Es war sicherlich nicht die kreativste Idee, sich EXHUMATION zu nennen, sind in den Archiven doch mehr als ein halbes Dutzend weiterer Bands gelistet, die ebenfalls diesen Einfall hatten. Entweder scheint diese Information nicht bis Indonesien vorgedrungen zu sein oder es war dem Trio aus Yogyakarta schlichtweg gleichgültig, als es sich vor mehr als zehn Jahren unter eben diesem Namen zusammenschloss. Immerhin sind die gleichnamigen Kollegen aus Bulgarien, Griechenland, Polen oder Russland mittlerweile auch gar nicht mehr aktiv, sodass es in Bezug auf „ELEVENTH FORMULAE“ nicht allzuviele Verwechslungen geben sollte.
Auf diesen Titel hört der neue und dritte Langspieler des mit den Jahren zum Duo geschrumpften Gespannes, dessen kunstvolles Artwork eines tödlichen Stilllebens auf den Inhalt der elf Tracks einstimmt, die morbiden Death Metal im Stile von VENENUM, REGUGNANT oder OBLITERATION bereithalten, der nicht nur herrlich roh und ungestüm aus den Boxen dröhnt, sondern absolut authentisch nach der alten Schule klingt. Sicherlich wird auf „ELEVENTH FORMULAE“ nichts geboten, was nicht schon von anderen Platten bekannt ist, doch gehen EXHUMATION so wunderbar leidenschaftlich ans Werk, dass es eine wahre Freude ist, sich dem teils chaotisch wirren Spektakel hinzugeben, das von aufheulenden Gitarren und einem zügellosen Schlagzeug veranstaltet wird. In all dem heillosen Durcheinander tobender Riffs kommt trotzdem die gruftige Atmosphäre nicht zu kurz und zwar nicht alleine, wegen der drei instrumentalen Interludes samt Samples und unheimlicher Geräuschkulisse. Nein, auch in Tracks wie etwa „Ominous Chants“ oder „Perditions Spells“ sorgen wild melodische Leads für einen bedrohliche Grundtenor und erinnern zudem an MORBID ANGEL zu ihren besten Zeiten. Passend dazu sind die rufenden Vocals mit derart viel Hall unterlegt und stellenweise gedoppelt, dass tatsächlich der Eindruck entsteht, es werde einer okkulten Dämonenbeschwörung gelauscht.
Insofern ist „ELEVENTH FORMULAE“ ein wirklich starkes Album, allerdings mit einer entscheidenden Schwäche. Es benötigt nicht einmal einen kompletten Hördurchlauf, um festzustellen, dass sich die Songs des Werkes durch die Bank weg auf einem Niveau befinden. Dies bedeutet nicht nur, dass es keine Ausfälle gibt, leider birgt ebenfalls keiner der Titel das Potential zum herausragenden Highlight des Albums. Es existiert keine Nummer, die nach Ende der rund 40-minütigen Laufzeit auf Grund eines besonderen Solis oder markanten Riffs sofort wieder angewählt werden will. Hierfür sind die Tracks, ähnlich deren Spielzeit, die niemals weniger oder mehr als drei Minuten beträgt, zu einheitlich.
Dies bedingt zwar durchaus einen berechtigten Punktabzug, ist jedoch beim besten Willen kein Grund den dritten Langspieler von EXHUMATION schlecht zu reden. Vielmehr ist dieser laut, dreckig sowie hingebungsvoll und hat somit vermutlich alle vorab von der Truppe selbst auferlegten Kriterien für eine gelungene Scheibe erfüllt. Genau in diesem Sinne darf „ELEVENTH FORMULAE“ genossen werden.