Koldbrann – Den 6. Massedød (Manna fra en annen himmel)
Mehr als eine volle Dekade ist seit der letzten Veröffentlichung von KOLDBRANN mittlerweile bereits vergangen. Zwar spielte die aus Drammen stammende Truppe seitdem hier und da noch ein paar ausgewählte Konzerte, doch davon abgesehen, blieb es eher still um die norwegischen Herren, die sich in den Jahren zuvor eigentlich als durchaus produktiv erwiesen und mit jedem weiteren Album eine stilistische Kursänderung präsentierten, die auf dem experimentellen „VERTIGO“ sogar im dezenten Einsatz von analogen Synthesizern und einer Trompete gipfelte, ohne die tief schwarzmetallischen Wurzeln dabei aus den Augen zu verlieren. Zugegeben, dies mag damals nicht jedem Anhänger zugesagt haben, zumal KOLDBRANN ihre Karriere auf „NEKROTISK INKVISITION“ mit absolut puristischem Black Metal der alten Schule begannen, der selten bösartiger und kälter klang.
Erst vor wenigen Wochen meldete die sich die Formation um Mannevond und Kvass als letzte verbliebene Gründungsmitglieder und kreative Köpfe hinter KOLDBRANN nun endlich wieder zurück und verkündete nicht nur, kürzlich einen Plattenvertrag bei Dark Essence Records abgeschlossen zu haben, sondern ebenfalls im kommenden Frühjahr einen neuen Langspieler zu veröffentlichen. Vorab wird aber bereits dieser Tage eine EP mit zwei exklusiven Tracks auf blutrotem Vinyl auf den Markt gebracht, um allen Neugierigen einen ersten Vorgeschmack davon zu geben, was vom kommenden Material zu erwartet ist.
Dabei scheint es so, als würden KOLDBRANN mit diesem wieder zu ihren rohen Anfangstagen zurückkehren, gehen sie auf „DEN 6. MASSEDØD (MANNA FRA EN ANNEN HIMMEL)“ fast wieder genau so fies ans Werk, wie vor zwei Jahrzehnten, als sie ihren markanten Sound selbst liebevoll als „absolutt nekro“ betitelten. Obwohl die zwei Songs über einen recht langen Zeitraum zwischen 2015 und 2021 komponiert wurden, wirken sie doch wie aus einem Guss und teilen die selbe unheilvolle Atmosphäre. Ein wenig dumpf dröhnt und scheppert es, wenn der 5-minütige Titeltrack zunächst fast doomig mit knarzigen Riffs und kraftvollen Snareschlägen eingeleitet wird, dann aber plötzlich in ein treibendes Midtempo verfällt und damit ein bisschen an „Avmaktens Isolat“ erinnert, wobei „Den 6. Massedød (Manna fra en annen himmel)“ in sich abwechslungsreicher bleibt und sowohl Geschwindigkeit, als auch Stimmung stärker variiert, wenn etwa kurzzeitig der stark verzerrte Bass dominiert oder KOLDBRANN in der Mitte des Titels wieder deutlich an Fahrt zurücknehmen und den trägen Riffs stattdessen einen melancholischen Tenor verleihen, der die bedrückende Atmosphäre noch verstärkt, bevor zum Ende nochmal furios gewütet wird. Wesentlich geradliniger und eingängiger erweist sich „Inhumanitær Inngripen“ mit einem peitschenden Rhythmus, in dem sich flirrende Tremolos sowie ein düster hallendes Gitarrensolo wiederfinden und eine herrlich kantige Grundlage für die rauen Vocals von Mannevond erschaffen, der die in seiner norwegischen Muttersprache verfassten Texte abermals inbrünstig und hasserfüllt herausbrüllt.
Es ist ein wirklich starkes erstes Lebenszeichen nach einer viel zu langen Abstinenz, mit dem KOLDBRANN sich zum Jahresende eindrucksvoll zurückmelden. Nicht nur, dass das alte Logo wieder verwendet wird, auch der derbe Sound von damals pfeift erneut aus den Boxen, wenn „DEN 6. MASSEDØD (MANNA FRA EN ANNEN HIMMEL)“ seine Runden auf dem Plattenteller dreht und dabei die Vorfreude auf den bald nachfolgenden Langspieler massiv steigen lässt. Wir sind gespannt, was das kommenden Jahr für die Kapelle bringen wird.