Lidérc – Profán Mystérium

4. Februar 2024
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Bei allen Liebhabern osteuropäischen Black Metals sollten Sun & Moon Records nach fast zwei aktiven Jahrzehnten mittlerweile als verlässliche Bezugsquelle für hochwertige und oft sehr eigenständige Veröffentlichungen bekannt sein, bewies das transsylvanische Label in der jüngeren Vergangenheit nicht selten ein gutes Gespür für vielversprechende Formationen, die noch ganz am Anfang ihrer Karriere standen. Zuletzt in ihre Reihe aufgenommen haben die rumänischen Herrschaften mit LIDÉRC eine noch junge ungarische Kapelle, die sich erst vor vier Jahren gründete, deren fünf Mitglieder allerdings jedes für sich auf eine bereits längere Tätigkeit in der Szene zurückblicken kann. Dass es sich bei den beteiligten Musikern keineswegs um blutige Anfänger handelt, ist dem ersten Album namens „PROFÁN MYSTÉRIUM“ recht schnell anzuhören.

Schon dem detailverliebten Artwork im Stile eines kunstvollen Holzschnittes ist zu entnehmen, dass LIDÉRC sich ganz und gar der mittelalterlichen Folklore hingeben und mit ihren sechs Titeln von geheimnisvoller Alchemie, schwarzer Magie und übernatürlichen Wesen berichten, wie etwa dem bösartigen Hausgeist, nach dem sie sich benannt haben. Wer nun jedoch Schalmeien und Dudelsäcke erwartet, irrt, hält „PROFÁN MYSTÉRIUM“ vielmehr rohen Black Metal in einem zumeist recht zackigen Uptempo bereit, dessen sägende Tremolos und kantige Riffs ein konstant hohes Aggressionslevel garantieren. Passend hierzu erweisen sich die knurrenden Vocals von Comes Listhius, der seine Texte inbrünstig und angereichert mit ein wenig Wahnsinn in seiner ungarischen Muttersprache herausschreit.

Ebenso markant sind die nicht selten etwas schrägen und dezent melancholisch eingefärbten Leads, die „PROFÁN MYSTÉRIUM“ letztendlich einen guten Anteil ihrer mystischen Aura verleihen und selbst den teuflischsten Dämonen in freudige Ekstase versetzen dürften. Sind es zunächst diese eingängigen Melodien, die aus der vermeintlich schlicht gehaltenen Raserei herausstechen, offenbart sich das abwechslungsreiche und handwerklich wirklich gut gemachte Songwriting der rund 32-minütigen Platte erst nach mehreren Hördurchläufen vollständig. Denn immer wieder lassen LIDÉRC kleine Arrangements entdecken, die den an sich kantigen Stücken eine gewisse Finesse verleihen, sodass dennoch ein facettenreiches Fundament erschaffen wird, auf dem die groteske Atmosphäre mit all ihren schaurigen Geschichten von okkulten Zusammenkünften und dunklen Hexern kreiert wird.

Fokussiert auf eine songdienliche Instrumentalarbeit, die sich nicht in endlosen Wiederholungen oder abschweifenden Passagen ohne greifbaren Mehrwert verliert, liefern LIDÉRC mit ihrem durchaus eigenständig klingenden Debüt kurzweilige Unterhaltung, sodass die recht kurze Laufzeit von „PROFÁN MYSTÉRIUM“ eher positiv zu bewerten ist, denn als Nachteil anzusehen ist. Für alle Liebhaber obskuren Black Metals könnte die Platte daher ein erstes kleines Highlight im noch frühen Jahr darstellen. Wer sich zudem komplett der alten Schule hingeben will, verzichtet auf die Version im Digipak und greift auf die auf 160 Einheiten limitierte Kassette zurück.

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