Odal – Welten Mutter

16. Juli 2021
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Im deutschen Underground sind ODAL seit mehr als zwei Dekaden eine verlässliche Konstante mit einer treuen Anhängerschaft, die es angesichts der zahlreichen Veröffentlichungen der frühen Tage schon einmal verzeiht, knappe fünf Jahre lang kein neues Material mehr geliefert zu bekommen. Genau so lange liegt mit „GEISTES UNRUH“ der letzte Langspieler des thüringischen Duos nämlich schon zurück. Somit wurde es höchste Zeit für frische Taten, die in diesem Frühjahr dann auch folgten, zunächst mit einer kurzen EP und einigen Wochen später dann mit „WELTEN MUTTER“ als fünftem Album in der Diskographie.

Das gelungene Artwork mit seinem sehr passend gewählten Motiv stimmt hervorragend auf die sieben Kompositionen ein, die in der folgenden Dreiviertelstunde von ODAL dargeboten werden und traditionellen Black Metal bereit halten, der neben den skandinavisch anmutenden Melodien ebenfalls sehr dezente pagane Einflüsse in den Songstrukturen erkennen lässt, die perfekt den geographischen Ursprung der Kapelle untermauern. Verantwortlich für diese ist in erste Linie eine schwelgende Violine, die in „Schattental“ schöne Akzente setzt, während die rauen Riffs in „…um Ewiges zu schaffen“ und „Erden Zeit“ zuweilen von stimmungsvollen Synthesizern durchzogen werden. All diese ausschmückenden Elemente werden zumeist in den Hintergrund gerückt, sodass über weite Abschnitte klirrende Sechssaiter und ein kraftvolles Schlagzeugspiel dominieren. Dabei wären ein paar weitere Leads, die ähnlich eingängig und prägnant, wie jene aus „Der kalten Nächte Atem“ sind, durchaus wünschenswert gewesen, um „WELTEN MUTTER“ etwas mehr Charakter zu verleihen. Zweifelsohne sind alle Stücke mit viel Herzblut und Leidenschaft komponiert, doch fällt spätetestens ab der Hälfte der Spielzeit auf, dass keinerlei neuen Ideen mehr geboten werden können und sich einzelne Motive zu wiederholen scheinen. Hinzu kommen recht monoton knurrende Vocals, die den wunden Punkt der mangelnden Abwechslung noch weiter unterstreichen.

Sicherlich wäre es vorteilhaft für „WELTEN MUTTER“ gewesen, wenn einige der genannten Ansätze deutlicher herausgearbeitet worden wären, denn immerhin ist genug Potential vorhanden, um einen eigenständigeren, frischeren Sound zu gestalten. Es scheint jedoch zum durchdachten Konzept von ODAL zu gehören, ihre neustes Werk eher schlicht und angestaubt klingen zu lassen, fällt die Produktion von Greg Chandler ebenfalls wenig dynamisch aus, sodass die Platte schlussendlich einem vergessenen Relikt aus vergangener Zeit gleicht und ebenso aus den schaffensreichen Anfangstagen der Band stammen könnte, in denen Pagan Black Metal noch etwas präsenter in der heimischen Szene vertreten war.

Dies bedeutet keinesfalls, dass mit „WELTEN MUTTER“ ein schwaches Werk vorliegt. Nein, vielmehr laden ODAL dazu ein, sich für die Dauer der sieben Titel um zwei Jahrzehnte zurück versetzt zu fühlen und sich nostalgischen Gefühlen hinzugeben. Genau für diesen Zweck scheint die Platte komponiert worden zu sein, sodass es wenig stört, dass einige der Tracks eher altbacken und farblos anmuten.

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