Zwar finden sich mit Eugene oder Salem durchaus ein paar bevölkerungsreiche Städte in Oregon, doch abgesehen davon, bietet der direkt am Pazifik gelegene Bundesstaat im nordwestlichen Teil der U.S.A. mit nahezu endlosen Wäldern, schroffen Bergmassiven sowie kargen Wüsten gleichzeitig atemberaubende Landschaften, die ins sehnsüchtige Schwärmen geraten lassen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass einige Kapellen aus der Region angeben, ihre musikalische Inspiration aus eben diesen erhabenen Naturkulissen zu beziehen, so etwa ALEYNMORD aus Portland, die auf ihrem kürzlich erschienenen Debütalbum die Poesie der Einsamkeit in der Wildnis zu vertonen versuchen.
Hinter der jungen Formation mit dem etwas seltsamen Namen verbergen sich durchaus keine unbekannten Protagonisten, handelt es sich bei James Sloan und Edward Halpin um ehemalige beziehungsweise noch aktive Mitglieder von UADA, die sich hier als Duo zusammengefunden haben, um mit „THE BLINDING LIGHT“ einen gänzlich anderen stilistischen Ansatz zu verfolgen. Zwar zeigen sich ALEYNMORD ebenfalls voll und ganz im melodischen Black Metal verwurzelt, doch werden mit den vier Kompositionen des 35-minütigen Langspielers viel facettenreichere Songstrukturen erschaffen, die sich in ihrem Klang als enorm eigenständig erweisen. In diesem verschmelzen traditionelle Elemente, etwa in Form von eisig klirrende und mit wütend donnernder Doublebase unterlegte Tremolos, mit mannigfaltigen Post-Anleihen, zu denen in erster Linie abwechslungsreiche Leads gehören, die sich mal sanft und mal mit stürmischer Vehemenz durch die raue Instrumentalarbeit von „THE BLINDING LIGHT“ ziehen und auf diese Weise interessante Kontraste erzeugen.
Nicht zuletzt sorgen wirkungsvoll platzierte Akustikarrangements sowie mystische Geräusch-kulissen mit oft undefinierbaren Lauten dafür, dass die Platte durchgehend fesselnd und atmosphärische unheimlich dicht bleibt. All die zahlreichen Details lassen sich nicht sofort entdecken, fällt beispielsweise „Wounded Monolith“ auch auf Grund seiner verschiedenen Tempowechsel und gegensätzlichen Elemente derart vielschichtig aus, dass sich das mehr als 10-minütige Epos nicht gleich beim ersten Hördurchlauf erfassen lässt. Dies trifft ebenfalls auf den reichlich extravaganten Gesang zu, der sich zumeist als schrilles Kreischen offenbart und zu Beginn mehr als befremdlich wirkt, sich mit der Zeit allerdings mehr und mehr in die sperrigen Strukturen einfügt. Zweifelsohne wird sich jedoch nicht jeder potentielle Hörer von ALEYNMORD mit den eigenwilligen Vocals anfreunden können, was mehr als verständlich ist.
Wer etwa WOLVES IN THE THRONE ROOM oder AGALLOCH zu seinen favorisierten Bands zählt und sich obendrein nicht vom hohen Geschrei von Edward Halpin stören lässt, wird bestimmt Freude an „THE BLINDING LIGHT“ haben, ist ALEYNMORD ein wirklich tolles Erstlingswerk mit packendem Songwriting und originellen Ideen gelungen, auf dem jede einzelne Nummer ihren ganz persönlichen Charakter besitzt. Für lange, einsame Spaziergänge durch tiefe Wälder wird hier der perfekte Soundtrack geboten.