Cosmic Storms Over Europe 2019 – 28.09.2019 – Mörlenbach-Weiher

28. Oktober 2019
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Für nicht wenige Liebhaber todesmetallischer Klänge dürfte die von Ván Records und Acherontic Arts veranstaltete Tournee mit CHAPEL OF DISEASE und SULPHUR AEON ein ganz besonderer Höhepunkt des sich seinem Ende entgegen neigenden Jahres gewesen sein. Für lediglich neun Tage reiste die COSMIC STORMS OVER EUROPE 2019 – Tour durch vier Länder und konzentriert sich neben drei Abstechern nach Frankreich, Belgien und in die Niederlande auf Konzerte in der deutschen Heimat, die energie-geladender und fesselnder wohl kaum hätten sein können. EVILIZED war für Euch im beschaulichen Möhrlenbach-Weiher mit dabei und durfte in fast ausverkauftem Haus Zeuge eines absolut denkwürdigen Abends werden.

Der hinter der Live Music Hall gelegene Parkplatz erwies sich bei Ankunft gegen 19:15 Uhr bereits nahezu komplett belegt und vor dem Eingang tummelten sich zahlreiche Besucher, die sich die Zeit vor Beginn der ersten Show noch an der frischen Luft vertrieben. Ohne allzu langes Anstehen wurde der Innenraum nach einer freundlichen Begrüßung der Security betreten und die verbleibende Viertelstunde wurde genutzt, um sich den in einer viel zu kleinen Ecke versteckten Tisch mit Unmengen an Merchandise genauer anzusehen, vor dem sich etliche kaufwillige Gäste tummtelten, denen zahlreiche Shirts mit den unterschiedlichsten Motiven sowie Tonträger in allen Formaten angeboten wurden. Als kleines Schmankerl für die Tour wurden sowohl “DEEP, DEEP DOWN THEY SLEEP“ von SULPHUR AEON als auch “DEATH EVOKED“ von CHAPEL OF DISEASE von Ván Records auf schwarzem Vinyl als 7“ EP beziehungsweise 12“ LP in sehr überschaubarer Stückzahl neu aufgelegt. Es blieb gerade noch ausreichend Zeit, die Einkäufe sicher im Auto zu verstauen, bevor schon die erste Band des Abends die Bretter betrat.

Pünktlich um 19:45 Uhr enterten NEKROVAULT aus dem bayerischen Memmingen die in dichten Nebel gehüllte Bühne und schmetterten dem bis in die vordersten Reihen dicht gedrängten Publikum ihren derben Death Metal entgegen. Die vierköpfige Truppe agierte durchgehend mit viel Bewegung, die sich umgehend auch auf nicht wenige Zuschauer übertrug, die die Show entsprechend mit gereckten Fäusten und nickenden Köpfen verfolgten. Zwar kann die noch sehr junge Formation bislang erst auf Songs von zwei EPs zurückgreifen, doch darf das Material dieser als durchaus amtlicher Todesblei nach Art der alten Schule bezeichnet werden, der mit bedrohlichen Leads über walzenden Riffs und gurgelnden Growls eine angenehm morbide Atmosphäre erzeugt, die live mindestens ebenso intensiv umgesetzt werden konnte und in Verbindung mit der steigenden Temperatur und dem sinkenden Sauerstoffgehalt die perfekten Rahmen-bedingungen für eine absolut erdrückende Darbietung darstellte. Einzig die unverständlich ins Mikrofon gemurmelten Ansagen mit ihren Dank-sagungen zwischen den einzelnen Stücken wirkten etwas deplatziert und können das nächste Mal gerne weggelassen werden. Davon abgesehen darf die Perfomance von NEKROVAULT als starker Auftakt für die nachfolgenden Shows bezeichnet werden.

Während der ersten Umbaupause eilte ein Teil der Besucher an die frische Luft, um sich abzukühlen, aber auch am Verkaufsstand zeigte sich erneut dichtes Gedränge. Zudem gab es ebenfalls die Möglichkeit, sich im benachbarten Pub noch einen einfachen Imbiss zum kleinen Preis zu gönnen, standen hier immerhin Würstchen, belegte Baguettes und gebackener Schafskäse auf der Speisekarte. Dabei war allerdings Eile geboten, galt es doch rechtzeitig zu CHAPEL OF DISEASE wieder vor der Bühne zu stehen.

