Vor rund zwei Jahren stellten sich LUNACY erstmals mit drei Songs auf einer über Valse Sinistre veröffentlichten 3-Way-Split mit den Landsleuten von COLD ROOM sowie LA VILLE DES RÉVES vor und präsentierten auf dem als “TRIANGULAR CINEMA“ betitelten Werk locker poppigen Trip-Hop mit eingängigen Akustikgitarren und herrlich sanftem weiblichem Gesang, der zum Träumen einlud. Auf dem dieser Tage vorliegenden ersten Langspieler mit acht frischen Tracks zeigt das weißrussische Projekt nun ein stark verändertes Gesicht, offenbart die Platte namens “ACT ONE. YOUTH MANIFESTO“ eine ganze Fülle an neuen Elementen und stilistischen Experimenten, die in dieser Form nicht unbedingt zu erwarten waren.
Es ist düster geworden in den einst so unbeschwerten Klangwelten des osteuropäischen Duos, das auf seinem ersten Album ungewohnt stark in rockige und metallische Gefilde vordringt. Zwar dominieren in einzelnen Stücken wie “The First And The Last“ oder “As A Fairytale“ nach wie vor verspielte Gitarrenmelodien, die sowohl von lässigen Schlagzeugrhythmen als auch dem absolut bezaubernden Gesang von Morena begleitet werden, doch schleichen sich dafür an anderer Stelle recht harte Passagen hinzu. Während das eröffnende “The Ballad Of Youth“ zu Beginn mit pointierten Akzenten stimmungsvoller Akustikgitarren besticht, schlägt der Song in seiner zweiten Hälfte einen scharfen Bogen hin zu wehmütigem Post-Rock samt schmachtenden Tremolos und flott treibenden Beats, die dem Titel eine kraftvolle Intensität einverleiben. Im weiteren Verlauf von “ACT ONE. YOUTH MANIFESTO“ würzen LUNACY die übrigen Kompositionen auf ganz ähnliche Weise, werden immer wieder harsche Sequenzen mit verzerrten Sechssaitern und sogar dunklen Growls in das zuweilen mit Synthesizern angereicherte Material eingestreut. Trotz der teils abrupten Wechsel und sehr gegensätzlichen Komponenten, verlieren die acht Songs nie ihren sanften und sehnsüchtigen Charakter, passend zu der klaren sowie differenzierten Produktion der Platte.
Zweifelsohne ist “ACT ONE. YOUTH MANIFESTO“ ein sehr eigenwilliges und zugleich gewagtes Album, besteht doch bei sehr experimentierfreudigen Kapellen stets die Gefahr, dass durch zuviele unterschiedliche Facetten letztendlich ein wirrer und unhörbarer Soundbrei entsteht. Nicht so jedoch bei LUNACY, die zwar munter verschiedenste Stilrichtungen vermengen, dabei aber trotzdem einem klaren erkennbaren roten Faden folgen und somit wunderbar eingängige Songstrukturen mit großen Emotionen erschaffen. Ein wahrlich spannendes Album, in das Liebhaber ausgefallener Klänge unbedingt reinhören sollten.