Vae Tertium – Interview

Nachdem die mittelhessische Schwarzstahlgruppierung VAE TERTIUM in den letzten Monaten bereits mit einigen Konzertauftritten auf sich aufmerksam machen konnten, wurde am 19. März nun die EP „ZWEITAUSENDZEHN „veröffentlicht. EVILIZED ließ es sich nicht nehmen, der Band einige Gedanken über das aktuelle Werk, seine Lyrik und die Entstehung zu entlocken.

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I. Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit nehmt, einige Fragen von EVILIZED zu beantworten. Praetor, Du hast VAE TERTIUM bereits im Jahr 2006 als Soloprojekt gegründet. Wie kommt es, dass die erste Veröffentlichung von Material so lange auf sich warten ließ?

Praetor:

Hallo Urkraft! Danke, dass Du uns eingeladen hast, von Dir interviewt zu werden.

Ja, es stimmt: Ich habe VT schon vor einiger Zeit gegründet, aber so ganz ohne Material ist die Zeit bis 2008 ja nicht verlaufen. Damals hatte ich drei Songs der Demo „Reverentia“ veröffentlicht. Allerdings war Material bis auf „Prophetia“ recht symphonisch aufgemacht, da ich viele Synthie-Passagen eingearbeitet hatte. Und weil ich als letztes Gründungsmitglied von CURSED ANGUISH sechs Jahre dort in der Band gespielt hatte (1998 bis 2004) und VT nicht als Dosenprodukt weiterführen wollte, suchte ich nach Musikern, die sich mit der musikalischen und inhaltlichen Richtung identifizieren können. Mir fehlte es nach langjährigem Bandleben, mit anderen zu proben, aufzutreten, Songs im Studio einzuspielen und sich an der einen oder anderen Stelle zu reiben. Musik ist meiner Meinung nach nur dann gut, wenn sie sich entwickelt. Und das klappt mit mehreren Leuten wohl besser als durch ein Soloprojekt. Und siehe da: Die Band, die du vor dir siehst, ist entstanden! Eine gute Entscheidung, wie wir alle finden. Und seitdem die jetzige Besetzung gefunden ist, geht’s sehr gut voran! Wir erhalten richtig gute Kritiken.

II.Welche Bedeutung steckt hinter VAE TERTIUM? Warum ist Deine Wahl damals auf diesen Namen gefallen?

Praetor:

Das wird wohl der detaillierteste Teil des Interviews werden. Nun, dann will ich mal ansetzen:

Kurz vorweg: Es ist lateinisch und bedeutet „das Dritte Wehe“. Zur Bedeutung will ich mal versuchen, eine Kurzfassung zu entwickeln: Ich hatte mich damals ein bisschen über die Entwicklung in der Black Metal-Szene gewundert. Als „alter BM-Hase“ haben mich die frühen Bands meine Jugend lang begleitet. Deshalb hatte ich mich etwas mit den typischen Symbolen und Themen befasst, die Bands damals wie heute verwenden, als da wären Satan, Hass, Christenverfolgung, Neu-Heidentum und Finsternis, die sich wohl aus jugendlicher Rebellion und der kritisch-feindlichen Haltung dem Christentum gegenüber entwickelt haben. Und es bleibt seitdem ein ständiges Rauf- und Runtergedudel alter Phrasen. Nur wenn man Glück hat, dann findet man auch Musiker, die über das Selbst und das Böse an sich (in doppelter Hinsicht) schreiben, dabei aber einen gewissen Tiefgang erreichen. Aber die Tendenz heutzutage ist doch eher das Wandeln auf plattgetrampelten Pfaden. So habe ich mich also auf den Weg gemacht, ein klassisches Thema im BM, die Johannesapokalypse, zu durchforsten, denn schließlich finden viele Texte und Namen bekannter Bands dort ihren Ursprung, man denke nur an die Zahl 666. Mir ist dabei aufgefallen, dass der auf das Wesentliche heruntergebrochene Inhalt dieses Textes ein einziges Gerichtswort an die Menschen ist, das Jüngste Gericht. Und da musste ich schon etwas schmunzeln, wenn Bands durch die Verwendung diverser Bilder der Apokalypse indirekt das Weltgericht unbewusst anmahnen, obwohl man im Black Metal doch eher auf die Macht Satans hindeuten möchte, wenn es religiös werden soll. Deshalb habe ich mir den Namen VAE TERTIUM ausgesucht, denn er trifft das ganze Zuvorgesagte doch sehr gut. Es ist der Ausspruch eines Racheengels, der die Ankunft des Antichristen ankündigt. Im Zusammenhang meiner Gedanken soll es heißen: Ich habe im übertragenen Sinne das Prinzip entdeckt, dass sich der Einzelne wie auch die Menschheit an sich in einer Entwicklung befindet, die er/sie selber beeinflussen kann, es aber nicht tut. Und eben da setzt der „Antichrist“ an und nutzt den Stillstand aus. Der Mensch wird fremdgesteuert, denn er will seine Bedürfnisse sichern und schließt sich jedem Angebot an, das ihm die Angst nimmt.