In der nun folgenden Stunde nahmen die vier Kölner die anwesenden Besucher mit auf eine faszinierende Reise durch die psychedelischen Klangwelten ihres aktuellen Langspielers, dessen in der Schnittmenge von traditionellem Death Metal und lässigem 70’s Rock angesiedelten Kompositionen im Mittelpunkt der sieben Stücke umfassenden Show standen. Bereits mit der ausufernden Gitarrenarbeit des eröffnenden “Void Of Words“ konnten CHAPEL OF DISEASE das dicht gedrängte Publikum in einen tranceartigen Zustand versetzen, das die mit viel Energie und Dynamik dargebotenen Stücke ausgelassen mitsang und mitklatschte. Den begeisterten Zuschauern wurde dabei gar keine Möglichkeit gegeben, aus dieser Ekstase zu sich zu entkommen, wurden die Tracks mittels atmosphärischer Gitarrenarrangements oder ambientartiger Geräuschkulissen zu einer in sich konstanten Einheit mit durchgehendem Fluß verschmolzen, sodass etwa “Song Of The Gods“ von einem vielschichtigen Intermezzo aus zarten Melodien und wabbernden Leads eingeleitet wurde, das an Intensität kaum zu überbieten war. Auf diese Weise vermengten sich auch zwei ältere Stücke von “THE MYSTERIOUS WAYS OF REPETATIVE ART“ perfekt mit dem aktuellen Material. Der klare und druckvolle Sound der P.A. rundete den Auftritt der Truppe letztendlich wunderbar ab. Erst um 21:25 Uhr fand die tobende Stimmung in der gnadenlos aufheizten Live Music Hall mit Verklingen des letzten Tones ein jähes Ende, doch sollte das zufriedene Grinsen in unzähligen Gesichtern noch lange anhalten.

Setlist:

Void Of Words

Oblivious – Obnoxious – Defiant

Masquerade In Red

Song Of The Gods

Null

The Mysterious Ways…

The Sound Of Shallow Grey

In der letzten Umbaupause des Abends, die fast kollektiv in der angenehmen Kühle vor der Live Music Hall verbracht wurde, um der erdrückenden Hitze zu entkommen, stellte sich wohl nicht wenigen Besuchern die spannende Frage, ob es SULPHUR AEON nun gelingen würde, die soeben erlebte eindrucksvolle Machtdemonstration noch zu überbieten. Es sollte eine gute halbe Stunden vergehen, bis sich jeder Gast seine eigene Meinung hierauf bilden konnten, als die fünf Herren aus Nordrhein-Westfalen ihr düsteres Werk auf der Bühne begannen.

Wie bei ihren Labelkollegen stand auch bei SULPHUR AEON der im vergangenen Jahr von Ván Records veröffentlichte dritte Langspieler im Fokus des ebenfalls einstündigen Auftrittes und so wurde der sich nach wie vor in bester Laune befindenden Menge zunächst die mächtigen Riffkonstruktionen von “Cult Of Starry Wisdom“ sowie das bedrohliche “Yuggothian Spell“ mit voller Wucht entgegengeschmettert, um gleich darauf die okkulten Beschwörungsformeln von “The Summoning Of Nyarlathotep“ folgen zu lassen, die “M.“ im grünlich leuchtenden Dunst stehend ins Mikrofon brüllte. Begleitet wurden die vielschichtigen Kompositionen mit ihren verschlungenen Strukturen aus brachial wütenden Ausbrüchen und melodischen Harmonien von einer enorm stimmungsvollen Lichtshow und einer dramatischen Theatralik, die besonders die großartigen Wechsel von grollenden Growls zu epischem Klargesang wunderbar untermalte. Nach diesem Auftakt mit ausschließlich neuen Stücken wurden mit “Swallowed By The Oceans Tide“, “Titans“ oder “Devotion To The Cosmic Chaos“ jedoch auch noch die ersten beiden Werke bedacht, bevor die allmählich ermüdenden Besucher nach einer leidenschaftlichen Zeremonie zu Ehren des einzigartigen H.P. Lovecraft und all seinen kosmischen Schrecken mit den verträumten Klängen von “Thou Shalt Not Speak His Name“ in die schwarze Nacht hinaus verabschiedet wurden.

Auf dem Weg zurück zum Parkplatz zeigten sich viele zufriedene Gesichter, die sich wohl noch lange an einen denkwürdigen Konzertabend erinnern werden, an dem sowohl CHAPEL OF DISEASE als auch SULPHUR AEON eindrucksvoll unter Beweis stellten, dass sie zur unangefochtenen Sperrspitze der heimischen Szene gehören. Daher kann jedem Liebhaber düsteren Todesbleis nur wärmstens empfohlen werden, beide Formationen im kleinen Rahmen auf der Bühne zu erleben, wenn sich die Gelegenheit bietet.

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