Aeternus – Heathen

Erneut haben sich AETERNUS reichlich Zeit für das Songwriting ihres neusten Langspielers gelassen, sodass dieser erst volle fünf Jahre nach “…AND THE SEVENTH HIS SOUL DETESTETH“ erscheint, gerade noch rechtzeitig zum 25-jährigen Jubiläum der Truppe, von deren einstiger Urbesetzung schon seit Ewigkeiten nur noch “Ares“ übrig geblieben ist. Diesem gelingt es nach all der Zeit aber trotzdem noch hervorragend, seiner Kapelle einen frischen, weiterentwickelten Sound zu verpassen, klingt das aktuelle “HEATHEN“ in vielerlei Hinsicht erheblich anders als sein rabiater Vorgänger.

In erster Linie liegt dies an den deutlich kompakteren Strukturen der Tracks, die nicht mehr ganz so komplex daherkommen und vollständig auf die schrillen pinch harmonics verzichten, die auf “…AND THE SEVENTH HIS SOUL DETESTETH“ noch essentieller Bestandteil der enorm technisch versierten Songs waren, die von verworrenen Riffs sowie hektischen Drums dominiert wurden. Verworfen wurde ebenfalls die kalte und stellenweise beklemmende Produktion, die den sehr sterilen Eindruck der zehn zum Teil ausufernden Kompositionen noch verstärkte. In einem angenehm erdig, transparenten Klang präsentieren sich AETERNUS auf ihrem mittlerweile achten Studioalbum nun mit geradlinigen Tracks, die zwar hier und dort sicherlich noch verspielt und ein klein wenig verschachtelt ausfallen, im Grund aber einen eingängigen Charakter vorweisen, der kurzweilig ist, ohne anzustrengen. Dies bedeutet keinesfalls, dass “Ares“ und seine beiden verbliebenen Mitstreiter kein anspruchsvolles Material darbieten, sind Stücke wie “The Sword Of Retribution“ oder “How Opaque The Disguise Of The Adversary“ nach wie vor von etlichen Tempowechseln und vielschichtigen Passagen mit unerwarteten Wendungen geprägt. Zu diesen zählen ebenfalls die eingestreuten Interludes mit verhaltenen Akustikarrangements, die schon auf “…AND THE SEVENTH HIS SOUL DETESTETH“ sehr zur atmosphärischen Komponente beitrugen, sich aus den oben genannten Gründen allerdings nie richtig entfalten konnten, wie es nun in “Hedning“ und dem orientalisch angehauchten “`illa Mayyit“ der Fall ist. Zudem wird das brachiale Riffing in “Conjuring Of The Gentiles“ sowie “Boudica“ auf grandiose Weise mit unverzerrt gezupften Sequenzen und melodischen Leads unterbrochen, sodass sich “HEATHEN“ als ein absolut abwechslungsreiches Werk mit wunderbaren Kontrasten präsentiert.

Zwar klingen die Norweger mit all diesen Neuerungen auf Albumlänge betrachtet nicht mehr ganz so brachial wie zuvor, sondern abschnittsweise vielmehr in sich gekehrt und geheimnisvoll, doch bietet die leider gerade einmal 35-minütige Platte trotzdem AETERNUS in Reinform, wird der Hörer noch oft genug unter massiven Riffwänden begraben. Nicht zuletzt offenbaren auch die Vocals von “Ares“ ein weiteres Mal abgrundtiefe Growls, wenngleich diese in manchen Momenten stimmungsvolle Refrains formen, ohne dabei ihr Aggressionspotential zu verlieren.

Wurde von Dark Essence Records schon im Zuge der Veröffentlichung von “…AND THE SEVENTH HIS SOUL DETESTETH“ eine Rückkehr von AETERNUS zu ihren Wurzeln verkündet, findet diese auf “HEATHEN“ nun tatsächlich statt und darf als voller Erfolg verbucht werden. Sicherlich, ganz kann die Klasse von “BEYOND THE WANDERING MOON“ nicht erreicht werden und doch ist der aktuelle Rundling des Trios wirklich mächtig geworden, sodass Anhänger des frühen Dark Metals diesen in jedem Fall antesten sollten.

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