bei den Soli heraushören.

VI.Gibt es ein lyrisches Konzept hinter ”PUTREFYING ILLUSIONS” oder verarbeitet ihr eher einzelne Eindrücke in den jeweiligen Songs?

J: Nein, es gibt eigentlich kein geschlossenes Konzept hinter “Putrefying Illusions”, zumindest bin ich nicht so an die Sache herangegangen. Die Texte enstehen meist sehr spontan und reflektieren meine Empfindungen gegenüber dem Leben an sich und natürlich meinem im speziellen. Ein Text enstand noch während der Aufnahmen, weil mich einiges wirklich angepisst hat. Rückblickend betrachtet lässt sich allerdings doch ein gewisser roter Faden erkennen, die Texte sind, wie gesagt recht persönlich, und haben eine meist negative, ablehnende Grundstimmung. Dies unterstreicht meiner Meinung nach gut die Atmosphäre der Musik, welche für uns von großer Wichtigkeit ist.

VII.Anfang August hattet ihr die Ehre einen Slot auf der Undergroundstage des PartySan Open Airs in Schlotheim zu ergattern und somit zusammen mit Szenegrößen wie den mächtigen BOLT THROWER, INCANTATION oder ENTRAILS auf einem Festival zu spielen. Welche Eindrücke und Erfahrungen konntet ihr im Rahmen eures Konzertes sammeln?

S: Ja, das war auf jeden Fall saucool für uns! Vielen Dank nochmal an Jarne und den Rest der Party San Macher, dass wir diese Chance erhalten haben! Ich kann auch nur Positives über das Festival berichten. Wir wurden von allen total nett behandelt und es lief alles so verdammt professionell ab. Wir hatten einen Spitzensound auf und auch vor der Bühne und es kamen sehr viele Leute ins Zelt, um uns zu sehen. Die Puplikumsreaktionen waren echt fantastisch und auch nach dem Auftritt haben wir viel Lob von den Leuten erhalten. Für uns also ein echter Hauptgewinn!

J: Es war wirklich etwas besonderes, für jede kleine und auch größere Extrem-Metal-Band ist das Party-San natürlich die erste Adresse, wenn es um Festivals geht. Sowas haben wir noch nie erlebt. Aber irgendwie ist man auch etwas eingeschüchtert, wenn man sich ein Bier bestellt und plötzlich steht jemand neben dir, den du nur von CD-Covern oder eben als Fan im Publikum kennst. Das war schon eine lustige Sache!

ObscureInfinity_IIVIII.Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus? Werdet ihr sofort weiter an neuem Material arbeiten oder euch zunächst auf das Spielen von Gigs konzentrieren?

S: Wir arbeiten bereits an neuen Songs. Aber auch die Vorbereitung auf Konzerte darf nicht vernachlässigt werden. Unter anderem werden wir dieses Jahr noch auf dem Blastfest in Kaiserslautern spielen. Das findet am 03.11.12 gemeinsam mit Revel In Flesh, Dead und anderen Bands statt. Mein Hauptaugenmerk liegt aber ganz klar im Komponieren neuer Stücke.

IX.Ist als nächste Veröffentlichung wieder ein Full-Length Album geplant oder werdet ihr vorher wieder eine Split oder EP einschieben, wie auch nach ”DAWN OF WINTER”?

S: Irgendwann diesen Jahres wird noch ein Split Single zusammen mit Deathronation rauskommen. Unser Beitrag wird der Song “Absurd Existence” sein, den wir damals (Dezember 2010) zusammen mit “Sign Of The Nightsky” aufgenommen haben. Besucher unserer Konzerte dürften den Song schon kennen, da wir ihn schon öfter live gespielt haben. Alle neukomponierten Songs sollen dann auf unser drittes Album kommen. Wann das allerdings so weit sein wird, kann ich jetzt natürlich noch nicht sagen.

X.Die letzten Worte gehören wie immer euch…

S: Zuerst einmal möchten wir dir für dieses Interview danken! Wir wissen die Unterstützung zu schätzen! Danke auch an alle, die uns bis heute unterstützen oder unterstützt haben, die Bands, mit denen wir die Bühne geteilt haben oder mit denen wir in Kontakt stehen und die Print und Online Magazine, die unsere Musik zu schätzen wissen und uns via Interviews den Leuten näher gebracht haben! Zuletzt auch ein dickes Dankeschön an all die Leute, die diese Art von Musik hochhalten und den Underground so lebendig halten, egal ob Labels, Konzertveranstalter oder Fans!