In den vergangenen Wochen konnten MALOKARPATAN sowohl sehr schlechte, als auch sehr gute Neuigkeiten vermelden, wurde mitgeteilt, dass in nächster Zukunft keine Konzerte zu erwarten sind, da sich einige Veränderungen in der Besetzung ergeben haben, die dazu führten, dass die Truppe vorerst nur noch als Quartett aktiv ist und auch Proben nicht mehr so ohne Weiteres möglich sind, da Axel Johansson als neuer Schlagzeuger im weit entfernten Schweden beheimatet ist. Gleichzeitig wurde aber auch erwähnt, dass das neue Material nicht so leicht live umsetzbar ist, was erfreulicherweise bedeutet, dass eine neue Veröffentlichung bevorsteht. Bei dieser handelt es sich wieder um ein vollwertiges Album, das „VERTUMNUS CAESAR“ getauft wurde, abermals bei INVICTUS PRODUCTIONS erscheint und den vor fast zehn Jahren begonnenen Siegeszug der Truppe konsequent fortsetzt.
Inhaltlich beschäftigt sich „VERTUMNUS CAESAR“ mit Kaiser Rudolf II., der von 1576 bis 1612 über das Heilige Römische Reich regierte. Doch geben MALOKARPATAN nicht einfach nur trockenen Geschichtsunterricht, sondern legen den Augenmerk ihrer historischen Betrachtung auf die besondere Leidenschaft des in Prag residierenden Herrschers, die im Okkulten und der Alchemie lag und somit ausreichend Stoff für ein paar abgedrehte Texte liefert, die mit mindestens ebenso extravaganten Kompositionen unterlegt werden. Es ist wieder einmal mehr als erstaunlich, auf welch selbstverständliche Weise es gelingen kann, die unterschiedlichsten Stile miteinander zu verschmelzen, ohne dass es nur ansatzweise unpassend oder erzwungen wirkt. Doch wenngleich MALOKARPATAN in dieser Hinsicht nicht von ihrem bisherigen Schaffen abweichen, zeigt „VERTUMNUS CAESAR“ ein deutlich anderes Gesicht, als noch die ersten beiden Platten. Nicht nur, dass der rohe Sound einer sehr viel differenzierteren und klareren Produktion gewichen ist, auch die folkigen und schwarzmetallischen Motive wurden deutlich minimiert, wobei dennoch stets Black Metal herauszuhören ist, ist die gesamte Atmosphäre der weiterhin harschen Songs durch und durch düster, nicht zuletzt auf Grund der knurrenden Growls, die zu jeder Sekunde absolut bedrohlich klingen.
Und trotzdem zeigt sich „VERTUMNUS CAESAR“ in erster Linie von klassischem Heavy Metal sowie psychedelischem 70’s Rock geprägt, sind es neben MASTER’S HAMMER oder ROOT eben auch MANILLA ROAD, IRON MAIDEN und MERCYFUL FATE, die einen nicht geringen Einfluss auf MALOKARPATAN haben. Es ist die enorme Experimentierfreudigkeit, die hieraus letztendlich einen Track wie „Kočár postupuje temnomodrými dálavami na juhozápad“ werden lässt, der verspielte Leads mit dem eigenwilligen Klang eines Cembalos vereint und den dennoch düster gehaltenen Song schlussendlich in einem explosiven Gitarrensolo kulminieren lässt. Nicht weniger obskur kommt „Vovnútri chlácholivého útočišta kunstkamru“ mit seinem durch und durch traditionellen Riffing daher, in dem sich futuristische Synthesizer immer weiter steigern, bis sie dominierendes Element werden, dabei aber weiterhin von einer wunderschönen Gitarrenarbeit begleitet werden. In ausnahmslos jeder Nummer erschaffen MALOKARPATAN ganz elegant diese sehr speziellen Momente, die sich vorher vorzustellen zwar schwer fällt, die dann aber in sich stimmig und völlig authentisch wirken. Insofern sind die vier Osteuropäer trotz einer doch massiven Weiterentwicklung in ihrer Vorgehensweise treu geblieben, aber sicherlich ist es nachvollziehbar, wenn einzelne Fans der ersten Stunde mittlerweile das charmante Chaos und die dreckige Ungeschliffenheit von „STRIDŽIE DNI“ und „NORDKARPATENLAND“ vermissen, agiert die Truppe heutzutage gereifter auf einem anderen Niveau.
Die personellen Umstrukturierungen innerhalb der slowakischen Truppe scheinen dieser zum Glück in keinster Weise geschadet zu haben, liefern MALOKARPATAN mit ihrem vierten Langspieler ein grandios kauziges Werk ab, das sämtliche bisherigen Trademarks mitbringt und sogar noch zusätzliche Elemente bereithält. Wer sich bislang noch nicht mit dieser originellen Kapelle beschäftigt hat, sollte dies dringend nachholen und kann dabei gleich zu „VERTUMNUS CAESAR“ greifen. Alle anderen dürften die Platte ohnehin schon auf ihrem Einkaufszettel stehen haben. Es bleibt nur zu hoffen, dass MALOKARPATAN eines Tages doch wieder den Weg auf die Bühne finden. Vielleicht mit dem fünften Album, das laut eigener Angaben schon in Arbeit sein soll…