Vesen – Rorschach

30. September 2017
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Es ist wohl eine eher ungewöhnliche Thematik für eine Platte, auf der angeschwärzter Thrash Metal zelebriert wird, sich mit der fast einhundert Jahre alten Psychodiagnostik nach Hermann Rorschach auseinanderzusetzen und vielleicht macht gerade dies das schlicht als “RORSCHACH“ betitelte Konzeptalbum von VESEN so interessant, dessen Artwork von einem für das Testverfahren genutzten Tintenklecks geziert wird. Zwar mag dieser lyrische Ansatz noch so progressiv und tiefgründig erscheinen, die zugehörigen Kompositionen erweisen sich dennoch als reichlich archaisch.

Die anfänglichen Vermutungen, dass die norwegischen Recken versucht haben ebenfalls das Songwriting ihres fünften Langspielers auf ein höheres Level zu heben, um es der ungewöhnlichen Lyrik anzupassen, werden von “Damnation Path“ augenblicklich im Keim erstickt, entpuppt sich der kurze Opener als fiese Thrashattacke mit sägenden Gitarren und einem in den höchsten Tönen keifenden Sänger, der ganz den Eindruck macht, als sei eine psychologische Behandlung tatsächlich angemessen. In den nachfolgenden neun Tracks warten nur wenige Überraschungen auf den Hörer, der sich vielmehr von einem wilden Riffchaos umgeben findet, das von VESEN nahezu dauerhaft in einem hohem Tempo aufrecht erhalten wird. Zweifelsohne gelingt es der Truppe um Ronny Østli und Thomas Ljosåk, die beide auch bei DEVIL aktiv sind, mit Titeln wie “Crown Of Scars“ oder “Target: Horizon“ amtliche Songs vorzulegen, die griffige Passagen mit ordentliche Groove bereit halten. Doch obwohl das Material von “RORSCHACH“ gut ins Ohr geht, ist es bis auf einzelne Ausnahmen insgesamt zu unspektakulär und gewöhnlich. Ausgerechnet die eher getragenen Stücke à la “Blood, Bones And Pride“ oder “Away The Tormentor“ erzeugen mit ihrer doomigen Ausrichtung samt pechschwarzen Leads eine wirklich düstere Atmosphäre, die sowohl die irren Vocals prächtig in Szene setzt, als auch eine authentischere Basis für das Konzept des Album bietet.

Würde der Fokus von “RORSCHACH“ mehr auf dieser Verschmelzung von Black und Thrash Metal liegen, wie es zuvor von Soulseller Records angekündigt wurde, könnten VESEN sicherlich deutlich mehr Eindruck hinterlassen, gräbt sich besonders der zuletzt genannte Song mit seinen beklemmenden Melodienlinien tief unter die Haut. So bleibt lediglich ein ordentlich gemachtes Album, dessen Thrash Metal für das gewählte Thema zu rockig und zahm ausfällt und stattdessen wirklichen Wahnsinn vermissen lässt.

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