Nein, es handelt sich bei “NIGHT OF SACRIFICE“ nicht um ein lange vergessenes Demotape aus früheren Zeiten, wenngleich sowohl die kratzige Produktion als auch das altbackene schwarzmetallische Songwriting der fünf Kompositionen exakt dies vermuten lassen. Vielmehr liegt die Veröffentlichung dieses Debütalbums von FORTRESS OF THE OLDEN DAYS erst wenige Tage zurück, sodass das Werk als sehnsüchtiger Blick zurück in die grauen Anfangstage des Genres verstanden werden darf. Nun mag es kritische Stimme geben, die einwerfen, dass es viele derartiger Platten gibt, die sich vermeintlich zwanghaft an vergangene Taten ihrer Idole festklammern und dabei komplett den eigenen Blick nach vorne vergessen.
Zugegeben, dies ist bei der heutigen Unmenge an oft minderwertigen Veröffentlichung und deren rascher Verbreitung über soziale Netzwerke eine durchaus legitime Sichtweise, die niemandem wirklich abgesprochen werden kann und so liegt es letzten Endes ganz im persönlichen Ermessen, eine Platte wie “NIGHT OF SACRIFICE“ ohne eine genauere Betrachtung als eine von vielen abzutun oder dagegen als nostalgisches Manifest an einen allmählich schwindenden Geist zu betrachten. Tatsächlich empfiehlt sich im Falle von FORTRESS OF THE OLDEN DAYS letztere Option, entpuppt sich das Erstlingswerk von “Stlprt“ aus dem schwäbischen Augsburg als leidenschaftlich arrangiertes Epos atmosphärischen Black Metals, das sich jeglicher Innovation entzieht.
Dies bedeutet im Gegenzug jedoch nicht, dass es sich beim Material von “NIGHT OF SACRIFICE“ um primitives Geschrammel handelt, wenngleich der stark rauschende Sound einen solchen Eindruck in den ersten Takten durchaus vermitteln kann. Vielmehr eröffnen hymnische Tracks wie “Night Of Sacrifice I – Sacrificial Offerings To The Golden Hermit“ oder “Night Of Sacrifice III – All In One, One In Awe“ dicht verwobene Strukturen aus kalt klirrenden Riffs sowie melodischen Leads, die sich zu einer sehr stimmungsvollen Einheit mit emotionalem Charakter zusammensetzen. Trotz epischer Längen von bis zu einer Viertelstunde verlieren die Stücke nie ihren Reiz, versteht es “Stlprt“ durch häufige Tempowechsel und eingeflochtene Intermezzi dauerhaft einen erhabenen Charakter aufrecht zu erhalten. Nicht zuletzt erweisen sich die morbiden Vocals, die von einem heiserem Kreischen über meditatives Rufen bis hin zu gefühlvollem Klargesang reichen, perfekt auf das düstere Instrumentalgerüst abgestimmt.
Somit darf “NIGHT OF SACRIFICE“ möglicherweise als Auflehnung gegenüber der sich vollziehenden Entwicklungen im Black Metal fort von seinen Wurzeln interpretiert werden. Immerhin würde das melancholisch dahinsiechende “Interlude: Revolt Against The Modern World“ sowie natürlich der Name des Projektes dies nur unterstreichen. In jedem Fall jedoch lohnt es sich für Liebhaber von EVILFEAST oder NOCTERNITY der Internetpräsenz von FORTRESS OF THE OLDEN DAYS einen Besuch abzustatten. Auf dieser lässt sich “NIGHT OF SACRIFICE“ kostenfrei beziehungsweise gegen eine kleine Spende herunterladen. Im physischen Format ist das 40-minütige Werk leider nicht erhältlich.