Im vergangenen Jahr gab es für NOCTURNAL DEPRESSION gleich in zweifacher Hinsicht einen Grund zum Feiern, sofern dies im Bereich des Depressive Suicidal Black Metal überhaupt erlaubt ist. Sowohl der erste Auftritt der Franzosen, als auch die Veröffentlichung deren ersten Langspielers lagen genau ein Jahrzehnt zurück. Aus diesem Anlass zog sich die Truppe ins Studio zurück, um einige Tracks für ein Album der etwas anderen Art einzuspielen. Bei diesen Songs handelt es sich jedoch nicht um neue Kompositionen, sondern vielmehr um ausgewählte Stücke aus besagter Dekade der Bandgeschichte, die sich auf dem passenderweise als “DEATHCADE“ betitelten Werk in einem neuen Soundgewand präsentieren und zum Teil sogar komplett neu arrangiert wurden.
Keiner wirklichen Chronologie folgend, präsentieren NOCTURNAL DEPRESSION neun Titel in neuem Gewand, die nahezu die gesamte Schaffensphase der Kapelle abdecken, wobei die frühen Werke deutlich stärker vertreten sind. Dies dürfte wohl in erste Linie der zum Teil ziemlich miesen Produktion der ersten Alben geschuldet sein, mit der “Lord Lokhraed“ nicht mehr ganz zufrieden sein dürfte, hat sich bei der Kapelle im Laufe der letzten Jahre klangtechnisch doch immerhin viel getan. Entsprechend kraftvoll und klar dringen die Neuaufnahmen von “DEATHCADE“ aus den Boxen und lassen auf den ersten Eindruck nur wenige Parallelen zu den Originalen erkennen. Während diese klangtechnische Optimierung bei “Her Ghost Haunts These Walls“ oder “Spring“ einen wirklichen Mehrwert mit sich bringt, geht bei “They“ und “Dead Children“ durch die sehr differenzierte und fast schon sterile Abmischung die kalte und morbide Atmosphäre von “THE CULT OF NEGATION“ allerdings verloren.
Interessant ist, dass NOCTURNAL DEPRESSION nahezu alle Songs deutlich gekürzt haben und lediglich “Spleen Black Metal“ rund eine Minute länger seine melancholische Stimmung verbreiten darf. Betrifft diese radikale Kürzung bei “And Fall The February Snow“ oder “Anthem To Self-Destruction“ nur einzelne Passagen, die komplett gestrichen wurden und die Songs somit bis zu sechs Minuten verringern, sind “Hear My Voice… Kill Yourself“ sowie “Nostalgia“ fast nicht mehr wieder zu erkennen, fehlt etwa bei letzterem Track eine volle Viertelstunde der urspünglichen Spielzeit. Es handelt sich hierbei um die erheblich komprimierten Liveversionen der Songs, die für “DEATHCADE“ erstmalig im Studio eingespielt wurden und auf die Quintessenz reduziert wurden.
Eine knappe Stunde dauert die nostalgische Reise von NOCTURNAL DEPRESSION durch ihr bisheriges Schaffen, die aber schlussendlich einen etwas zwiespältigen Eindruck hinterlässt. Auf der einen Seite steht die professionellere Produktion, die einige Songs in ein gänzlich anderes Licht rückt, auf der anderen Seite ist es zum Teil gerade der kratzige, dünne Sound, der den Schmerz und die bittere Verzweiflung mancher Songs erst richtig zur Geltung bringt. Somit ist “DEATHCADE“ wohl am ehesten für treue Sammler und eingefleischte Anhänger der Herren aus Grenoble geeignet, die sich ebenfalls über die alternativen Versionen der altbekannten Kompositionen freuen dürften.