Nie zuvor in ihrer 40-jährigen Karriere haben MASTER ihre treue Hörerschaft länger auf ein neues Album warten lassen, als auf ihre aktuelle Platte, liegen zwischen „VINDICTIVE MISCREANT“ und dem demnächst erscheinenden „SAINTS DISPELLED“ nahezu volle sechs Jahre. Allerdings muss Paul Speckmann angerechnet werden, dass er in dieser Zeit zwei weitere Langspieler mit seinen Nebenprojekten auf den Markt gebracht hat, sodass er vermutlich gar nicht weniger geschäftig war als sonst. Und so erscheint nun also das sage und schreibe fünfzehnte Studioalbum dieser kultig legendären Genreveteranen gerade noch so in deren Jubiläumsjahr.
Wollte es den letzten paar Veröffentlichungen des schon seit vielen Jahren in Tschechien beheimateten US-Amerikaners nicht so recht gelingen mit ihrem teilweise etwas zu schlichten und altbackenen Schaffen zu gefallen, überrascht nun „SAINTS DISPELLED“ doch sehr, knallen die zehn frischen Songs deutlich kerniger und eingängiger aus den Boxen. Es stellt sich zwar die Frage, woran es liegen mag, dass Paul Speckmann auf seine alten Tage noch einmal ein so wuchtiges Album aus dem Ärmel schütteln kann, doch reicht es im Grunde zu wissen, dass MASTER nach so vielen Dekaden offenbar noch immer nicht ihr gesamtes Pulver verschossen haben. Nein, von dem bisher beschrittenen musikalischen Pfad wird auch diesmal nicht abgewichen, sodass gewohnt kauziger Old School Death Metal mit ordentlich thrashigem Einschlag dargeboten wird, ohne dass dabei auch nur vorsichtig über den eigenen Tellerrand geschielt wird.
Entsprechend erweist sich das polternd treibende „Destruction In June“ mit seinen zwar schlichten und dennoch markanten Riffs als vielsagender Vorbote dessen, was „SAINTS DISPELLED“ in seiner 50-minütigen Laufzeit vorzuweisen haben wird. Doch wer genau hinhört, kann in den meist recht flotten Tracks zahlreiche Details entdecken, die dafür sorgen, dass der Rundling trotz altbekannter Rezeptur und fehlender Innovation letztendlich doch mehr als durchschnittliche Ware ist und einen ganz besonderen Charme verbreitet. Während es in „Walk In The Footsteps Of Doom“ beispielsweise gedoppelte Leadgitarren sind, die sich mit ihren fiesen Melodien sofort im Gedächtnis festsetzen, wird im Refrain zu „Minds Under Pressure“ die zuvor hohe Geschwindigkeit zu Gunsten eines deftigen Grooves gedrosselt. Ein wenig aus dem Rahmen fällt „The Wiseman“ mit seinem eher stampfenden Tempo und dem enorm basslastigen Songwriting, aber auch der orientalisch wirkenden Einleitung des unverzerrten Sechssaiters, die mitten auf einem Album wie „SAINTS DISPELLED“ fast schon ein wenig surreal wirkt. Und obwohl MASTER dafür sorgen, dass jeder einzelne Song seine besondere Würze erhält, hätten ein paar der Titel ein wenig kompakter und konzentrierter ausfallen dürfen. Wie effektiv der kantige Todesblei in aller Kürze umgesetzt werden kann, zeigt da etwa der nur 3-minütige Titeltrack, der sich auf das Wesentliche fokussiert. Dabei ist es gerade der überlange Bonustrack, der hier die Ausnahme bildet und sich als reguläre Nummer in der Mitte des Langspielers gut gemacht hätte, um ein wenig Variation einzubringen, bewegt sich „Alienation Of Insanity“ weitestgehend in zäh doomigen Sphären und spielt geschickt mit Soundeffekten auf den abermals gedoppelten Gitarren.
MASTER verzichten auch nach vier Dekaden darauf, etwas an ihrem bislang im Grunde mehr oder weniger erfolgreichen Konzept zu ändern, zeigen aber neber einer wieder kernigeren Produktion auch mehr Finesse in der Ausführung ihres neusten Werkes, sodass dieses sich trotzdem von den zuletzt vorgelegten Platten absetzen kann und deutlich besser ins Ohr geht. Zwar sollte nicht erwartet werden, dass „SAINTS DISPELLED“ in euphorischen Freudentaummel versetzt, doch werden Fans von Paul Speckmann auch garantiert nicht enttäuscht.