Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist Alex Poole ein fester Bestandteil der US-amerikanischen Szene, der neben seinem tatkräftigen Wirken bei KRIEG oder CHAOS MOON im Laufe der Zeit allerdings auch auf internationaler Ebene bei interessanten Projekten in Schweden und Island mitwirkte, zu denen etwa SKÁPHE und MARTRÖĐ zählen. Erst vor drei Jahren gegründet, ist HÄXANU eine seiner jüngsten Formationen, bei der er sich alleinig für Songwriting und Instrumentalspiel verantwortlich zeigt, während ein wenig bekannter Landsmann dem schwarzmetallischen Schaffen seine raue Stimme leiht. Auf das allseits sehr positiv aufgenommene Debütalbum folgt nun in diesem Frühjahr mit „TOTENPASS“ der zweite Langspieler, der ebenfalls via Amor Fati erscheint.
Erwartet werden darf geradliniger und dennoch stimmungsvoller Black Metal skandinavischer Spielart, der zu jeder Sekunde vor jener okkulten Mystik strotzt, die auch dem tollen Covergemälde von Adam Burke inne wohnt. Nachdem es in „Θάρσει“ zunächst ein verträumt klingendes Arrangement sanft gezupfter Akustikgitarren zu bewundern gibt, lässt „Death Euphoria“ unvermittelt die unter einem blutroten Vollmond versammelten Dämonen lostanzen. Der sehr klassisch komponierte und mit sämtlichen Trademarks der 90er Jahre angereicherte Track spart nicht mit wütenden Blasts, zeigt sich aber dennoch sehr abwechslungsreich gestaltet, verstehen sich HÄXANU darauf, die rasante Geschwindigkeit in den richtigen Momenten zu unterbrechen und für dynamische Auflockerungen zu sorgen, die im besten Falle noch mit melodischen Leads unterstrichen werden. Erklingen dann in „Thriambus“ oder „Sparagmos“ sogar noch sphärische Synthesizer, die in dieser Form schon auf „IN THE NIGHTSIDE ECLIPSE“ zu hören waren, findet die nostalgische Reise von „TOTENPASS“ dann fast schon ihren Höhepunkt.
Kritisch betrachtet, lässt sich daher natürlich anmerken, dass HÄXANU über weite Strecken des dreiviertelstündigen Albums so sehr damit beschäftigt sind, dem alten Geist des nordischen Black Metals zu huldigen, dass sie dabei vergessen, noch ein paar frische Ideen einzubringen. Auch wenn sich dies nicht leugnen lässt, muss doch gesagt werden, dass „TOTENPASS“ absolut authentisch klingt, ohne dabei in irgendeiner Weise verstaubt oder verbraucht zu wirken, sodass die Platte definitiv nicht als lauwarmer Aufguss der damaligen Klassiker anzusehen ist. Nein, hierfür bringen die beiden Amerikaner, beziehungsweise eigentlich ja nur Alex Poole, genug handwerkliches Können mit, um ein durchweg spannendes und ansprechendes Werk geschaffen zu haben, das deutlich seine Wurzeln erkennen lässt, aber eben auch, dass diese neu interpretiert werden. Dies zeigt sich auch in der kraftvollen Produktion, die weit davon entfernt ist, so zu klingen wie anno dazumal, aber eben auch nicht ansatzweise glatt poliert ist.
Somit ist „TOTENPASS“ ein durchdachtes Album mit einer sehr gesunden Mischung aus nordischer Raserei, erhabener Melodik und mystischer Atmosphäre, die zudem sehr eingängig ist. Es mag in den letzten paar Jahren sicherlich die ein oder andere Kapelle gegeben haben, die ursprünglichen Black Metal noch besser umgesetzt hat und trotzdem machen HÄXANU ihre Sache ziemlich gut.