Svarttjern – Shame Is Just A Word
Trotz der Tatsache, dass sich SVARTTJERN aus erfahrenen Musikern zusammensetzt, die zumindestens zum Teil in namhaften Bands wie CARPATHIAN FOREST oder RAGNAROK aktiv waren oder noch sind, wollte es der Truppe aus Oslo bislang noch nicht so recht gelingen, sich einen Platz in der ersten Liga des norwegischen Black Metals zu erspielen. Dabei kann die Gruppe eine weitestgehend konstante Besetzung seit der Gründung sowie eine lobenswerte Produktivität mit regelmäßigen Veröffentlichungen vorweisen und damit gegenüber einigen Kollegen punkten, die nur alle Jubeljahre eine neue Platte auf den Markt werfen. Dennoch wird vermutlich auch die fünfte Platte namens „SHAME IS JUST A WORD“ nicht viel am Status der nordischen Schwarzwurzeln ändern können.
Ein wenig schade ist dies schon, denn es kann im Grunde nicht wirklich an der Qualität der pechschwarzen Kompositionen liegen, beweisen SVARTTJERN auf ihrem aktuellen Rundling, dass ein glückliches Händchen für starkes Songwriting durchaus vorhanden ist. Während sich die meisten Bands in den letzten Jahren weiterentwickelt haben und zum Teil völlig neues Terrain mit ihrem Schaffen betreten haben, halten die fünf Herren aus Oslo nach wie vor die Flagge des ganz klassischen Black Metals empor und weigern sich strikt, frische Elemente in ihre Songs zu integrieren. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die acht Tracks von „SHAME IS JUST A WORD“ verstaubt oder altbacken klingen, wenngleich die dumpfe Produktion die rohe Energie etwas drosselt. Nein, in bester Tradition von ebenfalls norwegischen Kapellen wie TSJUDER, URGEHAL oder 1349 wird rasender Black Metal ohne unnötigen Schnickschnack geboten, der sich in erster Linie schneidender Tremoloriffs bedient und trotz seiner hohen Geschwindigkeit angenehm dynamisch bleibt, greifen etwa „Melodies Of Lust“ oder „Frost Embalmed Abyss“ auf ein treibendes Midtempo zurück. Den genannten Kollegen gleich ist ebenfalls die teils heftig thrashige Note der Tracks, auf die insbesondere mit einer Coverversion von „Bonded By Blood“ noch einmal hingewiesen wird. Während jetzt gerade diese Nummer nicht sonderlich beeindrucken kann, kommen die rotzigen Gitarren mit ihren groovenden Rhythmen in „Ment Til Å Tjene“ und „Ta Dets Drakt“ wesentlich schmissiger rüber.
Warum also sollte „SHAME IS JUST A WORD“ trotz des hier vorgetragenen Lobes der steigerungsfähigen Karriere von SVARTTJERN nicht also einen kräftigen Schub nach vorne verpassen können? Nun, vor ein paar Jahren wäre dies möglicherweise der Fall gewesen, doch mittlerweile steht norwegischer Black Metal der alten Schule eben nicht mehr derart im Fokus, wie noch vor einigen Jahren. Es wurde von den einschlägigen Vertretern nahezu alles gesagt, was zu sagen ist und heutzutage sind es eher okkulte Themen, progressivere Elemente oder die Verschmelzung mit anderen Subgenres, die für Aufsehen sorgen und die breite Masse ansprechen. Von daher werden SVARTTJERN zwar sicherlich wieder ihre treuen Anhänger erreichen, die mit dem neusten Album bestens bedient werden, doch einen Platz in den oberen Rängen des Genres werden sie mit diesem Werk nicht erreichen.