Abseits seines Black Metal Projektes HORN veröffentlichte Niklas Thiele in den vergangenen Jahren unter dem Banner von LICHT ERLISCHT… zwei weitere Langspieler, auf denen er finsteren Funeral Doom Metal im Stile von NORTT zelebrierte. Um nicht fälschlicherweise mit dem Genre des Depressive Suicidal Black Metal in Verbindung gebracht zu werden, änderte der Paderborner diesen Namen nun allerdings zu LATITUDE EGRESS und vollzog bei dieser Gelegenheit auch gleich einen dezenten Stilwechsel. Auf der via Art Of Propagande erscheinenden Full-Length Platte “TO TAKE UP THE CROSS“ wird dieses neue Konzept erstmalig vorgestellt.
Noch immer ist das dominierende Element der Kompositionen schwerfälliger Doom Metal, der sich im Vergleich zu dem Schaffen von LICHT ERLISCHT… jedoch eher an den traditionellen Wurzeln dieser Spielart orientiert. Dennoch kommen die zähen Kompositionen auf Grund dessen nicht weniger unheilvoll und düster daher. Vielmehr scheinen die massiven Riffs und sehnsüchtigen Melodien, die sich zu epischen Klangkollagen voller Wehmut und Melancholie vereinen, das allgemeine Konzept von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung hinter LATITUDE EGRESS noch authentischer und intensiver umzusetzen. Im Kontrast zu diesen getragenen Passagen samt ihrem gefühlvollem Klargesang, der sich sich klagend und dennoch kraftvoll in das Instrumentalgerüst einfügt und diesem seinen hymnischen Charakter verleiht, stehen dabei vereinzelte Ausflüge in deutlich rauere Gefilde mit schwarzmetallischen Anleihen, wie kaltes Tremoloriffing oder kehlige Vocals. All dies erinnert mit seiner inbrünstigen Leidenschaft nicht selten an die Werke von PRIMORIDAL oder WARNING, ohne allerdings deren Klasse wirklich zu erreichen. Denn wenngleich “TO TAKE UP THE CROSS“ ein Album der großen Emotionen ist und diese wunderschön vertont, werden doch schon nach kurzer Zeit kaum neue Ideen eingebracht, sondern vielmehr eingängige Motive repetiert, sodass sich die sieben Tracks der Platte in ihrem Aufbau etwas zu sehr ähneln.
Angesichts der individuellen Stärke der einzelnen Stücke, ist dieser kleine Makel allerdings nahezu vernachlässigbar und so spricht nichts dagegen, sich dem Rausch von “TO TAKE UP THE CROSS“ hinzugeben und sich von LATITUDE EGRESS in verträumte Weiten entführen zu lassen.