Astral Sleep – Astral Doom Musick

Zwar ist es keine wirklich Seltenheit, dass sich viele Formationen aus dem Sektor des Doom Metals gerne mal etwas mehr Zeit bei der Fertigstellung ihrer Veröffentlichung lassen und dennoch muss ASTRAL SLEEP an dieser Stelle attestiert werden, eine besonders langsam arbeitende Band zu sein. Immerhin liegt mit „VISIONS“ ihr letzter Langspieler schon volle acht Jahre zurück und lediglich eine zwischengeschobene EP zeugte vor einiger Zeit davon, dass die vier Finnen überhaupt noch aktiv sind. Vor wenigen Wochen vermeldete Saarni Records als neues Label der Truppe nun allerdings endlich, dass mit „ASTRAL DOOM MUSICK“ ein neues Werk präsentiert werden kann. Es zeigt sich, dass sich ASTRAL SLEEP auf diesem zumindest ein Stück weit vom Schaffen des düsteren Vorgängers entfernen und experimentellere Pfade betreten, ganz so, wie es bereits das hell leuchtende Artwork der Platte erahnen lässt.

Natürlich ist die nordische Truppe weit davon entfernt, ungetrübte Lebensfreude mit ihren noch immer episch langen Kompositionen zu verbreiten, wenngleich der Anteil an Death und Funeral in ihrem Doom Metal auf „ASTRAL DOOM MUSICK“ merklich zurück gegangen ist. Dies macht sich etwa durch den vermehrten Gebrauch klaren Gesangs bemerkbar, der zwar ebenfalls auf „VISIONS“ vertreten war, dort jedoch nur eine untergeordnete Rolle spielte, während nun stattdessen die tiefen Growls in den Hintergrund treten. Es lässt sich nicht leugnen, dass Markus Heinonen zahlreiche Töne gerade so oder eben gar nicht trifft und doch trägt er seine Texte trotz leicht schräger Note mit enorm viel Gefühl und Leidenschaft vor, sodass sein mangelndes Talent nicht sonderlich schwer ins Gewicht fällt. Verfasst sind die Lyrics übrigens nicht nur in finnischer und englischer Sprache, sondern ebenfalls in Deutsch. Leider haben sich ASTRAL SLEEP hiermit beim besten Willen keinen Gefallen getan, ist die Grammatik von „Schwerbelastungskörper“ so heftig daneben, dass es nur letztendlich zum Fremdschämen reicht. Ebenso wenig überzeugend ist ein bizarres Interlude, mit dem der ansonsten klassisch arrangierte Track um eine hektische Bassspur erweitert wird, die offensichtlich eine jazzige Note integrieren soll, damit aber völlig scheitert. Wenig überzeugend ist im Anschluss auch „Aurinko ja kuu“ mit einem absolut monotonen Rhythmus, der die 10-minütige Komposition einfach nicht von der Stelle bringen kann, sodass die massigen Riffs trotz der stimmungsvollen Unterstützung von leisen Naturgeräuschen ohne den geringsten Tiefgang vor sich hin plätschern.

Es verbleiben mit „Vril“ und „Integratron“ somit lediglich zwei Titel, um den bis dahin mehr als durchwachsenen Gesamteindruck von „ASTRAL DOOM MUSICK“ in ein wenigstens etwas positiveres Licht zu rücken. Eine schier aussichtslose Aufgabe, die jedoch tatsächlich gelingt, zeigen sich ASTRAL SLEEP auf der ersten Seite der Platte in ihrer alten Stärke und erschaffen mächtigen Doom Metal, der zwischen erhabener Epik, beklemmender Finsternis und melodischer Raffinesse pendelt, wie einst auf dem Vorgänger. Der druckvolle Sound des Albums leistet seinen Beitrag und lässt das dynamische Schlagzeugspiel kräftig aus den Boxen donnern und sich mit den mächtigen Gitarren vereinen, die sowohl sich wuchtig dahinschleppen, als auch in filigranen Details ergehen. Schade, dass dies hohe Niveau nicht auf kompletter Albumlänge gehalten werden kann.

Wäre dies der Fall, so würde mit „ASTRAL DOOM MUSICK“ ein grandioses Album vorliegen, auf dem erhabener Doom Metal mit all seinen zahlreichen Facetten perfekt inszeniert wird. Tatsächlich jedoch bescheren ASTRAL SLEEP eine sehr zwiespältige Platte, mit einer tollen A-Seite und einer verzichtbaren B-Seite. Es lohnt sich für Liebhaber von Bands wie KATATONIA, MOURNING BELOVETH oder DOOM:VS dennoch, die Platte in Ruhe anzutesten, die übrigens nur auf Vinyl erscheint und von einem Brettspiel ergänzt wird.

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