Evil Warriors – Schattenbringer

28. Mai 2020
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Vor zwei Jahren veröffentlichten EVIL WARRIORS mit „FALL FROM REALITY“ bereits im zeitigen Januar eines der umjubelsten Alben der heimischen Szene des gesamten Jahres, mit dem die drei Leipziger teils euphorische Kritiken einfahren konnten, in denen sogar vor wohlwollenden Vergleichen mit Kapellen wie MAYHEM, EMPEROR oder DISSECTION nicht zurückgeschreckt wurde. Ein paar energiegeladene Shows im darauf folgenden Festivalsommer taten ihr Übriges, um der Truppe einen Platz an der Sperrspitze des deutschen Black Metals zu sichern. Inwieweit die sächsische Truppe sich diesen Status bewahren kann, muss nun die anstehende Platte zeigen, die in wenigen Wochen von Into Endless Chaos Records auf die wartende Fangemeinde losgelassen wird.

Um falschen Hoffnungen gleich vorzubeugen, sei erwähnt, dass es sich bei „SCHATTENBRINGER“ leider nicht bereits um einen neuen Langspieler, sondern um eine EP mit vier frischen Tracks handelt, die allerdings immerhin eine stolze Laufzeit von exakt einer Dreiviertelstunde mit sich bringt, wenngleich diese Zeitangabe später noch etwas relativiert werden muss. Zunächst fällt jedoch auf, dass EVIL WARRIORS bei der visuellen Gestaltung des Werkes dem eigenwilligen Konzept des Vorgängers treu bleiben und „SCHATTENBRINGER“ mit einem ähnlich abstrakten Artwork präsentieren. Etwas gewöhnungsbedürftig ist ebenfalls die schlichte Schriftart des Bandnamens und Albumtitels, die fast etwas lieblos erscheint, dabei aber wohl an die Beschriftung eines Gemäldes in einer Kunstgalerie erinnern soll. Erstmalig in der Geschichte der Formation wurden die Lyrics der Kompositionen übrigens in deutscher Sprache verfasst, wobei die kurzen, kryptischen Titel leider nicht allzuviel Aufschluss darüber geben, welche Themen von EVIL WARRIORS auf ihrem neusten Streich behandelt werden.

Es erweist sich angesichts der abermals infernalischen Gesangs-darbietung von „Beast“ als vollkommen aussichtsloses Unterfangen, einzelne Textfragmente erlauschen zu wollen. Zudem kommen zahlreiche Passagen der Songs ohnehin komplett ohne Vocals aus, ertönen beispielsweise in „Fliege“ erstmals nach vollen zwei Minuten heisere Schreie, aus denen sich erst kurze Zeit später einzelne Worte formen. Stattdessen lassen EVIL WARRIORS der rohen Instrumentalarbeit enorm viel Platz zur vollen Entfaltung, sodass sich die klirrenden Riffs sowohl zum peitschenden Rhythmus des Schlagwerkes austoben können, sowie ein vor Spannung fast berstendes Midtempo erschaffen, ohne dass sich stetig Gesang in den Mittelpunkt drängt. Auf diese Weise wird der Hörer in pechschwarze Untiefen hinab gezogen und von einer beklemmenden Atmosphäre mit durchdringender Intensität umhüllt, in die hallunterlegte Wortfetzen gleich bösartigen Flüchen gebrüllt werden. Sowohl in „Wahrheit“ als auch dem Titeltrack wird zudem vermehrt eine melodische Komponente integriert, wobei die teils hymnischen Leads nicht weniger fies daherkommen. Schlussendlich auf die Spitze getrieben wird die facettenreiche Saitenarbeit in einem 22-minütigen Instrumentalstück, dem kein Titel vergeben wurde. Nur stellenweise vom dezenten Einsatz rasselnder Becken ergänzt, erschaffen die schrillen Sechssaiter ein verstörendes Experiment voller kontrastreicher Strukturen.

So einzigartig und interessant der finale Song bei den ersten Hördurchläufen der EP auch sein mag, so stellt sich doch die Frage, wie oft ein solch sperriger und keineswegs leicht zu verdauender Track nach der anfänglichen Neugier tatsächlich noch aktiv gehört wird. Ein regelmäßiger Gast auf dem Plattenteller wird „SCHATTENBRINGER“ auf Grund der restlichen drei Songs dennoch werden, überzeugen EVIL WARRIORS abermals mit einem eindringlichen Songwriting, mit dem das hohe Niveau des Vorgängers mühelos aufrecht gehalten werden kann.

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