Zwar liegt die Veröffentlichung des Debüts von LUNAR MANTRA fast volle zwei Jahre zurück und dennoch erreicht EVILIZED dieser Tage noch ein Exemplar von “GENESIS“ für eine Rezension. Die fünf Kompositionen umfassende EP ist dabei nach wie vor der aktuelle Output der schottischen Kapelle, die sich dem okkulten Black Metal verschrieben hat, einer Strömung des Genres, die sich derzeit größter Beliebtheit erfreut und daher leider reichlich überlaufen ist. Es ist somit nicht ganz einfach aus der immer unübersichtlicher werdenden Masse an aufkommenden Bands herauszustechen, selbst wenn das Schaffen authentisch und hochwertig ist, was bei LUNAR MANTRA durchaus der Fall ist.
Auf ihrem im Booklet abgedruckten Promophoto präsentieren sich die Herren aus Glasgow stilecht in langen, schwarzen Kutten mit tief in ihre Gesichter heruntergezogenen Kapuzen am laubbedeckten Ufer eines stillen Sees, wie sie vor einer Ansammlung brennender Kerzen andächtig lange Fackeln emporstecken. Um diese vor Klischees nur so strotzende Szenerie zu perfektionieren, fehlt im Grunde lediglich ein schwarzer Ziegenbock, der aus dem Unterholz bricht und seinen Platz auf einem mit Pentagrammen und menschlichen Gebeinen verzierten Thron einnimmt. Trotzdem wirkt diese düster-mystische Darstellung des Trios mehr als passend, wenn zur Eröffnung ihrer ersten Schöpfung mit “Ingress, Thy Web Hast Spun“ ein unheilvolles Ambientarrangment erklingt, dessen schrille Glockenschläge und beschwörenden Flüstergesänge sich lebhaft in eine nächtliche Zeremonie dunkler Gestalten hineindenken lassen. Gleich einem schweren, dunklen Nebelschleier ziehen die dröhnenden Klänge bedrohlich herauf und geben schließlich in “Stellar Catacombs“ ein bedrückendes Konstrukt aus fiesen Tremolos und dissonanten Melodienlinien frei, das die unheimliche Atmosphäre des Openers mühelos weiterführen kann. LUNAR MANTRA ergehen sich in langen instrumental gehaltenen Sequenzen mit häufigen Wiederholungen einzelner melodischer Komponenten, sodass ein fast schon ritueller Charakter aufkommt. Passend zu diesem erweist sich der Sound weiterhin als etwas nebulös, was in erster Linie den stark mit Hall unterlegten Gitarren geschuldet sein dürfte. Dennoch sind die einzelnen Spuren stets klar herauszuhören, tritt selbst der Bass ungewöhnlich dominant in der Vordergrund und unterstützt die tiefen und kraftvollen Growls mit seinen wuchtigen Läufen. Garniert werden die Titel zudem mit einigen abrupten Breaks, die das klassisch schwarzmetallische Riffing jäh aus ihrer treibenden Fahrt reißen und in ein andächtiges Downtempo zwingen, mit dem die Spannungskurve der EP aufrecht erhalten wird. Schlussendlich klingt “GENESIS“ mit einem weiteren Instrumentaltrack aus, der erneut ein verstörendes Rauschen mit einer sakralen Geräuschkulisse vereint, insgesamt allerdings vielleicht ein wenig zu lange geraten ist.
Auf ihrem ersten Lebenzeichen erschaffen LUNAR MANTRA atmosphärisch dichten Black Metal, der in weiten Teilen nach eher klassischem Muster verläuft und zudem vereinzelt okkulte und esoterische Anleihen bereithält, mit denen “GENESIS“ überzeugen kann. Allerdings könnten diese sicherlich noch etwas wirkungsvoller integriert werden, indem sie sich nicht in erster Linie nur auf die ambientartigen Tracks beschränken. Ein überzeugender Einstand ist die 35-minütige Platte in jedem Fall.