Pest Fest III – 02.10.2010 – Altershausen
Die immer kürzer werdenden Tage künden von der Ankunft des Herbstes und tatsächlich ist bereits der Oktober angebrochen. Doch bevor am ersten Sonntag des neuen Monats das 20. Jubiläum der Wiedervereinigung gefeiert wird, steht einen Tag zuvor zunächst die Rückkehr des PEST-FESTs auf der Agenda. Nach einjähriger Abstinenz der Veranstaltung lädt PESTILENCE RECORDS zur 3. Ausgabe erneut in die Hassberghalle nach Altershausen. Das Billing lockt neben Bands wie dem Headliner PARAGON BELIAL und DARKMOON WARRIOR auch mit einer exklusiven Bühnenpremiere der Formation WINTERBLUT.
Nach einer knappen Stunde Fahrt über eine baustellenreiche, jedoch fast fahrzeugfreie Autobahn, wird das Örtchen Altershausen erreicht und ein Hinweisschild weist den Weg zur Veranstaltungshalle. Bereits nachdem die Hälfte des kurzen Fußweges vom Parkplatz zur Halle zurückgelegt ist, fällt neben einem herzhaften Grillduft der in der Luft liegt auf, dass die Türen der Hassberghalle geschlossen sind und sich die überschaubare Anzahl an Gästen um das Gebäude verteilt. Ein kurzer Blick auf die Uhr verrät, dass es bereits 17.55 Uhr ist und der Einlass somit bereits vor 25 Minuten stattfinden sollte. Eine am Eingang aushängende Running Order gibt Aufschluss über die bisher noch geringe Verspätung. Die bereits im Vorfeld für CAEDES eingesprungenen Frankfurter CHAOS INVOCATION und auch der Hauptakt PARAGON BELIAL mussten krankheitsbedingt absagen. Ein herbe Enttäuschung an dem noch so jungen Abend, gibt es doch für keine der beiden Ausfälle einen Ersatz.
Gegen 18.25 Uhr werden die Türen dann endlich geöffnet und die Besucher können an der Abendkasse das, auf Grund der Absagen, vergünstigte Ticket für 15 € erwerben. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich im Inneren der Halle nicht viel getan. Zur Linken befindet sich der Merchandise Stand des Veranstalters PESTILNECE RECORDS der eine überschaubare Auswahl an CDs, Vinyl und T-Shirts zum Verkauf anbietet, durch die sich die Besucher in den kommenden 40 Minuten Wartezeit von A nach Z wühlen.
Um 19.05 Uhr wird dann endlich das Licht gedimmt und die Konservenmusik weicht zu Gunsten der ersten Liveperformance an diesem Abend.
NAZARENE DECOMPOSING
Urkraft:
Mit ihrem Album „DEMONIC INQUISITION“ im Gepäck entern NAZARENE DECOMPOSING aus Passau für die nächsten 35 Minuten die Bühne. Der Sound ist klar und wirkt trotz der Tatsache, dass die Band nur mit der Minimalbesetzung Schlagzeug, Gitarre und Gesang agiert recht druckvoll. Ohne große Worte an das Publikum zu verlieren, spielt man sich solide durch die nächste halbe Stunde und präsentiert Songs wie ‚“Walk The Satanic Way““ vom aktuellen Longplayer. Ein durchaus gelungener Auftakt der Bayern, der nur die etwas sehr zaghafte Bühenaktivität bemängeln lässt.
Wolfsblut:
Um es kurz zu machen: NAZARENE DECOMPOSING überzeugen auf ganzer Linie. Bühnenshow und Riffing sind minimalistisch aber durchaus fesselnd und stimmig. Auch technisch kann man dem Trio keinerlei Vorwürfe machen. Eine gelungene Vorstellung ohne Effekthascherei oder unnötiges, belangloses Gerede.
