Panzerfaust – The Suns Of Perdition – Chapter I: War, Horrid War
Krieg ist als Thematik für lyrische Konzepte besonders im schwarzmetallischen Sektor bereits von zahlreichen Kapellen in den unterschiedlichsten Heran-gehensweisen mehr als ausgiebig und mit all seinen grausamen Facetten behandelt worden und trotzdem finden sich immer wieder Formationen, die sich mit ihrem musikalischen Schaffen den endlosen Geschichten aus den dunkelsten Kapiteln der Menschheit widmen, wohl wissend, dass sicherlich keine neuen Aspekte mehr beleuchtet werden können. Bei einer Band, die sich plakativ PANZERFAUST nennt, ist natürlich von vornherein festgelegt, dass es nur wahre Marschrichtung geben kann, wenngleich die vier Kanadier auf ihren früheren Werken nebenei auch mit dem Christentum ins Gericht gingen.
Erst kürzlich wurde bei Eisenwald eine neue Labelheimat gefunden, mit deren Unterstützung im Rücken nun ein besonders ambitioniertes Projekt verwirklicht werden soll, haben sich PANZERFAUST vorgenommen, nicht einfach nur ein Konzeptalbum zu veröffentlichen, sondern vielmehr eine in sich geschlossene Tetralogie zu erschaffen, die den blanken Horror des Krieges und seine drastischen Konsequenzen aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Dabei stellt das vorliegende “THE SUNS OF PERDITION – CHAPTER I: WAR, HORRID WAR“ den ersten Teil der geplanten Reihe dar, der mit einer lediglich halbstündigen Laufzeit recht überschaubar ausfällt.
Trotzdem haben die vier Herren aus Ontario einiges zu sagen und so beginnt ihr bislang vierter Langspieler ohne unnötige Einleitung unmittelbar mit einem Bericht des 16. Juli 1945 und seinen Folgen für die gesamte Menschheit, wurde an diesem Tag mit ‚Trinity‘ die erste Kernwaffe in New Mexico gezündet. Ohne mit der Tür ins Haus zu fallen, bauen PANZERFAUST nur nach und nach ein verschlungenes Gewirr aus Riffs auf, das melodische und dissonante Motive miteinander verschwimmen lässt und besonders durch das sehr dynamisch, viel-schichtige Schlagzeugspiel eine beklemmende Unruhe verbreitet. Diese bietet die passende Basis für die abstrakten Lyrics, die brüllend, röchelnd oder verzweifelt schreiend vorgetragen werden. Bis zur letzten Sekunde bleibt “The Day After Trinity“ eine aufwühlende Komposition, die mit durchdachten und kernigen Arrangements besticht. Deutlich geradliniger geht es in “Stalingrad, Massengrab“ weiter, dessen peitschender Rhythmus von den surrenden Geräuschen des Luftangriffes der deutschen Wehrmacht auf die sowjetische Stadt begleitet wird. Bis auf mehrere Breaks wird das scharfe Tempo bis zum Schluss durchgezogen, doch hält der nur rund 4-minütige Track neben wirkungsvollen Leads einige eingängige Gesangspassagen bereit, die einen unerwarteten Kontrast zur Instrumentalarbeit bilden, dessen Idee jedoch voll aufgeht. Nach einem kurzen Instrumentalstück, das die Mitte des Werkes markiert, geht es in “The Decapitator’s Prayer“ gleichsam anspruchsvoll, aber mit weitestgehend gedrosselter Geschwindigkeit weiter, bevor sich “The Men Of No Man’s Land“ als hymnisches Finale offenbart. Perfekt werden hier stilistische Mittel wie ein sich zum Takt von marschierenden Stiefeln knarzender Bass, dunkel verhallenden Gitarrenharmonien oder das plötzliche Erklingen eines verzerrten “Stille Nacht, Heilige Nacht“ in einem kraftvollen Midtempo inszeniert, bevor ein von Lt. Col. John McCrae verfasstes Gedicht vorgetragen wird, das an die Schlachten von Flandern mit ihren Gräueltaten samt unzähligen Toten erinnert und letztendlich in das andächtige Spiel von Dudelsäcken überleitet.
PANZERFAUST legen mit “THE SUNS OF PERDITION – CHAPTER I: WAR, HORRID WAR“ ein intensives Album vor, das durch die bittere Geschichte des Krieges führt und verschiedene Ereignisse auf eindringliche Weise mit intelligent strukturierten Songs aufarbeitet, ohne hierbei nur ein einziges Mal in stumpfe Raserei zu verfallen oder die besungenen Taten in irgendeiner Weise zu verherrlichen. Vielmehr wird die gesamte Platte von einer kontinuierlich bedrückenden Atmosphäre begleitet, die keinerlei Gefühl von Ruhm und Ehre aufkommen lässt.