Gibt es eine Existenz neben dem eigenen Ich? Fehlen nicht jegliche Beweise, dass all die anderen Menschen nicht nur bloße Visionen des eigenen Bewusstseins sind und gar keine tatsächliche Realität? Dies sind die existentiellen Fragen, natürlich etwas vereinfacht formuliert, mit denen sich die philosophische These des Solipsismus auseinandersetzt. Inwiefern dies ebenfalls auch auf SOLIPSISM zutrifft, kann an dieser Stelle leider nicht genau gesagt werden, ist die Lyrik des ersten Werkes des erst vor zwei Jahren gegründeten Trios vollständig auf Slowakisch gehalten. Jedoch lässt der bedeutungsschwangere Titel namens „TRHLIONY V (NE)SKUTOČNOSTI“ durchaus einige tiefgründigere Botschaften erwarten. Wer dieser osteuropäischen Sprache nicht mächtig oder schlicht zu faul ist, nach einem Wörterbuch zu greifen, dem sei gnädigerweise verraten, dass dies übersetzt in etwa so viel wie „Die Brüche in der (Un)Wirklichkeit“ bedeutet und somit zumindest eine grobe Andeutung an den Solipsismus erkennen lässt.
Es finden sich fünf Tracks auf dem Debüt der Truppe, die auf diesem melancholischen Black Metal darbietet, dessen Stimmung zwar stilecht lebensverneinend ist und besonders auf Grund der recht rohen Produktion ziemlich freudlos daherkommt und trotzdem enorm kraftvoll ausfällt, besteht das Songwriting doch keinesfalls nur aus trägen Midtempopassagen. Auf die zarten Akustikgitarren des eröffnenden „Ozveny minulosti“ folgt mit „Posledný nech zhasne“ ein abwechslungsreicher Track, der mit rumpelnder Doublebase und garstigem Riffing zunächst sehr ungestüm losbricht, nach und nach jedoch von kurzen Klavierarrangements und melodischen Momenten durchzogen wird. Gleich bleiben allerdings die rauen Vocals, die ihren Unmut ungeschminkt hinausbrüllen und wenig Variation bieten. In den nachfolgenden Stücken behält „TRHLIONY V (NE)SKUTOČNOSTI“ dieses Konzept bei und offenbart ansprechend strukturierte Kompositionen, in denen die triste Marschrichtung zwar weiterverfolgt wird, doch stets Platz für Einsätze des Tasteninstrumentes sowie weitere Auflockerungen in Form von schwermütigen Melodien oder dramatischen Tempowechseln ist.
Ein wenig gewöhnungsbedürftig ist zweifelsohne der bereits angesprochene kantige Sound der nicht ganz halbstündigen EP, der sicherlich genauso von SOLIPSISM beabsichtigt wurde. In gewisser Weise ist das unpolierte Klanggewand tatsächlich passend und unterstreicht den niedergeschlagenen Tenor des tristen Materials noch zusätzlich. Auf der anderen Seite sind die Songs stellenweise zu ausgefeilt und liebevoll gestaltet, dass ihnen eigentlich eine Produktion zustehen würde, die zumindest eine ausbalancierte Lautstärke der einzelnen Instrumente gewährleistet.
Folglich ist es beim Genuss von „TRHLIONY V (NE)SKUTOČNOSTI“ von Vorteil, keine besonders audiophile Neigung zu besitzen und sich zudem in der richtigen Gefühlslage für derart melancholisches Liedgut zu befinden. Sind diese beiden Voraussetzungen gegeben, so wird der erste Rundling von SOLIPSISM sicherlich gefallen können.