Sarkasm – Les affres du néant

In einer Zeit, in der viele Menschen nur allzu mitteilungsbedürftig sind und nahezu jedes Detail ihres Lebens in den sozialen Medien über sich preisgeben, existieren glücklicherweise noch einzelne Individuen, die sich mit über-flüssigen Informationen zu ihrer Person bedeckt halten. Zu diesen gehören ebenfalls die drei Herren von SARKASM aus der französischen Bretagne, die abgesehen von ihrem Herkunftsort, lediglich ihre Pseudonyme mit der Öffentlichkeit teilen, sonst jedoch keinerlei Auskunft zu sich geben. Nicht einmal ein Foto der Formation existiert zum aktuellen Zeitpunkt. Auf diese Weise wird nicht mit Neben-sächlichkeiten vom kürzlich erschienenen Erstlingswerk abgelenkt, dessen sieben Kompositionen einzig und alleine im Fokus der Betrachtung stehen sollten.

Auf den ersten Veröffentlichungen frisch gegründeter Kapellen ist ein vollkommen eigen-ständiges Songwriting eher selten schon wirklich ausgeprägt herauszuhören, während stattdessen noch vermehrt den musikalischen Vorbildern gehuldigt wird. Dies ist absolut nachvollziehbar und meist nicht weiter schlimm, solange es den Protagonisten im Laufe der Zeit gelingt, einen eigenen Sound für sich zu definieren. Interessant wird es allerdings, wenn sich schon zu Beginn zu den markanten Einflüssen der ehrwürdigen Idole bereits ein recht eigener Stil gesellt, sodass es neben vielen bekannten Motiven ebenso viel neue Ideen zu entdecken gibt. Dies ist auf der nur etwas mehr als halbstündigen Platte namens „LES AFFRES DU NÈANT“ nämlich der Fall.

Zu keiner Sekunde machen SARKASM einen Hehl aus ihrer brennenden Leidenschaft für den rohen norwegischen Black Metal der zweiten Welle und zitieren in ihren finsteren Tracks immer wieder bekannte Klassiker der frühen 90er Jahre, sodass etwa in „Le purin de l’angoisse“ plötzlich ein polternder Schlagzeugrhythmus zu hören ist, der jenem von „Call Of The Wintermoon“ zum Verwechseln ähnlich ist oder ein eisig klirrendes Gitarrenriff in „Les affres du néant“ sehr an „(Under) The Pagan Megalith“ erinnert. Hinzu kommen die stellenweise eingeflochtenen klaren Vocals, die die wilde Magie früher ULVER heftig aufflammen lassen. Auf diese Weise lassen die drei Franzosen eindeutig erkennen, welche Alben für sie in ihrer Entwicklung besonders wichtig waren. Es sind aber stets nur kurze Momente, in denen derartige Referenzen herangezogen werden und meist sind diese schon vorbei, bevor dem Hörer richtig klar wird, woher er diese oder jene Passage bereits kennt. Trotzdem haben SARKASM mehr zu bieten, als eine nostalgische Reise, zeigt sich die Truppe durchaus bemüht, eine eigene Handschrift erkennen zu lassen, die besonders durch die vielschichtigen Vocals sowie den gelegentlichen Einsatz einer schaurigen Orgel hervorragend zur Geltung kommt. Natürlich sind auch diese Elemente keinesfalls eine neue Erfindung, doch werden sie auf „LES AFFRES DU NÈANT“ durchaus sehr zielführend eingesetzt, um dem harschen und vornehmlich rasant dahinpreschenden Riffing eine stimmungsvolle Komponente zu verpassen, die diesem sehr gut zu Gesicht steht.

Bis hin zur kalt scheppernden Produktion, für die sich SARKASM selbst verantwortlich zeigen, atmet alles auf „LES AFFRES DU NÈANT“ den finsteren Geist einer vergangenen Epoche, wobei all dies sogar ziemlich authentisch und stimmig wirkt. Es handelt sich bei diesem Debüt wohl eher nicht um einen zukünftigen Klassiker des Genres, aber sicherlich um eine Platte, die durchaus öfter ihren Weg in die heimische Anlage finden wird, wenn es mal wieder wie vor drei Jahrzehnten klingen soll.

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