Es ist nicht immer nachvollziehbar, weshalb manch musikalische Formation trotz massiver Veränderungen in ihren grundlegenden Strukturen letztendlich nicht auch noch den finalen Schritt geht und sich einen neuen Namen gibt, wenn sich schon so weit von den einstigen Wurzeln entfernt wurde, dass im Grunde von einer vollkommen neuen Band gesprochen werden muss. Dies ist aktuell etwa bei CONDENADOS aus Chile der Fall, die sich nach 6-jähriger Abstinenz in diesem Frühling mit einer neuen Platte zurückmeldeten, auf der Fernando Vidal als sowohl Sänger sowie Gitarrist offenbar die einzige verbliebene Verbindung zu den früheren Aktivitäten des Projektes darstellt, wurde die restliche Besetzung komplett ausgetauscht und dabei mit Matías Hernández gegen nur eine einzige Person eingetauscht, die sich fortan der gesamten Rhythmusfraktion annimmt.
Neben einem frischen Logo sowie einem neuen Plattenvertrag bei Evil Confrontation Records aus ihrer Heimat, ist es vor allem der Inhalt ihres dritten Langspielers, mit dem das lateinamerikanische Duo einen vollständigen Neuanfang wagt. Dass die Lyrics der zwölf enthaltenen Tracks von „EL CAMINO DE LA SERPIENTE“ erstmalig in spanischer Sprache verfasst wurden, ist dabei noch die nebensächlichste Weiterentwicklung, haben sich CONDENADOS vom bisher zelebrierten epischen Doom Metal verabschiedet und sich stattdessen eine neue Nische irgendwo in der breiten Schnittmenge von 70’s Rock und doomigem Heavy Metal gesucht, wobei stellenweise durchaus auch in die Richtung des pyschedellischen Stoner Rocks geschielt wird. Es lässt sich daher sehr gut vorstellen, wie ernüchtert einige Käufer der Platte reagieren dürften, wenn sie zuletzt noch „THE TREE OF DEATH“ in den Händen hielten und sich über all die Remineszenzen an CANDLEMASS oder SOLITUDE AETERNUS freuten. Doch auch abseits der Tatsache, dass CONDENADOS mit ihrer neuen Veröffentlichung einen anderen Pfad einschlagen, was ihnen ja absolut zusteht, muss gesagt werden, dass „EL CAMINO DE LA SERPIENTE“ vermutlich bei den wenigstens Hörern für pure Begeisterung sorgen wird. Es soll der südamerikanischen Truppe keinesfalls abgesprochen, dass ihre Musik von Herzen kommt und dennoch wirken die Songs zumeist etwas halbgar, wenngleich diese stellenweise mit ordentlich Dampf unter dem Kessel daherkommen. Doch trotzdem bleibt von „Condenados“ oder „El Carro y la Torre“ wenig im Gedächtnis hängen, sind die Riffs und Ideen schlichtweg zu unspektakulär, als dass sie überzeugen könnten. Hinzu kommt, dass der Gesang von Fernando Vidal völlig unpassend für diese Art von Musik ist, fehlen seiner eher weichen Stimme die nötigen Kanten für den rauen Heavy Rock. Lediglich in den wuchtigeren Tracks, die hier ein wenig an BLACK SABBATH orieniert daherkommen, wirkt es passend, wobei auch hier die dringend benötigten starken Momente im Songwriting fehlen.
Es sei CONDENADOS gegönnt, dass sie nach ihrer längeren Auszeit mit diesem überarbeiteten Konzept nun offenbar eine passende Stilrichtung für sich gefunden haben, in der sie sich wohl fühlen. Dies schließt aber eben nicht mit ein, dass „EL CAMINO DE LA SERPIENTE“ für gut befunden werden muss. Es schadet sicher nicht, ein Ohr zu riskieren, um für sich selbst auszutesten, ob die dargebotenen Kompositionen vielleicht doch gefallen, eine Empfehlung hierfür kann allerdings nicht ausgesprochen werden.