Mansion – First Death Of The Lutherian

27. Februar 2019
By

Ein altes Sprichwort besagt, dass zu viele Köche den Brei verderben und nicht selten mag dies tatsächlich zutreffen. Jedoch existieren stets Ausnahmen von der Regel und MANSION aus dem finnischen Turku sind eine solche, haben die zahlreichen Akteure der Truppe für ihr Erstlingswerk ein sehr ansprechendes Rezept finden können, das zwar sicherlich sehr exotisch ist, allerdings zugleich völlig neue Klänge offenbart. Gegründet von lediglich drei Personen, wuchsen MANSION im Laufe der Jahre zu einer Gruppierung aus acht Individuen herran, die nach einigen EPs kürzlich mit “FIRST DEATH OF THE LUTHERIAN“ ihren ersten Langspieler über I Hate Records vorlegten, auf dem zudem noch diverse Gastmusiker mit unterschiedlichsten Instrumenten zu hören sind.

Zwar wandeln MANSION in gewisser Weise schon auf den Spuren von JEX THOTH, THE OATH oder ähnlichen Kapellen des psychedelischen Doom Metals, doch sei davor gewarnt, die finnische Truppe allzuschnell in eine entsprechende Schublade zu stecken. Sicherlich, mit Alma steht eine Frau am Mikrofon, es kommen Orgel und zahlreiche Percussions zum Einsatz und selbst das Artwork schreit nach okkultem Rock, könnte die in einem blutigen Rot erstrahlende Dame auf den ersten Blick auch Jinx Dawson sein. Dennoch schlägt “FIRST DEATH OF THE LUTHERIAN“ wesentlich kauzigere Töne an, als das Material der vermeintlichen Genrekollegen und hierfür sind nicht alleine Saxophon, Trompete und Drehleier verantwortlich. Nein, die fünf Kompositionen des Albums, zu denen mit “The Eternal“ ein Coversong von JOY DIVISION gehört, lassen in weiten Strecken das Konzept der klassischen Instrumentierung hinter sich und überlassen das Szepter neben den ausdrucksstarken Vocals einer bizarren Geräuschkulisse piepsender und surrender Synthesizer, deren geheimnisvolles Wabbern die Präsenz der beiden Sechssaiter zuweilen komplett überdeckt. Nur selten erkämpfen sich diese den Weg in den Vordergrund, und erklingen letztendlich doch einmal schräge Leads, sind diese meist ebenso sehr verzerrt und von Effekten überlagert, wie die predigenden Gesänge von Alma.

Nicht selten wirken die recht langen Tracks daher reichlich sperrig und zuweilen anstrengend, ziehen sich “Wretched Hope“ oder “Lutheran“ fast durchgängig im trägen Downtempo dahin, ohne große Tempovariationen oder auflockernde Elemente einzubringen. Diese lassen MANSION lediglich in “1933“ und “First Death“ zu und eröffnen diesen damit die Möglichkeit, sich abseits ihres gewohnt zähen Charakters mit einigen lässig groovigen Passagen zu tollem Occult Rock zu entfalten, dessen Songwriting eher eingängig und nicht gar so abstrakt ausfällt, sodass problemlos Vergleiche mit den genannten Bands gezogen werden können.

Übrigens sind MANSION trotz der häufigen Nennnung von Teufel, Dämonen und ewiger Verdammnis nicht als satanistisch einzustufen ist. Vielmehr handelt die knappe Lyrik von den wirren Lehren des Kartanoismus, einer christlichen Sekte, die zwischen 1920 und 1950 im südlichen Finnland unter Alma Kartano aktiv war und im damals herrschenden Winterkrieg den Zorn Gottes sah, der über die Ungläubigen gebracht wurde.

Eine recht makabare Thematik, der MANSION allerdings mit ihren nicht minder beklemmenden Stücken mehr als gerecht werden. Zuweilen hätte “FIRST DEATH OF THE LUTHERIAN“ vielleicht ein wenig leichter verdaulich ausfallen dürfen, jedoch sind es im Prinzip gerade die sehr kruden Momente, die der Platte diese gespenstische Atmosphäre verleihen, die eisig kalt in den Nacken kriecht.

Homepage

Tags: , , , , ,

Comments are closed.