Into Coffin – Unconquered Abysses

Zu den letzten fahlen Sonnenstrahlen einer trüben Dämmerung steigen übel riechende Nebelschwaden aus den tiefen Senken eines fauligen Sumpfes empor, um unaufhaltsam durch die sich langsam in schwarze Dunkelheit hüllende Land-schaft zu ziehen und dabei einen todbringenden Pesthauch zu verbreiten. Begleitet werden die giftigen Dämpfe von einem rumpelnden Grollen sowie kryptischem Surren, das seine Ursprung in den gleichen Untiefen zu haben scheint. Stetig lauter und bedrohlicher werdend, offenbaren die seltsamen Klänge allmählich ihren eigentümlichen Charakter.

Es ist ein morbider Rhythmus, erzeugt von dumpfen Schlägen mit morschen menschlichen Knochen auf hart gespannte Tierhäute, der zwischen einer beklemmenden Langsamkeit mit fast schon ritueller Note und chaotischer Raserei pendelt und auf diese Weise das heftig polternde Fundament der unheilvollen Geräuschkulisse bildet. Ein weiterer Teil dieser sind ebenfalls primitiv knarzende Gitarren, die mit simplen Chords sowie sägenden Tremoloriffs aus den schlammigen Untiefen hervorquillen und mit ihrer ursprünglichen Rohheit jeglichen harmonischen Ansatz entbehren und stattdessen harsch und ungestüm in der kalten Nachtluft verhallen. All dies dient letztendlich allerdings nur als dröhnende Untermalung für die magischen Beschwörungen, die im hellen Schein eines runden Vollmondes aus einer heiseren Kehle gepresst werden und mit Hilfe derer uralte Dämonen gerufen werden, auf dass diese sich die Erde nach Jahren des Schlummers erneut Untertan machen.

Verantwortlich für dieses unheilige Ritual sind INTO COFFIN aus dem hessischen Marburg, die in diesem Winter fast exakt zwei Jahre nach ihrer letzten EP mit “UNCONQUERED ABYSSES“ ihren zweiten Langspieler vorlegen und zwar im wahresten Sinne des Wortes. Bereits auf ihren früheren Veröffentlichungen präsentierten die drei Herren aus der Universitätsstadt mitunter sehr ausufernde Kompositionen, die von den vier aktuellen Songs allerdings locker in die Tasche gesteckt werden, bringen diese es doch auf eine 75-minütige Gesamtlaufzeit und den silbernen Rundling somit fast an die Grenzen seines Fassungsvermögens. Angesichts der Tatsache, dass der massive Todesblei von INTO COFFIN nicht gerade unbedingt leichte Kost ist, wird schnell klar, dass ein vollständiger Hördurchlauf von “UNCONQUERED ABYSSES“ durchaus fordernd werden kann. Zwar bemühen sich INTO COFFIN in ihren epochalen Tracks um möglichst viel Abwechslung, sodass “Antediluvian Flames“ oder “Archetype For The Total Ruin“ von zahlreichen Tempowechseln in unterschiedliche Segmente eingeteilt werden, die sowohl doomige Wuchtigkeit als auch rasende Aggression bereit halten, doch ging das Konzept der Truppe auf “THE MAJESTIC SUPREMACY OF COSMIC CHAOS“ in zwei Stücken und lediglich einer halben Stunde trotzdem besser auf. Zweifelsohne ist “UNCONQUERED ABYSSES“ ein enorm atmosphärisches Werk und einzeln betrachtet, erweisen sich die kolossalen Stücke mit ihrer teils hypnotischen Monotonie als mächtige Hymnen zu Ehren der allumfassenden Finsternis. Erst auf Dauer zeigt sich, dass INTO COFFIN nur eine begrenzte Anzahl von Motiven und Ideen in der Hinterhand haben, die sich ab einem gewissen Zeitpunkt mit nur dezenter Variation wiederholen, sodass sich spätestens ab der Hälfte von “UNCONQUERED ABYSSES“ ein gewisses Sättigungsgefühl beim Hörer einstellt, scheint es nur noch wenig Neues zu entdecken zu geben.

Dies macht “UNCONQUERED ABYSSES“ natürlich noch lange nicht zu einem schlechten Album, doch empfiehlt es sich, die Platte nicht gerade am Stück zu konsumieren, wenngleich die Tracks fließend ineinander übergehen und somit das Gefühl einer zusammengehörenden Einheit vermitteln sollen. Dafür haben es INTO COFFIN hinsichtlich der Spielzeit etwas zu gut gemeint und machen dieses stilistische Mittel selbst zunichte. Einzeln genossen, dürften die vier Songs allerdings sowohl Freunde von gruftigem Death Metal, als auch Liebhaber von vielschichtigerem Funeral Doom Metal ansprechen.

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