III.Eure EP trägt den Namen ZWEITAUSENDZEHN, ist jedoch erst im März 2011 veröffentlicht worden. Besitzt das vergangene Jahr für VAE TERTIUM einen besonderen Stellenwert oder bezieht ihr euch mit diesem Titel lediglich auf die Entstehungszeit des Materials?

Blitz:

Nein, wir beziehen uns nicht lediglich auf die Entstehungszeit des Materials. Die Songs sind größtenteils auch schon eher entstanden. Ihnen wurde 2010, durch die Neubesetzung von Bass, Gesang und 2. Gitarre, aber sozusagen neues Leben eingehaucht – und nicht nur den Songs, sondern der Band an sich. Nach einer Zeit des Suchens und der Orientierung hat Vae Tertium das Gesuchte gefunden. Deswegen trägt die EP den Namen „Zweitausenzehn“ eher als Symbol für die „Renaissance“ von Vae Tertium.

IV. Wie kommt es zu der strengen Limitierung von lediglich 50 Exemplaren eurer ersten Veröffentlichung? Ihr verhindert auf diesem Weg gewissermaßen, dass eure EP einem größeren Publikum zugänglich gemacht wird.

Praetor:

Wir haben uns entschieden, die Auflage klein zu halten, weil sie nur einen Auszug unseres bisherigen Schaffens darstellt. Die EP soll ein leiser Ruf aus dem Untergrund sein, der einigen Auserwählten zukommen soll und vielleicht noch der einen oder anderen Person auf unseren Konzerten. Ist die EP ausverkauft, hat man später immer noch die Möglichkeit, auf das laute Rufen unseres Albums zu achten. Denn wir arbeiten bereits an einem Album und denken, dass sich besser dieses Stück an ein breites Publikum richten soll.

V. Könnt ihr unseren Lesern etwas über die Lyrik eurer Werkes berichten? Wenngleich der Titel “In den Wäldern“ die übliche Thematik des Genres vermuten lässt, deutet “Sturm und Drang“ jedoch auf einen deutlich tiefgründigeren Inhalt hin.

Aiolos:

Die Lyrik des Titels „In den Wäldern“ ist der  Feder meines Vorgängers entsprungen, der Name an sich ist auch  tatsächlich recht klischeebehaftet. Auf den Inhalt selbst trifft das teilweise zu. Da die lyrische Konzeption allerdings nicht in unser Konzept passt, ist der bisherige Text praktisch schon ersetzt.

Bei „Sturm und Drang“ ist der Name tatsächlich Programm: Die literarische Epoche des Sturm und Drangs. Auch thematisiert wird hierbei die Aufklärung, welche unserer Ansicht nach auch heute noch im Gange ist.

Allgemein kann zur Lyrik von Vae Tertium gesagt werden, dass Selbsterkenntnis vermischt mit der obligatorischen Gesellschaftskritik maßgeblich den Inhalt bestimmen. Ich als Freund der Lyrik der Epoche der Romantik, orientiere mich ein stückweit an dieser. Zu viel verraten will ich an dieser Stelle allerdings nicht, der Kreis der Songtext-Philosophen soll noch Arbeit und Spaß haben!

VI. Dem Booklet von “ZWEITAUSENDZEHN“ ist die Aussage “Der Geist ist verzerrt, ist das mein Weg?“ zu entnehmen. Welche Bedeutung messt ihr dieser bei und wie lässt sie sich auf das Schaffen der Band projizieren?

