Skognatt / Wehmut – Split
Während sich Danijel Zambo in den vergangenen Jahren mit SKOGNATT recht produktiv zeigte und neben dem mit „ANCIENT WISDOM“ betitelten Debütalbum einige weitere EPs sowie Singles veröffentlichte, machte Johannes Rieß mit WEHMUT im letzten Sommer mit „CATHARSIS“ erstmals auf sich aufmerksam. Ungeachtet der unterschiedlichen Historien beider Soloprojekte, dürfte sich deren Bekanntheitsgrad ähnlich stark in Grenzen halten, erscheinen doch nahezu alle Werke in Eigenproduktion und zudem in nur sehr geringen Auflagen. Dies trifft auch auf dieses gemeinsame Werk der beiden bayerische Kapellen zu, das mit einem sehr stimmungsvollen Artwork ausgestattet wurde.
Zwar besteht rein geographisch betrachtet keine unmittelbare Nachbarschaft zwischen den beiden verantwortlichen Musikern, doch dafür liegt deren künstlerisches Schaffen stilistisch umso näher beieinander, sodass dieses vorliegende Kollaboration als durchaus naheliegend zu bezeichnen ist, dürften sich große Überschneidungen in der Hörerschaft finden. Gerecht aufgeteilt, tragen beide Projekte jeweils drei Tracks zur Splitveröffentlichung bei, wenngleich die Spielzeit von WEHMUT etwas länger ausfällt.
Los geht es allerdings zunächst mit SKOGNATT und atmosphärischem Black Metal, der zwar sicherlich auch seine rauen Momente besitzt, insgesamt jedoch einen verträumten, melancholischen Charakter vorweist. Lediglich von einigen kurzen, rasanten Passagen unterbrochen, dominiert ein eher gemächlich treibender, stellenweise fast schon als lässig zu bezeichnender Schlagzeugrhythmus, der Basis für die flirrenden Riffs ist, die viel Platz für schwelgenden Akustikarrangements bereit halten und darüber hinaus von sehnsüchtigen Melodien durchzogen werden. Es sind eben diese eindringlichen Leads, die dabei den Charme des Materials ausmachen, das ansonsten eher schlicht daher kommt und auch nicht allzu viel Variation bieten kann. So folgen alle drei Songs im Grunde einem sehr ähnlichen Muster und sind daher auf diese besonderen Momente angewiesen, in denen die verspielten Sechssaiter große Emotionen hervorrufen. Zwar fehlt es SKOGNATT noch an einer richtig eigenen Note und dennoch wissen die eingängigen Tracks mit ihrem weichen Klang sowie den unaufdringlich eingearbeiteten Details zu gefallen.
Es ist kein wirklich auffallender stilistischer Bruch, den der Wechsel zum folgenden Beitrag von WEHMUT mit sich bringt, schlagen die rund 7-minütigen Stücke des fränkischen Musikers in eine ganz ähnliche Kerbe. Er selbst beschreibt sein düsteres Schaffen als Depressive Black Metal, doch ist das dargebotene Liedgut weit davon entfernt, sich als vertonte Hoffnungslosigkeit zu offenbaren, sodass sich diese selbst gewählte Bezeichnung vermutlich in erster Linie auf die Texte bezieht, die sich mit Depressionen und Selbsthass auseinandersetzen, was sich in plakativen Titeln wie „Krank“ oder „Todeswunsch“ widerspiegelt. Vielmehr ist WEHMUT ebenfalls oft in einem recht dynamischen Uptempo unterwegs, in dem neben den krächzenden Vocals ausschweifende Melodien hervorstechen, die in „Traum“ sehr ansprechend mit tristem Ambient vermengt werden. Trotz des oft verzweifelt wirkenden Grundtenors, sind alle Songs dennoch sehr energiegeladen und kraftvoll, was sie ein Stück weit von manch anderen Kapellen des Genres unterscheidet. Etwas schade ist, dass sich die einzelnen Titel auch hier nicht sonderlich stark voneinander unterscheiden, was insbesondere am durchgängig fast gleichbleibenden Tempo liegt.
Es stellt sich die Frage, ob es für die Splitveröffentlichung letztendlich von Vor- oder doch eher Nachteil ist, dass SKOGNATT und WEHMUT klanglich so nahe beieinander liegen. Zwar sprechen beide Projekte im Grunde eine identische Zielgruppe an, sodass alle, die sich dem Genre zugetan fühlen, sicherlich mit beiden Beiträgen etwas anfangen können, doch wird auf der anderen Seite so auch nur recht wenig Variation geboten. Schlussendlich muss dies aber nicht zu negativ bewertet werden, haben hier doch immerhin zwei Musiker zusammen gefunden, die die gleiche künstlerische Vision haben, die mit ansprechenden und kurzweiligen Songs umgesetzt wird. Die physische Auflage auf CD umfasst lediglich 50 Exemplare, sodass Eile geboten ist, soll die Split nicht nur auf dem Rechner abgespeichert, sondern auch in den Schrank gestellt werden.