Während ihres seit fast zwei Dekaden andauernden Bestehens haben IN TWILIGHT’S EMBRACE schon so manche Verwandlung vollzogen, begann für die polnischen Recken doch einst alles mit modernem Metalcore, bevor ihre musikalischer Entwicklung langsam über melodischen Death Metal bis hin zu nun düsterem Black Metal führte. Ein wirklich nennenswerter Erfolg wollte sich aber mit keinem der bisherigen fünf Platten einstellen. Dies ändert sich nun jedoch womöglich endlich mit dem sechsten Langspieler, scheint „LIFEBLOOD“ einige sehr positive und nachhaltige Veränderungen für die Truppe mit sich zu bringen.
In den vier Jahren, die seit der Veröffentlichung des als „LAWA“ betitelten Vorgängers verstrichen sind, hat sich recht viel bei IN TWILIGHT’S EMBRACE getan und zwar nicht nur im Hinblick auf deren Songwriting. Dieses wurde nochmals massiv überarbeitet, sodass sämtlich zuletzt noch enthaltenen todesmetallischen Elemente mittlerweile völlig verschwunden sind. Darüber hinaus wurde ebenfalls das gesamte Auftreten der Formation überholt, sodass sich die fünf Polen nicht nur visuell, sondern auch lyrisch mit allerlei orthodoxen Themen auseinandersetzen, wie auch das gelungene Artwork zeigt. Unterstrichen wird dieser Schritt vom sehr passenden Labelwechsel zu Malignant Voices beziehungsweise Terratur Possessions für die Versionen auf Vinyl. Eine gemeinsame Tour mit den mächtigen Landsmännern von MGŁA in diesem Frühjahr sorgte zudem dafür, dass ordentlich die Werbetrommel für die neue Platte gerührt wurde.
Einen passenderen Partner für diese ersten Shows mit ihrem neuem Material hätte sich IN TWILIGHT’S EMBRACE wohl nicht wünschen können, dürften MGŁA der mit weitem Abstand stärkste Einfluss seit dem Erscheinen der letzten Platte gewesen sein. Dies ist den sieben Tracks von „LIFEBLOOD“ zumindest stellenweisen fast etwas zu deutlich anzuhören. Sicherlich ist eine eigenständige Note durchaus vorhanden, indem etwa die melodische Komponente wesentlich markanter herausgearbeitet und mystische Anleihen sehr stimmungsvoll ins dynamischen Gitarrenspiel intergriert wurden, doch lässt sich schlichtweg nicht abstreiten, dass die Riffs und Arrangements von „Smoke And Mirror“ oder „Sedation To Sedation“ recht originalgetreu von den Kollegen übernommen wurden, um es überspitzt zu formulieren. Dies führt dazu, dass „LIFEBLOOD“ trotz atmosphärischer Dichte und wirklich tollen Ideen letztendlich nicht vollends überzeugen kann, da alles ein Stück weit bekannt wirkt. Zudem stellt sich die berechtigte Frage, wie authentisch IN TWILIGHT’S EMBRACE nach all ihren krassen Stilwechseln letztendlich noch sind, da diese mit ihrem sechsten Werk möglicherweise nur auf Nummer sicher gehen wollten, um nach all den Jahren endlich weiter voranzukommen.
Ohne die fünf Schöpfer hinter „LIFEBLOOD“ jedoch persönlich zu kennen, wird sich diese natürlich nicht beantworten lassen. Somit bleibt festzuhalten, dass IN TWILIGHT’S EMBRACE in den vergangenen vier Jahren nahezu alles über den Haufen geworfen haben und sich mit einer völlig neuen Ausrichtung zurückmelden, die richtig gut gemacht ist und handwerkliches Können erkennen lässt, nur eben nicht sonderlich originell ausfällt. Wer sich hiervon nicht stören lässt, sollte auf jeden Fall reinhören, es lohnt sich definitiv.