Wycca – Lumiére
Es sind nicht gerade wirklich viele Informationen, die sich über WYCCA finden lassen, wurde das französische Projekt doch erst im vergangenen Jahr gegründet und legt mit „LUMIÉRE“ in diesem Juni seinen ersten Output vor, bei dem es sich allerdings umgehend um einen vollwertigen Langspieler handelt, wenngleich sich dessen Laufzeit auf nur etwas mehr als eine halbe Stunde begrenzt. Da die Platte bei Epictural Productions erscheint, lässt sich vermuten, dass eine Beziehung zu den übrigen Bands besteht, die dort unter Vertrag stehen und tatsächlich war Robin Boucher zuvor unter anderem bei HEIMSGARD als auch MALEVOLENTIA aktiv, bevor er sich dazu entschloss, künftig alleine tätig zu werden.
Anstatt nun also lediglich den Tieftöner zu bedienen, zeichnet er sich bei WYCCA nicht nur für sämtliche Instrumente sowie auch die Vocals verantwortlich, sondern eben auch das gesamte Songwriting, mit dem er sich doch ein gutes Stück weit vom Schaffen seiner vorherigen Kapellen entfernt, wenngleich „LUMIÉRE“ eine facettenreiche Melange aus amtosphärischem Black Metal und düsterem Folk bereit hält. In dieser ist jedoch weder Platz für symphonischen Bombast, noch für schunkelige Melodien. Dies zeigt sich schon mit den schamanisch anmutenden Percussions und Gesängen im eröffnenden „Equanimité“, in dem die naturverbundene Thematik des Artworks unmittelbar aufgegriffen wird, wenngleich das computergenerierte Motiv handwerklich jedoch nicht wirklich besonders gelungen umgesetzt wurde und eher abschrecken dürften. Dies sollte es aber nicht, denn die teils verschachtelten acht Tracks wissen mit ihren vielen Details in einigen Passagen zu gefallen, zu denen in „Saignée de cendres“ oder „La valse du chamane“ nicht nur pfeilschnelle Leads zählen, sondern auch stimmungsvolle Choräle, die inmitten der finsteren Raserei ganz besondere Akzente setzen können. Es wird versucht, jedem einzelnen der Songs seinen ganz eigenen Charakter zu verleihen und dies gelingt auch soweit, doch zuweilen schießt Robin Boucher hiermit ein wenig über das ansvisierte Ziel hinaus, fühlt sich beispielsweise „Grand dragon blanc“ etwas überladen an, wenn sich zwischen den mehrstimmigen Gesängen sowie der im Dauerfeuer polternden Doublebase plötzlich auch noch dissonante Breaks in recht hektischer Art und Weise ihren Platz erkämpfen. Deutlich songdienlicher wurden da schon die zweite Hälfte von „Profondeurs rampantes“ mit ihren ruhigen effektunterlegten Gitarren oder „Eclosion“ gehalten, in dem das die Platte eröffnende Motiv mit Percussions und klarem Gesang weitergeführt wird. Es wirkt stellenweise so, als könne er sich nicht zwischen traditionell orientiertem Black Metal und ritueller Folklore entscheiden und daher versuchen, diese mit Gewalt zu vereinen, was nur bedingt gelingt, sind die Kontraste zwischen einzelnen Titeln zuweilen schon enorm.
Nichtsdestotrotz beinhaltet „LUMIÉRE“ zahlreiche tolle Ideen, von denen gerade die eher experimentellen sich im Gedächtnis halten können, sodass WYCCA den hier präsentierten Ansatz auf zukünftigen Werken weiterentwickeln und reifen lassen können, um somit vielleicht schon beim nächsten Mal ein in sich stimmigeres und stringenteres Album zu erschaffen. Als konkreter Anspieltipp sei an dieser Stelle noch „Nébuleuse des âmes“ genannt, funktioniert die Kombination beider Elemente in dem leidenschaftlichen Song am Besten.