Kadavrik – Grimm I & II

Kadavrik_GrimmI&II_frontVon der internationalen Filmindustrie werden die weltweit bekannten Märchen von Jakob und Wilhelm Grimm bereits seit vielen Jahrzehnten in unzähligen Zeichentrick- und Realverfilmungen mal mehr und mal weniger gelungen in Szene gesetzt. Für eine akustische Interpretation der beliebten Sagen der beiden Brüder aus dem hessischen Hanau sorgen nun KADAVRIK auf ihrem mittlerweile vierten Langspieler. Auf dem schlicht als “GRIMM I & II“ betitelten Album erzählt das Quintett aus Nordrhein-Westfalen in zwei Kapiteln die Geschichte einer nicht näher bekannten Protagonistin aus der Grimm’schen Märchenwelt, ohne sich in unnötiger Romantik zu ergehen.

Wer als musikalische Untermalung hierzu nun folkiges Geträller oder kitschigen Gothik erwartet, liegt allerdings völlig falsch, entpuppt sich die Platte doch als ziemlich eigenwillige Mixtur aus ruppigem Death Metal und finsterem Black Metal, die auf sehr experimentelle Art und Weise allerlei verschiedene Elemente in sich vereint. So schrecken KADAVRIK beispielsweise nicht davor zurück, kellertief gurgelnde Growls mit atmosphärischen Keyboards zu unterlegen oder von klassischer Musik inspirierte Pianoarrangements von brutalen Riffattacken folgen zu lassen, in die sich wiederum urplötzlich filigrane Leads einschleichen. Es ist bemerkenswert, mit welch spielender Leichtigkeit die neun Tracks dabei zwischen harscher Raserei und melancholischer Sehnsucht wechseln, wie sie etwa in “Seven Years“ oder “Voids“ mit gefühlvollen Melodiebögen entfaltet wird. Zudem profitiert die Dynamik von “GRIMM I & II“ von den zahlreich eingeflochtenen Tempowechseln, die die ohnehin große Vielschichtigkeit des Albums nochmals unterstreichen.

Trotz der Tatsache, dass KADAVRIK sich mit ihrem technisch anspruchsvollen Instrumentalspiel als erstklassige Musiker erweisen, die sich darum bemüht zeigen, all den unterschiedlichen Elemente des Werkes eine gemeinsamen Note zu verpassen, wirken manche Kompositionen, die sowohl Einflüsse orchestralen Schwarzstahls, als auch schwedisch geprägten Melodic Death Metals in sich vereinen, zuweilen ein wenig zusammengestückelt und lassen nicht immer einen geradlinigen Fluss erkennen. Als weiterer negativer Kritikpunkt muss ebenfalls die recht unbeholfene Produktion von “GRIMM I & II“ genannt werden, die den unzähligen Details des Songwritings mit ihrem verschwaschenen Sound in vielen Momenten nicht immer gerecht wird.

Somit wird das an sich mutige und innovative Konzept von KADAVRIK solch kleineren Schönheitsmakeln befleckt, die “GRIMM I & II“ zwar nicht zu einer schlechtes Platte werden lassen, aber insgesamt dennoch einen etwas faden Beigeschmack hinterlassen. Dies sollte Freunde experimentellen sowie melodischen Black und Death Metals allerdings nicht davon abhalten sich den rund 43-minütige Langspieler einmal in kompletter Länge anzuhören.