Orkan – Livlaus
Erst wenige Wochen ist es her, dass ORKAN gemeinsam mit ihren Labelkollegen von TAAKE, KRAKÓW sowie THE 3RD ATTEMPT eine kleine Europatour durch insgesamt acht Länder absolvierten, auf der die Bergener mit “LIVLAUS“ ihren aktuellen Langspieler vorstellten, der kurz zuvor von Dark Essence Records in die Läden gewuchtet wurde. Dieser stellt in gewisser Weise ein neues Kapitel in der Geschichte von ORKAN dar, entfernt sich das Quartett hier vom eher thrashigen Sound des in Eigenregie produzierten Vorgängers und entfesselt stattdessen furiosen Black Metal mit eisiger Atmosphäre ganz nach norwegischer Tradition.
Es ist dabei angesichts der Tatsache, dass sich mit Gjermund Fredheim und Sindre Hillesdal zwei aktive beziehungsweise ehemalige Livemusiker von TAAKE in den Reihen von ORKAN finden, nicht allzu verwunderlich, dass “LIVLAUS“ einige Parallelen zum Schaffen von “Hoest“ aufweist, ist doch sogar der Bandname von einem Song des 2011er Werkes “NOREGS VAAPEN“ inspiriert. Als eine reine Kopie dürfen ORKAN dennoch nicht bezeichnet werden, gelingt es den Norwegern doch durchaus, ihren Kompositionen eine eigene Note einzuverleiben, wenngleich sich das eröffnende “Fanden På Veggen“ als eisige Hymne mit klirrenden Riffs und dezenten Melodiebögen entpuppt und somit nordische Raserei bietet, wie sie klassischer kaum zelebriert werden könnte. Es folgt allerdings rasch ein scharfer Kurswechsel, bedienen sich Titel wie “Brende Bruer, Svart Metall“ oder “Uforgjengeleg“ eher aggressivere Arrangements, in denen die thrashigen Elemente des Debüts an manchen Stellen vermehrt aufblitzen, sodass ORKAN hier stilistisch mit TSJUDER oder URGEHAL gleichziehen. Den zentralen Kern des Albums bildet jedoch die “Livlaus“ – Trilogie; ein finsteres Epos, dessen harsches Riffing von melodischen Leads sowie synthetischen Soundeffekten geprägt ist und das mit Hilfe zahlreicher Tempowechsel einen interessanten Spannungsbogen aufrecht erhält.
Somit ist “LIVLAUS“ ein ziemlich abwechslungsreiches Werk geworden, dessen Tracks nur leider nicht dauerhaft das hohe Niveau halten können, das zu Beginn von “Fanden På Veggen“ – dem wohl stärksten Stück der Platte – vorgelegt wird, fehlt es manchen Passagen doch schlichtweg am nötigen Biss, um wirklich zu überzeugen. Zudem gelingt es den sieben Songs von “LIVLAUS“ nicht, eine wirkliche Einheit zu bilden, variieren diese mit ihrem jeweiligen Charakter zu sehr voneinander.
All dies hört sich nun womöglich schlimmer an, als es tatsächlich ist, ist “LIVLAUS“ doch trotz aller Kritik ein unterhaltsames Album, das nicht nur für Anhänger der oben genannten Bands interessant sein dürfte. Als Gastsänger konnten ORKAN übrigens “Hoest“ sowie “V’gandr“ von HELHEIM für ihr Zweitwerk gewinnen, während das Artwork des Silberlings aus der Feder von dessen Bandkollegen “H’grimnir“ stammt.