Die für diesen September angesetzte ADVENTUS SATANAE MMXII Tour unter der Regie von MetalKommand Concerts stand bereits einige Wochen vor Beginn unter schlechten Vorzeichen. Auf Grund gesundheitlicher Probleme waren die Franzosen HELL MILITA gezwungen ihre Teilnahme an der elftägigen Europarundreise durch insgesamt sechs verschiedene Länder abzusagen. Für Ersatz konnte immerhin schnell gesorgt werden und so nahmen BLACKLODGE den freien Platz im Tourtross ein, um ihr neues Album „MACHINATION“ vorzustellen.
Die nächste schlechte Nachricht folgte nur wenige Stunden vor dem offiziellen Startschuss des Spektakels … zumindest für all diejeingen, die dem Konzert im Berliner Club “K17“ bewohnen wollten. Diese, für den Donnerstag geplante Show, wurde kurzerhand von den dortigen Veranstaltern abgesagt, sodass die drei Bands des Tourpaketes erst am folgenden Abend im Kultschuppen “From Hell“ in Erfurt die Bühne betreten konnten.
Bei Ankuft gegen 20:00 Uhr tummelte sich bereits einiges schwarzes Volk vor der Location, sich die Zeit Bier trinkend und in Gespräche vertieft vertreibend. Doch auch die Räumlichkeiten des “From Hell“ zeigten sich für die noch frühe Stunde relativ gut gefüllt. Der errichtete Merchandisstand mit einer Vielzahl als LPs und CDs, sowie den aktuellen Tourshirts konnte noch kurz begutachtet werden, bevor mehr oder weniger pünktlich der Opener TORTORUM aus Norwegen Position auf der Bühne bezog.
Vor noch eher lichten Reihen startete das Quartett um Sänger und Bassist “Barghest“ das knapp 40-minütige Programm, bestehend aus Songs des erst vor wenigen Monaten veröffentlichten Debütwerkes “EXTINCTIONIST“. Bei leicht verwaschenem, aber dennoch vollkommen annehmbaren Gitarrensound wurde die recht flotten Stücke kraftvoll ins Publikum geschmettert. Zumeist sehr roh gehalten und nur passagenweise düster atmosphärisch aus der P.A. schallend, überzeugte das Material der Bergener allerdings nur bedingt. So boten die Songs bereits nach etwa der Hälfte der Spielzeit kaum neue Ideen und ließen wirkliche Höhepunkte leider vermissen. Wenn auch etwas hüftsteif, inszenierten TORTORUM Stücke wie “Grace Of Hatred“ oder “For The Ruin Of All“ immerhin mit sichtlicher Spielfreude, sodass eine ingesamt solide Eröffnungsshow geboten wurde, die zudem mit dem unsterblichen BATHORY Klassiker “Call From The Grave“ beschlossen wurde und somit zu guter Letzt doch noch für die ersten wehenden Haare vor der Bühne sorgte.
Nach einer sehr kurzen Umbaupause sorgten nun BLACKLODGE aus Frankreich mit ihrem Industrial Black Metal für ein durchaus sehr exotisches Kontrastprogramm zum zuvor Gehörten. Zu den pochendenen Klängen eines Drumcomputers lieferte das Saitentrio um VORKREIST-Fronter “Saint Vincent“ drückende Riffwände und bizarre Melodien. Spielsicher und routiniert bewegten sich BLACKLODGE zu einer sehr passenden Lichtshow auf der Bühne und präsentierten hauptsächlich Songs des aktuellen Albums “MACHINATION“. Viele Anwesenden schienen mit den futuristischen Sounds und pfeilschnellen Beats jedoch nicht so recht warm zu werden, sodass die Reaktionen zu Stücken wie “Neo Black Magic“ oder “Industrial Temple Mystica“ eher verhalten ausfiel. Ungeachtet dessen spielten sich die drei Herren professionell durch ihr Set und boten eine unterhaltsame Show, die immerhin eine gute Portion Abwechslung in den Abend brachte.
Um 22:35Uhr war es dann, nach einem erneut zügigen Umbau, schließlich Zeit für den Headliner des Abends – HORNA. Auch der letzte Gast drängte sich nun vor die Bühne, um dem düsteren Ritual der Finnen beizuwohnen, das zunächst recht unspektakulär begonnen wurde. Fehlendes Licht und die starre Haltung der vier Musiker ließ zunächst rätseln, ob das vorgetragene Instrumentalstück “Zythifer“ noch zum Soundcheck oder doch schon zur eigentlichen Show gehörte, bis sich schließlich Sänger “Spellgoth“, wie gewohnt in brauner Mönchskutte, zu seinen Bandkollegen gesellte und mit wildem Gekeife in den nächsten Song überleitete. Während der folgenden Stunde boten HORNA einen intensiven Auftritt, der sofort in seinen Bann zog. Mit sauberem Sound führten das Quintett quer durch seine reichhaltige Discographie und sorgte mit den vorgetragenen Songs für emporgereckte Fäuste und einen kurzlebigen Moshpit vor der Bühne. Während sich “Shatraugh“, “Infection“ und “Qraken“ teils bangend, teils mitsingend eher im Hintergrund hielten und sich auf ihre Instrumente konzentrierten, trieb “Spellgoth“ seine Darbietung, wie bereits am diesjährigen DEATHKULT OPEN AIR oder auch dem MARYLAND DEATH FEST erlebt, noch weiter auf die Spitze. So wurden Zigaretten auf Arm und Brust ausgedrückt – oder verschwanden gar vollständig im Rachen – und ein hölzernes Kruzifix musste immer wieder für Spuckattacken herhalten. Wenngleich auf Grund der sehr ordentliche musikalische Darbietung HORNAs über die teilweise sehr unpassenden Gesten hinwegesehen werden konnte, verscherzte es sich “Spellgoth“ rechtzeitig zum letzten Songs, nach einem inbrünstig vorgetragenen “Merkuriana“ doch noch mit einem Großteil des anwesenden Publikums, indem er sich seiner Kutte entledigte und den Gig komplett nackt zu Ende brachte. Eine mehr als sinnfreie Aktion, die von viele Gästen mit einem Kopfschütteln und enttäuschten Worten entgegengenommen wurde, verlieh “Spellgoth“ dem gesamten Auftreten der Band auf diese Weise doch eine recht lächerliche Note.
Insgesamt darf auf einen gelungenen Konzertabend im “From Hell“ zurückgeblickt werden, der den Eintrittspreis von 15,00 € vollkommen wert war. Nach einem immerhin guten, wenn auch wenig fesselnden Auftritt von TORTORUM und der interessanten und leider auch etwas deplatzierten Show von BLACKLODGE, konnten HORNA die Erwartungen der meisten Besucher mit einer energiegeladenen Show sicherlich erfüllen. Als bitterer Beigeschmack bleibt allerdings das wenig ruhmreiche Agieren “Spellgoths“…