Inquisitor – Clinamen | Episteme

9. November 2015
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Inquisitor_Clinamen_Episteme_frontEs herrscht wieder einmal Verwechslungsgefahr. In den unendlichen Weiten des Internets lassen sich wohl mindestens fünf Kapellen aus aller Welt finden, die unter dem Banner von INQUISITOR agieren. An dieser Stelle soll allerdings nur die fünfköpfige Truppe aus Litauen von Interesse sein, die mit “CLINAMEN | EPISTEME“ ihren bis dato zweiten Langspieler via Forgotten Path Records vorlegt. Auf diesem durchbricht die in 2002 gegründete Formation die Grenzen des Black Metals und entführt mit ihrem avantgardistischen Sound auf eine abenteuerliche Reise…

Diese startet im eröffnenden “Hearken, Memmius!“ zunächst noch ziemlich traditionell, entfesseln INQUISITOR mit zornigen Riffattacken und prügelnden Drums eine heftige Raserei, die sich technisch gesehen jedoch auf einem enorm hohen Niveau abspielt. Es wimmelt vor plötzlichen Taktwechseln, versierten Drumfills und rasanten Frickeleien der Sechssaiter. Umso überraschender ist es, dass die Songstruktur trotz aller Komplexität dennoch nie zu überladen klingt und der Hörer kontinuierlich einem roten Faden durch die unterschiedlichen Passagen folgen kann. In den folgenden fünf Tracks gehen INQUISITOR zwar nicht weniger anspruchsvoll ans Werk, zügeln ihre Aggressionen jedoch über weite Strecken deutlich, sodass sich etwa “Quae Sint…“ sowie “Of Waters And Circling Thetis“ von leidenschaftlichen Melodien und kurzen Pianoarrangements durchzogen erweisen, die dem Material mit ihrer geschickten Platzierung nicht selten einen dezenten Hauch von erhabener Klassik verleihen. Es ist dabei nicht alleine die enorme Vielschichtigkeit des wahnwitzigen Instrumentalspiels, die dafür sorgt, dass es auf “CLINAMEN | EPISTEME“ allerhand zu entdecken gibt, fallen doch auch die Vocals durchaus facettenreich aus. Diese präsentieren sich sowohl als harsches Gekeife, als auch als finstere Growls, wobei in “Hence The Mouthful Of Time“ und “Peri Hermeneias“ gar emotionaler Klargesang angestimmt wird, der den zuweilen etwas schwermütigen und melancholischen Charakter der Platte noch einmal unterstreicht. Dieser schlägt sich ebenfalls in den kryptischen Lyrics wieder, in denen INQUISITOR über die menschliche Existenz und ihre Rationalität philosophieren.

Es sollte klar sein, dass es nötig ist, sich intensiv mit “CLINAMEN | EPISTEME“ auseinanderzusetzen, um das komplexe Wesen dieses Werkes mit all seinen verschlungenen Details vollständig zu erfassen. Somit dürften INQUISITOR ein heißer Tipp für Anhänger von Kapellen wie EMPEROR oder ENSLAVED sein, die einem ähnlich experimentellen Pfad folgen.

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