Dem russischen Plattenlabel Solitude Productions gelingt es immer wieder mit einigen interessanten Veröffentlichungen zumeist eher unbekannter Gruppierungen aus dem durchaus sehr breit gefächerten Doom Metal Sektor zu überraschen. So dürften auch die Finnen ASTRAL SLEEP den meisten Lesern wohl kaum ein Begriff sein, wenngleich das Quartett schon seit dem Jahr 2004 aktiv ist. Dieser Umstand sollte sich jedoch nach Möglichkeit mit dem nun folgenden Review ändern, denn das aktuelle und mittlerweile zweite Full-Length Album der Truppe namens „VISIONS“ hat durchaus Aufmerksamkeit verdient.
Bereits das stimmige Artwork der Platte lädt zu einer genaueren Betrachtung ein und lässt mit seinem düsteren und detailverliebten Motiv im Kopf des Hörers eine grobe Idee davon entstehen, was ihn musikalisch auf „VISIONS“ erwarten wird. Wie ein erster Hördurchlauf des Langspielers rasch zeigt, wird die seitens des Labels angegebene Umschreibung des Materials als Doom Death Metal den vier Kompositionen nur sehr bedingt gerecht und trifft nur im Ansatz den wahren Kern der Songs. Wenngleich der Opener „The Towers“ zunächst von trägen Drumschlägen und schleppenden Gitarren eröffnet wird und stilistisch gesehen in perfekter Funeral Doom Manier ertönt, erlebt der knapp viertelstündige Track doch in seiner zweiten Hälfte eine deutliche Wandlung, die zunächst dezent von verträumten Melodiebögen des Sechsaiters eingeleitet wird. Unverhofft weichen die derben Growls und drückenden Riffkonstrukte kellertief gestimmter Gitarren einem leidenschaftlichen Klargesang, der von verspielten Akustikgitarren begleitet wird. Trotz des enormen Kontrastes gelingt es ASTRAL SLEEP solche Übergange, die es auf „VISIONS“ des Öfteren zu bestaunen gibt, derart fließend zu gestalten, dass die Songs dennoch stets wie aus einem Guss klingen.
Rohe und wuchtige Passagen wechseln sich auf diese Weise immer wieder mit sehnsüchtigen Arrangements ab, die deutliche Anleihen an frühe MY DYING BRIDE oder KATATONIA aufweisen und eine herzzerreißende Melancholie verbreiten. Speziell der Gesang von Frontmann „Markus Heinonen“ sticht hierbei aus den Stücken heraus und beeindruckt mit ungeheurer Vielfalt und Gefühl. Lediglich die schrillen und eher dem Depressive/Suicide Black Metal entliehenen Schreie, die in „Visions“ und „…They All Await Me When I Break The Shackles Of Flesh“ eingestreut wurden, passen so gar nicht in das düstere atmosphärische Gesamtbild und stören leider gewaltig und verleiten speziell gegen Ende des Titeltracks dazu, die Skiptaste zu betätigen.
Abseits dieser kleinen Ungereimtheiten wissen ASTRAL SLEEP jedoch mit Vielschichtigkeit und sehr stimmig komponierten Songs zu überzeugen. „VISIONS“ vermag dabei besonders mit den beiden erhabenen Stücken „The Towers“ und „Channel Sleep“ zu glänzen, denen ein geschickter Spagat zwischen klassischen Elementen und dunklem Death Doom gelingt. Das gesamte Werk steht dem potentiellen Interessenten auf der Internetseite der Band im Stream zur Verfügung.