Zwar ist mit einem, dem ursprünglichen Zeitplan entsprechenden Ablauf des Abends auf Grund der Bandabsagen und des verspäteten Beginns in keinster Weise mehr zu rechnen, dennoch ist es unverständlich, warum die ursprünglich Umbauzeit von 20 Minuten auf mehr als das Doppelte gezogen werden muss.
BLEEDING FIST
Urkraft:
Den mit Abstand weitesten Anfahrtsweg mussten die Slowenen BLEEDING FIST für ihren nun folgenden Auftritt zurücklegen. Zwar fast vollständig haarlos, dafür mit umso mehr Farbe und Blut verziert, nehmen die fünf Mannen Aufstellung zum Intro der aktuellen MCD “MACABRUM BESTIA EX ABYSSUS“. Das sich nun von der Bühne dargebotene Spektakel lässt sich wohl auf direktestem Weg als chaotisch und unkoordiniert beschreiben. Völlig wahllos erscheint die Bedienung des Tieftöners und die, über simples Riffing gebrüllten Vocals setzen nicht selten an den falschen Stellen ein. Der übermächtig dröhnende Bass stellt bei dieser Darbietung wahrlich nur das Tüpfelchen auf dem “i“dar und die sich mehr und mehr lichtende Zuschauerschar vor der Bühne bestätigt mich in meiner Wahrnehmung. All dies hält das Quintett jedoch nicht davon ab spielfreudig und sich feiernd auch noch eine Zugabe zum Besten zu geben.
Wolfsblut:
Mit ihrem aktuellen MCD „MACABRUM BESTIA EX ABYSSUS“ lieferte der slowenische Fünfer BLEEDING FIST Anfang des Jahres ein gefälliges, wenn auch nicht perfektes, Stückchen Black/Thrash. Bei der Live Umsetzung scheitert die Truppe um Fronter „Hellscreamer“ jedoch an den bereits auf den Studioaufnahmen offensichtlich gewordenen Schwächen. Timing, Tightness und annähernde Beherrschung der Instrumente scheinen für BLEEDING FIST eindeutig Fremdwörter zu sein. Anders lässt sich die Performance der jungen Band einfach nicht erklären. Selten erlebt man eine Gruppe die es fertig bringt ihre eigenen Stücke derartig zu demontieren. Daran können auch aufgespießte Tierschädel und die permanente Selbstbeweihräucherung des bemaskten Bassisten nichts ändern. Die abschließende Verstümmelung des HELLHAMMER-Klassikers „Messiah“ setzt der Darbietung des Quintetts die Krone auf. Wahrlich großes Kino.
Noch dreister als der soeben beendete Auftritt der Slowenen ist die nun folgende “Umbau“pause von sage und schreibe 65 Minuten. Zwar beenden WINTERBLUT ihren Soundcheck bereits nach etwas mehr als einer halben Stunde, allerdings nur um in Seelenruhe die Bühne zu verlassen und erst nach weiteren 30 Minuten ihre Positionen auf der Bühne wieder einzunehmen.
WINTERBLUT
Urkraft:
Bereits vor 2 Jahren sollte in der Hassberghalle unter dem PEST FEST – Banner die Livepremiere von WINTERBLUT vollzogen werden. Der damals abgesagte Gig wird am heutigen Abend jedoch nachgeholt und so versammeln sich auch die bis dato meisten Zuschauer vor den Bühnenbrettern. Das Liedgut wird sauber, wenn auch unspektakulär vorgetragen und von einigen Besucher in der ersten Reihe standesgemäß gefeiert. Ein leider etwas zu lauter Bass trübt das Gesamtbild zwar etwas, wirkt sich jedoch rückblickend kaum negativ auf die Performance aus.