Aiolos:

Wie bereits von mir angedeutet, ist der Hauptaspekt der Lyrik Selbsterkenntnis. Jeder Mensch trifft in seinem Leben auf Herausforderungen, die ihn an sich selbst zweifeln lassen oder anscheinend ausweglos zurücklassen. Es ist am Betroffenen, nach vorne zu blicken, egal wie schwer es erscheinen mag.

Bezogen auf die Arbeit mit Vae Tertium lässt sich sagen, dass wir unser Herzblut in das Projekt stecken und versuchen werden, neue Herausforderungen anzunehmen und zu meistern. Wofür der genannte Vers tatsächlich steht, ist nun auch der Fantasie/Philosophie des Lesers überlassen!

VII. Pflegt ihr einen intensiveren Kontakt zu anderen hessischen Bands? Wie wichtig ist euch eine regionale Szenenzugehörigkeit?

Vinterbarn:

„Szenenzugehörigkeit“ ist im Black Metal immer ein etwas heikler Begriff, der vielerlei Interpretationsmöglichkeiten offen lässt und leicht in eine falsche Kerbe schlagen kann. Ich würde mal sagen, dass es uns dabei hauptsächlich um Gigaustausch oder auch einfach den Austausch an Erfahrungswerten geht. Wir bemühen uns, stets neue Kontakte in der Schwarzmetall-Szene zu knüpfen. Dabei ist es uns zunächst mal am wichtigsten, es mit interessanten und ernsthaften Musikern zu tun zu haben und nicht mit jenen, die sich damit zufriedengeben, alte Klischees aufzuwärmen. Die Gesinnung der Band steht also über dem regionalen Faktor. Aber natürlich sind wir auch sehr interessiert daran, ein Netzwerk in Hessen aufzubauen. Wir hoffen, dass es in Zukunft mehr Veranstaltungen für Anhänger der Untergrundszene hier in der Gegend gibt, und versuchen, das aktiv mit voranzutreiben. Und ich denke, es gibt hier einige Bands mit Potential, die das ebenso sehen.

VIII. Eurer Internetpräsenz ist zu entnehmen, dass es dieses Jahr noch einige Male die Möglichkeit geben wird, euch auf der Bühne zu sehen. Was darf ein Besucher eurer Konzerte erwarten?

Vinterbarn:

Wie ich eben schon angedeutet habe, sind uns Liveauftritte sehr wichtig. Ein Konzert ist einfach die intensivste Art, Musik zu erleben – sowohl für die Musiker, als auch für das Publikum. Wir geben darum jede Sekunde auf der Bühne alles, um unsere Zuhörerschaft in die düstere Welt unserer Musik zu entführen und die Kraft derer zu entfesseln.

IX. Wie sehen die Zukunftspläne von VAE TERTIUM aus? Werdet ihr euch sofort wieder der Arbeit von neuem Material widmen?

Blitz:

Vinterbarn hat schon deutlich gemacht, welchen Stellenwert Liveauftritte für uns haben und dass wir versuchen, Austragungsmöglichkeiten für Black Metal-Bands aktiv voranzutreiben. Dieses – in Zusammenarbeit mit Glutwind – zu realisieren, ist ein Ziel, das wir uns gesetzt haben. Natürlich versuchen wir, Liveauftritte von Vae Tertium auch generell fortlaufend zu realisieren. Und nach den Aufnahmen für unsere EP sind auch schon neue Songs entstanden. Wir sind eigentlich kontinuierlich dabei, neue Songs zu entwickeln, einzustudieren und ihnen den letzten Schliff zu verleihen. Wir haben auch noch unveröffentlichtes, „altes“ Material. Also mehr als genug Material für ein Album, und das ist auch erst mal das nächstgrößere primäre Ziel, auf das wir hinarbeiten.

Praetor:

Und natürlich eröffnet sich auch die Frage nach einem Label, das uns weitere Möglichkeiten der Arbeit in der Öffentlichkeit bietet. Aber das Thema Plattenvertrag steht bei uns nicht an erster Stelle, vielmehr denken wir an das Album, das wir nach abgeschlossenem Schreiben und Einüben auch live präsentieren werden. Letztlich machen wir Musik, weil wir sie leben

X. Ich bedanke mich für das Interview und übergebe die letzten Worte an euch…

Blitz:

Danke! Unsere letzten Worte sind allerdings noch nicht gesprochen.

Praetor:

Ihr werdet wieder von uns hören.

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