Solstice – Death’s Crown Is Victory
Eine gefühlte Ewigkeit ist es her, dass mit “NEW DARK AGE“ eines der wichtigsten Werke des epischen Doom Metals veröffentlicht wurde, das auch nach all der langen Zeit nichts von seinem anmutigen Zauber eingebüßt hat und nach wie vor in jede ordentlich sortierte Sammlung gehört. Leider wurde es nach 1998 recht bald sehr still um SOLSTICE, die sich in den folgenden Jahren mit einigen eher belanglosen Coversongs an diversen Splitveröffentlichungen beteiligten, sowie zwei umfangreiche Compilations zusammenstellten, statt ein weiteres Full-Length Album aufzunehmen und zudem mit zahlreichen Besetzungswechseln zu kämpfen hatten. Dennoch blieb “Richard M. Walker“ als einziges verbliebenes Gründungsmitglied stets standhaft und kann dieser Tage eine brandneue EP mit vier neue Songs präsentieren, die er zusammen mit einem fast ebenso frischen Line-Up aufgenommen hat.
In all die Freude über neues Material der englischen Kultformation mischt sich jedoch auch ein wenig Skeptik und so stellt sich die Frage, ob SOLSTICE nach mehr als anderthalb Dekaden noch ansatzweise an ihre grandiosen Taten der 90er anknüpfen können, wurde doch nahezu die gesamte Band ausgetauscht, allen voran Sänger “Morris Ingram“, der seinerzeit mit seiner ausdrucksstarken Stimme viel zum Charme von “NEW DARK AGE“ beitrug.
Gespannt wird so den ersten Takten des instrumentalen Openers “Fortress England“ gelauscht, der zunächst von leisem Vogelgezwitscher und dem sanftem Prasseln von Regen eröffnet wird, bevor sich schließlich die ersten Gitarrenspuren in diese idyllische Geräuschkulisse mischen und sich beständig steigern. Und tatsächlich, da sind sie wieder – jene großartigen Melodien, die schon Songs wie “The Sleeping Tyrant“ und “Cromlech“ ihren unverkennbaren Charakter verliehen haben und nun auch anno 2014 wieder auf “DEATH’S CROWN IS VICTORY“ zu finden sind. So knüpfen SOLSTICE fast nahtlos an ihr bisheriges Schaffen und halten mit den nachfolgenden Tracks zwei epische Hymnen bereit, die mit kraftvollen Riffs und sehnsüchtigen Leads aufwarten. Gehüllt in ein druckvolles und glasklares Soundgewand erweisen sich “I Am The Hunter“ und “Death’s Crown Is Victory“ als mächtige Doom Metal Kompositionen, die abseits der mal munter treibenden und mal schwer schleppenden Rhythmusarbeit auch mit allerlei verspielten Details aufwarten. Die so erzeugte stimmige Atmosphäre harmoniert dabei durchaus gut mit der gesanglichen Leistung von Neuzugang “Paul Kearns“, der zwar nicht ganz das Niveau seines Vorgängers erreichen kann, aber dennoch viel Emotion und Herzblut in seine Stimme legt und sicherlich die passende Wahl für “DEATH’S CROWN IS VICTORY“ ist. Zum Abschluss gibt es mit “Aequinoctium II“ nochmals ein kurzes Instrumentalstück, das zwar an sich nett arrangiert ist, aber eher unauffällig vor sich hin plätschert.
SOLSTICE melden sich mit diesem Werk eindrucksvoll zurück und beweisen, dass sie noch immer wissen, wie klassischer Doom Metal zu klingen hat. Wenn “DEATH’S CROWN IS VICTORY“ auch nicht die Klasse von “NEW DARK AGE“ erreicht und mit einer Laufzeit von gerade einmal 26 Minuten etwas mager ausgefallen ist, sind die vier enthaltenen neuen Stücke, die sicherlich keinen Fan der Briten enttäuschen werden, zweifelsohne ein Grund zur Freude.