Schwere Nebelschwaden legen sich gleich einem Leichentuch über verlassene Ruinen, die im fahlen Mondlicht schimmern…
Bereits seit 1994 gelingt es der US-amerikanischen Formation EVOKEN mit ihren bedrückenden Kompositionen derartige Bilder im Kopf des Hörers zu erzeugen und ihn für die Dauer eines Albums in eine andere, düstere, Welt zu ziehen. Drei Jahre nach „A CARESS OF THE VOID“ meldet sich die Funeral Doom Combo aus New Jersey mit vier neuen Stücken in gewohnter Länge zurück. Mit den Schweden BENEATH THE FROZEN SOIL im Schlepptau, veröffentlicht das Quintett die erste Split der Bandgeschichte.
Sphärische Klanggebilde läuten die Beiträge von EVOKEN ein, die in den folgenden 40 Minuten schier alles in sich aufzusaugen vermögen. Der Hörer wird von einem donnernden Schlagwerk in die dunkelsten Abgründe hinabgerissen, von dessen Wänden nur das tiefe Grollen einer entfernten Stimme widerhallt. Während sich zähe Gitarrenriffs wie ein Sargdeckeln über das Geschehen schieben, erlischt auch der letzte Funke Hoffnung. Als einzige Lichtblicke erweisen sich vereinzelt aufkeimende Gitarrenmelodien die sich sanft durch die Finsternis ziehen.
Nach dem Verklingen der letzten Töne von „Into The Primal Shrine“ hinterlassen EVOKEN eine beklemmende Leere und legen zugleich die Messlatte für die folgenden Stücke von BENEATH THE FROZEN SOIL sehr hoch.
Stilistisch schlägt das von den Schweden gebotene Material etwa in die gleiche Kerbe wie das EVOKEN vorgetragene Liedgut. Die 3 Stücke mit einer Gesamtspielzeit von etwa 20 Minuten präsentieren zähen Doom Metal mit eindeutigen Todesstahl Anleihen. Die Stücke zeigen sich einige Ecken puristischer ausgestattet und lassen nur vereinzelt Platz für Keyboardarrangements und Melodielinien. Fronter Göran Nilsson agiert wesentlich variabler in seinen Gesanglinine als dies bei EVOKEN der Fall ist. BENEATH THE FROZEN SOIL setzen andere Prioritäten in der Gestaltung der Kompositionen, denen hierdurch ein völlig eigener Charakter verliehen wird.
Wenngleich diese Splitveröffentlichung von der ersten bis zur letzten Minute mit hochwertigem Inhalt glänzen kann, sind es doch EVOKEN, die das Zepter nach Ablauf der knapp 60 Minuten in der Hand halten. Obwohl BENEATH THE FROZEN SOIL experimentierfreudiger zu Werke gehen, wirken die Stücke etwas weniger intensiv und fesselnd als bei den amerikanischen Kollegen. Genreliebhaber können bei dieser Scheibe bedenkenlos zugreifen.