Nachdem sie mit „PATRIARCHS OF EVIL“ zuletzt ihr 30-jähriges Bestehen zelebrierten, melden sich VARATHRON nun fünf Jahre später mit einem neuen Langspieler zurück, der somit im Grunde schon wieder rechtzeitig zu einem kleinen Jubiläum erscheint. Zwar mögen sie sich bei der Fertigstellung vollwertiger Alben stets sehr viel Zeit gelassen haben und trotzdem haben “Necroabyssious“ und seine häufig wechselnden Kollegen regelmäßig frisches Material veröffentlicht und mag es in der Form von zahlreichen Splits, EPs oder Demos gewesen sein. Trotz seines ausdauernden Schaffens über all die vergangenen Jahrzehnte, ist es dem letzten verbliebenen Gründungsmitglied nie gelungen, mit VARATHRON die verdiente Anerkennung in der breiten Masse zu erhalten.
Dies ist besonders dieser Tage schade, wurde nicht nur mit der bereits genannten letzten Platte sowie dem ersten Livealbum namens „GLORIFICATION UNDER THE LATIN MOON“ in den letzten paar Jahren zwei absolut starke Spätwerke vorgelegt, wie sie nicht vielen Bands mit einer solchen Historie gelingen, scheint sich dieser zweite Frühling doch auch mit dem aktuellen Langspieler weiter fortzusetzen. Auf diesem knüpfen die hellenischen Recken den kompositorischen Ansatz des viel gelobten Vorgängers an, nehmen aber an einigen Stellen ein paar wichtige Veränderungen vor. Denn führt „Ascension“ noch mit reichlich Bombast in die mystischen Klangwelten von „THE CRIMSON TEMPLE“ ein, zeigt schon „Hegemony Of Chaos“ einen deutlich schlankeren und erdigeren Sound, in dem die opulenten Keyboards deutlich in den Hintergrund gerückt wurden. Stattdessen fokussieren sich VARATHRON auf eine markante Saitenarbeit, die mit harschen Riffs, aber auch vielen eingängigen Leads überzeugt und stets abwechslungsreich bleibt. So herrscht nicht immer nur eine düster schwarzmetallisch Stimmung vor, erklingen zuweilen auch Arrangements, die deutlich von klassischem Heavy Metal beeinflusst sind und angenehm frisch klingen, wie etwa „Cimmerian Priesthood“ in einigen Passagen.
Daneben greifen VARATHRON aber auch wieder oft auf folkloristische Elemente zurück, die zwischen erhabener Epik und okkulter Finsternis balancieren, wobei „Constellation Of The Archons“ beide Welten in sich vereint. In gewisser Weise bedrohlich wirken die düster orientalischen Akzente in „Immortalis Regnum Diaboli“ als einem der aggressivsten Songs. Es ist diese Vielschichtigkeit, die „THE CRIMSON TEMPLE“ zu einem wirklich angenehmen und kurzweiligem Hörerlebnis werden lässt, harmonieren doch all die unterschiedlichen Idee fast ausnahmlos sehr gut miteinander und selbst ein getragener und wenig spektakulärer Track wie „Sinners Of The Crimson Temple“ lebt letztendlich doch durch seine tolle Melodiearbeit sowie den kraftvollen Gesang. Da erneut Wert auf ein detailreiches Songwriting gelegt wurde, überzeugen die zehn Titel durch die Bank weg und unterscheiden sich qualitativ oft nur in Nuancen.
Nach alle den vielen Jahren haben sich VARATHRON natürlich erheblich vom rohen Sound ihres Debütalbums entfernt und dennoch
lassen sich in den grundlegenden Strukturen der Kompositionen noch ausreichend Parallelen finden, die zeigen, dass VARATHRON ihren Wurzeln noch immer treu sind. Dies zeigt „THE CRIMSON TEMPLE“ letztendlich auch mit „Swamp King“ als schönem Wink in Richtung der alten Tage. Daher sollte es sich heutzutage auch noch für Fans der kultigen Frühwerke lohnen, die neuen Alben anzutesten.