Nach einem ziemlich feuchten und kühlen Frühjahr, erkämpft sich die nach und nach immer kraftvoller strahlende Sonne allmählich ihre Vorherrschaft gegen dunkle Wolkenberge am Firmament und sorgt dafür, dass der Sommer langsam aber sicher Einzug in unsere Lande hält. Wer sich mit den rasch steigenden Temperaturen der letzten Tage nun aber so gar nicht anfreunden kann und es viel lieber kalt und frostig mag, für den besteht die Möglichkeit, sich mit dem aktuellen Debütalbum von RÈM ein knappes halbes Jahr in der Zeit zurückversetzen zu lassen. Veröffentlicht im kalten und dunklen Dezember des vergangenen Jahres, wird auf „BEREK“ der eisige Winter mit in all seinen Facetten besungen, wobei der namenlose Einzelkämpfer hinter dem jungen Projekt immer wieder Orte und Regionen seiner ungarischen Heimat einfließen lässt.
Stilistisch handelt es sich jedoch nicht etwa um folkige Tonkunst, wenngleich das lyrische Konzept diese Vermutung zweifelsohne zunächst nahe legt. Nein, zu hören gibt es vielmehr kantigen Black Metal mit typisch osteuropäischem Charme, der zwar im Grunde ziemlich traditionell daherkommt, allerdings einige typische Trademarks des Genres in den Hintergrund schiebt. Auf allzu rasante Passagen voller Blasts oder klirrender Tremoloriffs muss nämlich weitestgehend verzichtet werden, sind RÈM doch vorwiegend in einem schweren Midtempo unterwegs. In diesem wirkt die ohnehin schon sperrige Instrumentalarbeit nochmals ein wenig befremdlicher, wobei dies durchaus als positive Bewertung zu verstehen ist, erschaffen etwa „Köd“ und „Meder“ mit ihren dahinsiechenden Rhythmen eine zutiefst finstere Stimmung, die stellenweise dem hasserfüllte Walzen von „PANZERFAUST“ ähnelt.
Zwar klingt dies zweifelsohne herrlich unangenehm und dreckig, doch sollte ein Langspieler tatsächlich etwas mehr Substanz bieten, um auf Dauer interessant zu bleiben und genau dies ist dem Protagonisten hinter „BEREK“ glücklicherweise ebenfalls klar gewesen. Folglich verlieren sich RÈM nicht in der düsteren Zähigkeit der zuvor genannten Titel, sondern entfesseln in „Avar“ oder „Vadász“ eine polternde Doublebase und wütende Sechssaiter, mit denen die stampfenden Passagen zumindest abschnittsweise jäh zerrissen werden. Somit bleibt die Platte in gewisser Weise dynamisch und verhindert, zu vorhersehbar zu sein, wenngleich die meisten Kompositionen schon einen recht ähnlichen Aufbau aufweisen und kein Quell innovativer Ideen sind. Dies sollte allerdings ohnehin nicht von einem Erstlingswerk einer schwarzmetallischen Formation erwartet werden und immerhin bringen RÈM mit ziemlich kauzigem Klargesang zumindest in „Láp“ und „Zala“ ein paar interessante Impulse mit ein, die den beiden Songs abseits des rauen Gekeifes nochmal ein ganz neue Note verleihen können. Erst ganz zum Abschluss zeigt sich übrigens, dass der Sprung zum folkig angehauchten Black Metal für „BEREK“ wohl gar nicht so weit weg gewesen ist, erklingt in einem versteckten Track zum Knistern von Flammen plötzlich ein Banjo und entfacht für ein paar Minuten ein gesellige Lagerfeueromantik. Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, dass ein paar ähnliche Ausschmücken auch in den beiden zuvor genannten Stücken hätten untergebracht werden können.
Vielleicht wird dieser Ansatz ja auf dem Nachfolger weiter ausgebaut, lässt sich doch gut vorstellen, dass das harsche Material davon profitieren könnte. Trotzdem stellt „BEREK“ in seiner vorliegenden Form ein überzeugendes und bodenständiges Werk dar, das nicht unbedingt in unbekannte Klangwelten entführen kann, aber doch in gewisser Weise mit einem eigenständigen Sound daherkommt. In wenigen Wochen wird es das bislang nur digital erhältliche Album über RÈM erstmals auch in einem pyhsischen Format zu kaufen geben.