Wolfsgrey – You Don’t Hurt Me

Den meisten Lesern von EVILIZED dürften SICULICIDIUM mittlerweile ein Begriff sein, wurden an dieser Stelle doch schon mehrere Veröffentlichungen der recht eigenwilligen Truppe aus Rumänien vorgestellt. Zwar liegt die letzte Platte des transilvanischen Duos mit “HOSSZÚ ÚT AZ ÖRÖKKÉVALÓSÁGBA“ schon volle vier Jahre zurück, doch ganz untätig waren die beiden Herren deswegen in der Zwischenzeit trotzdem nicht, sind diese doch nebenbei mit zwei Kollegen von DEATH NÖIZE zudem noch in WOLFSGREY aktiv und legen nach einigen Demotapes und dem Erstlingswerk namens “TRANSILVANIAN PLAGUESPREADER COMMITTEE“ in diesem Herbst das nächste Album des gemeinsamen Projektes vor. Wenig überraschend wird auch auf “YOU DON’T HURT ME“ derbster Lo-Fi Black Metal mit schepperndem Garagensound dargeboten, wie er in ähnlicher Weise von SICULICIDIUM bekannt ist.

Ein paar dezente Unterschiede existieren allerdings dennoch zwischen den beiden Kapellen, denn während SICULICIDIUM ihrem Material noch weitestgehend einen atmosphärischen Charakter in der Tradition des klassischen skandinavischen Black Metals verleihen, herrscht bei WOLFSGREY einzig das pure Chaos. Es ist im Grunde nichts als rotzigster Punk mit einer Handvoll schwarzmetallischer Anleihen, der auf “YOU DON’T HURT ME“ regiert und die Nerven des Hörers stellenweise auf eine harte Probe stellt. Ganz abgesehen von der extrem ruppigen Produktion, mit der sich Fans früher Platten von HORNA oder SARGEIST noch ziemlich schnell anfreunden dürften, ist es ebenfalls die stellenweise unbeholfene Bedienung der Instrumente, die gehörig ins Staunen versetzt. Natürlich sind die zahlreichen Timingfehler oder gar komplette Aussetzer des Drummers irgendwo gewollt – sonst hätte wohl niemand diese Aufnahmen zur Veröffentlichung freigegeben – und passen hervorragend zum laut dröhenden Klang der Snare.

Zwar finden sich in “You Don’t Hurt Me“ oder “Turn The Lights Off“ tatsächlich ein paar vereinzelte Passagen mit puristisch, stimmungsvollem Black Metal, die allerdings stets nur von sehr kurzer Dauer sind und schnell wieder dem dreckig, punkigen Charakter von “Iron Vagina Of The Countess“ oder “From Cunt To The Grave“ die Vorherrschaft einräumen, der von einem primitiven Riffing mit polterndem Beat lebt, über den sich das kehlige Geröchel von Béla Lugosi legt. Dieser klingt ein wenig danach, als habe er die letzte schlimme Bronchitis noch nicht so ganz überstanden. Als sei dies alles nicht schon morbide genug, streuen WOLFSGREY in “Unbreakable“ noch abgedrehte Synthesizer ein und liefern zu guter Letzt mit „Daráló“ eine sehr eigene Coverversion von “Black Math“ von THE WHITE STRIPES ab, die dem Stil der verrückten Rumänen wunderbar grotesk angepasst wurde.

Es lässt sich nur allzu leicht vorstellen, welchen Spaß die Truppe im heimischen Proberaum beim Komponieren der Platte hatte, zweifelsohne wohl wissend um den absolut verstörenden Eindruck, den diese hinterlässt. Somit ziehen WOLFSGREY auf “YOU DON’T HURT ME“ ihr eigenes Ding durch, ohne sich um irgendwelche Konventionen zu scheren oder auf hohe Verkaufszahlen zu spekulieren, denn dafür bedienen die Osteuropäer eine zu kleine Nische. Dies ist der Band auf jeden Fall anzurechnen, auch wenn ihr Schaffen rein musikalisch betrachtet als sehr gewöhnungsbedürftig bezeichnet werden muss.

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