Wolfsblut:
WINTERBLUT darf getrost als Untergrund-Kultkapelle bezeichnet werden. Umso verwunderlicher ist die Tatsache, dass die seit 1994 bestehende Truppe auf dem PEST FEST ihre erste Live-Performance abhält. Routiniert und sehr sauber arbeitet sich das Trio durch das 40-minütige Set. Das Liedwerk von WINTERBLUT wirkt sperrig und bewegt sich überwiegend in dissonanten Gefilden, kein leichtes Los für zarte Ohren. Vielleicht ist das erste Live-Ritual der Truppe auch gerade deshalb ein solch unvergessliches und prägendes Erlebnis.
Die Uhr zeigt 22.55 Uhr an, als WINTERBLUT sich von der Bühne verabschieden. Eine Überraschung stellen die folgenden 50 Minuten Pause nicht wirklich da, was nicht heißt, dass es nicht trotzdem etwas frech ist, den Besuchern erneut eine so lange Wartezeit zuzumuten.
DARKMOON WARRIOR
Urkraft:
Die noch ausstehende Kapelle DARKMOON WARRIOR steigt dank der Absage von PARAGON BELIAL zum Headliner auf und wird dieser Position in allen Punkten gerecht. Wortkarg aber dennoch sympathisch spielt sich das Trio durch ein abwechslungsreiches Set mit Songs wie “This Is Black Metal“, “Nostradamic Visions“ oder “Crown Of Snakes“ vom aktuellen Longplayer. Weder von technischer als auch optischer Seite gibt es hier etwas zu meckern und so beschließen DARKMOON WARRIOR einen etwas durchwachsenen Abend mit einer erstklassigen Performance.
Wolfsblut:
Zum Abschluss des Abends entern die Brandenburger DARKMOON WARRIOR die Bühne. Die seit 1996 bestehende Gruppierung zelebriert auf dem dritten Pest Fest einen ihrer seltenen Live-Auftritte. Ausgestattet mit einer umfassenden Setlist die neben einigen Stücken vom aktuellen Album „CROWN OF SNAKES“ auch alte Klassiker wie „Prayer Of Genocide“ beinhaltet, bietet das Trio einen durchweg überzeugenden und mitreisenden Auftritt. Ein würdiger Headliner der zum versöhnlichen Ende eines von langen Umbaupausen und Bandabsagen gezeichneten Abend einen großen Teil beisteuert.
FAZIT
Urkraft:
Der Veranstalter hat es an diesem Abend nicht leicht. Bei zwei so kurzfristigen Bandabsagen darunter dem Headliner, noch ein fehlerfreien Ablauf zu bewerkstelligen ist schier unmöglich und so ist PESTILENCE RECORDS hier nicht wirklich ein Vorwurf zu machen. Zwar ist die Entscheidung, den Abend mit übermäßigen Umbaupausen auf die ursprünglich angedachte Länge zu ziehen ein mehr als fragwürdiges Unterfangen und sollte nach Möglichkeit nicht wiederholt werden. Dennoch ist auf ein schönes Konzert zurückzublicken, bei dem (fast ausschließlich) gute Musik, nette Leute und eine angenehme Atmosphäre in Erinnerung bleiben. Es darf auf eine Fortsetzung im nächsten Jahr gehofft werden.
Wolfsblut:
PEST FEST Nummer drei – gelungene Veranstaltung oder Supergau? Eher Ersteres. Zwar sind die Bandabsagen von PARAGON BELIAL und CAOS INVOCATION durchaus ärgerlich, können aber primär weder dem Veranstalter noch den Bands angekreidet werden. Die überlangen Umbaupausen sind allerdings beim besten Willen nicht tolerierbar und schmälerten den Genusswert des Abend deutlich. Hier besteht definitiv Verbesserungsbedarf. Gelungene Performances von DARKMOON WARRIOR & NAZARENE DECPMPOSING sowie der einzigartige Auftritt von WINTERBLUT stimmen jedoch versöhnlich und so bleibt zu hoffen, dass das PEST FEST auch im nächsten Jahr mit ähnlich hochkarätigem Linup wiederkehren wird.